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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X
Autoren: Andre Norton
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hatte. Aber er zögerte, die Szene in dem keilförmigen Raum zu beschreiben, wo er aus den Thal-Mustern den Schatz geformt hatte. Er wußte, daß es keine Illusion gewesen war. Aber würde sie ihm glauben? Er konnte diesen Teil der Geschichte einfach nicht erzählen. Er lag zu nahe an dem Geheimnis seines eigenen Schatzes, den er mit niemandem teilen mochte.
    »Sie glaubten gefunden zu haben, wonach sie suchten«, sagte er.
    »Ein Teil der Illusion.« Sie nickte, und da es eher eine Feststellung als eine Frage gewesen war, schwieg Diskan.
    »Und dann gingen sie aufeinander los«, fuhr er fort und erzählte ihr, was weiter geschehen war.
    »Dann …«, sie streckte die Hand aus, um die Decke, die den Zacathan umhüllte, zu glätten, »… dann haben sie in Wirklichkeit überhaupt nichts gefunden. Es wartet immer noch auf den Erhabenen. Und wenn das hier alles vorüber ist, kann er die Suche von neuem beginnen!«
    Diskan straffte sich. Wieder Herumschnüffeln, Grabungen, Zerstörung im Herzen von Xcothal?
    Nicht so, Bruder. Für jene, die keine Augen, keine Ohren haben, gibt es weder Licht noch Ton noch Sein. Später vielleicht kommen jene, die hören und sehen können – und für sie wird Xcothal offen sein. Für die anderen aber – nichts. Und sie werden ihres erfolglosen Suchens müde werden und gehen … Rasch kam die lautlose Antwort.
    »Vielleicht«, sagte Diskan laut, aber er glaubte, daß Zimgrald, wenn er wieder gesund wurde, nie nach Xcothal zurückkommen würde.
    »Und wenn er wiederkehrt – wirst du ihm helfen?«
    Ihre Hände bewegten sich, als schöben sie eine Last von sich, die sie nicht mehr auf sich laden wollte. »Wenn er mich darum bittet, werde ich es tun. Aber …«
    »Aber du hoffst, er wird dich nicht darum bitten – das ist die Wahrheit, nicht wahr? Haßt du diese Stadt so sehr?«
    »Ich … ich glaube, ich fürchte mich vor ihr. Irgend etwas schlummert hier. Und es zu wecken …«
    »Würde eine Welt verändern«, sagte Diskan leise.
    »Aber ich will diese Veränderung nicht!« flüsterte sie.
    »Dann wird sie für dich auch nicht kommen. Du brauchst keine Angst zu haben; sie wird nicht kommen …«
    Sie hob die Augen. »Du – du bist so anders. Und du weißt etwas, nicht wahr?«
    Diskan nickte. »Ich weiß etwas. Ich habe gesehen, wie sich die Welt veränderte …«
    »Und du hast keine Angst gehabt.« Wieder eine Feststellung, keine Frage.
    »Ja, in gewisser Weise hatte ich Angst, sehr viel Angst.«
    »Aber jetzt nicht mehr.«
    »Nein.«
    Bruder – vom Himmel – es kommt!
    Diskan sah es. Ein Stern ohne feste Position am Himmel, der in weitem Bogen über den Himmel glitt. Es war ein Schiff in der Umlaufbahn, kurz vor der Landung. Die Patrouille?
    »Ein Raumschiff!« Auch Julha hatte es jetzt gesehen und stand auf. »Hilfe für uns?«
    »Ich glaube schon. Kannst du wieder gehen?«
    »Ja, o ja!«
    Diskan lud den Zacathan wieder auf seinen Rücken. Jetzt, da alles sich dem Ende näherte, plagten ihn wieder Zweifel. Was er tun wollte, war, eine Tür fest hinter sich zuschließen – eine Tür, die sich, einmal geschlossen, nie wieder für ihn öffnen würde. Trotz aller Sorgen in der Vergangenheit war es schwer, einen für die Zukunft so folgenschweren Schritt zu tun.
    Julha begann zu laufen, aber Diskan bewegte sich wesentlich langsamer. Dies konnte das letzte Mal sein, daß er mit jemandem von seiner eigenen Rasse zusammen ging.
    Jemand kommt!
    »Diskan?« Ein Ruf aus der Nacht.
    »Drustans – hier!« Der Ruf war aus einiger Entfernung gekommen und ließ ihm noch ein paar Augenblicke Zeit.
    Er legte Zimgrald nieder. Zimgrald war wahrscheinlich derjenige von allen, der der Wahrheit am nächsten gekommen war – der Einfluß des X-Faktors, den kein Mensch kontrollieren konnte. Aber da waren immer noch diese Zweifel in letzter Minute, jenes Gefühl, in zwei verschiedene Richtungen gleichzeitig gezerrt zu werden, und er verlor ein wenig von jener Sicherheit, die ihn den größten Teil der Nacht erfüllt hatte.
    »Warum wartest du hier?« Julia kam zurückgerannt. »Der – der Erhabene – geht es ihm schlechter?« Sie warf sich neben Zimgrald auf die Knie, und ihre Hände glitten über den verhüllten Körper.
    »Unverändert …«
    Vielleicht war es irgend etwas in Diskans Stimme, das sie aufblicken ließ. Diskan zog seinen Parka aus, löste dann den Gürtel und ließ beides neben der reglosen Gestalt des Zacathan zu Boden fallen.
    »Was – was machst du da?«
    »Ich gehe. Ihr seid in
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