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Der Ewige Held

Der Ewige Held

Titel: Der Ewige Held
Autoren: Michael Moorcock
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mit beiden Händen über dem Kopf hielt und zu der Klinge hochsah.
    „Endlich!" brüllte er. „Endlich kann Erekose sich an dem rächen, das so lange sein Schicksal manipuliert hat! Ich werde das kosmische Gleichgewicht zerstören! Mit dem Schwarzen Schwert werde ich all das Leid zurückzahlen, das ich durch all die Zeitalter des Multiversums erdulden mußte. Nicht länger diene ich der Menschheit. Jetzt diene ich nur dem Schwert. Und so befreie ich mich aus den Ketten der Äonen!"
    Und das Schwert stöhnte und zuckte ungeduldig, und sein schwarzes Leuchten fiel auf Erekoses Heldengesicht und spiegelte sich in den schlachtendurstigen Augen.
    „Jetzt vernichte ich das Gleichgewicht!"
    Das Schwert schien Erekose vom Boden zu reißen, ihn hinauf in den Himmel zu ziehen, wo das Symbol des Gleichgewichts, die Waage, still und friedlich hing. Und Erekose, der Ewige Held, war zu gewaltiger Größe gewachsen, und das Schwert warf finster seinen Schatten auf das Land.
    Hawkmoon ließ die Augen nicht vom Himmel, aber er flüsterte Jhary-a-Conel zu: „Jhary - das Juwel! Legt es vor mir auf den Boden!"
    Und Erekose holte mit beiden Armen zum Schlag aus - und ließ das Schwert herabsinken.
    Ein Laut erklang, als läuteten zehn Millionen Glocken auf einmal, und dann ein Schmettern, als spalte sich der Kosmos. Das Schwarze Schwert schnitt durch die Ketten, die eine der Waagschalen hielten. Sie fiel.
    Die andere Schale schnellte hoch, und der Waagebalken schwang heftig auf seiner Achse.
    Und die Welt erzitterte.
    Der gewaltige Kreis der Statuen bebte, und sie drohten einzustürzen. Und alle, die es sahen, hielten erschrocken den Atem an.
    Und irgendwo fiel etwas und zerbrach in unsichtbare Scherben.
    Sie hörten Gelächter vom Himmel, aber es war unmöglich zu sagen, wer hohnlachte - der Mann oder das Schwert.
    Erekose, gigantisch und erschreckend, zog die Arme zum zweiten Hieb zurück.
    Das Schwert schwang durch den Himmel. Blitze zuckten, Donner grollte. Es durchschnitt die Ketten der anderen Waagschale, und auch sie fiel.
    Und wieder erzitterte die Welt.
    „Ihr habt die Welt von den Göttern befreit, doch nun nehmt ihr ihr auch die Ordnung."
    „Nur die Macht!" erklärte Hawkmoon.
    Der Steuermann sah ihn verstehend an.
    Hawkmoon blickte auf den Boden, wo das Schwarze Juwel stumpf und leblos vor ihm lag.
    Dann schaute er zum Himmel auf, als Erekose das Schwert zum dritten und letzten Mal herabsausen ließ und nun auch das mittlere Waagestück zerstörte.
    Ein grelles Licht zuckte aus den zerschmetterten Überresten, und ein seltsames, fast menschliches Heulen hallte gellend durch die Welt. Da waren sie geblendet und nahezu taub.
    Aber Hawkmoon hörte trotzdem das eine Wort, auf das er gewartet hatte. Er vernahm Erekoses Titanenstimme:
    „JETZT!"
    Und plötzlich vibrierte der Runenstab voll Leben in Hawkmoons rechter Hand, und das Schwarze Juwel pulsierte. Da hob Hawkmoon den Arm zu einem mächtigen Hieb, dem einzigen, der ihm vergönnt sein würde.
    Mit aller Kraft schlug er den Runenstab auf das pulsierende Juwel.
    Das Juwel zersplitterte. Es schrie vor Wut und stöhnte und ächzte. Auch der Stab in Hawkmoons Hand zersplitterte. Und das dunkle Licht, das aus dem zerschmetterten Juwel drang, vermischte sich mit dem goldenen Licht aus den Überresten des Stabes. Ein Heulen, ein Wimmern, ein Winseln erhob sich und erstarb allmählich, und eine Kugel aus rötlicher Substanz hing vor ihnen. Sie glühte nur schwach, denn die Macht des Runenstabs hatte die Macht des Schwarzen Schwertes aufgehoben. Dann schwebte die rote Kugel himmelwärts, höher, immer höher, bis sie hoch über ihren Köpfen anhielt.
    Da erinnerte sich Hawkmoon an den Stern, der dem Dunklen Schiff auf seiner Reise durch die Meere des Limbus gefolgt war. Und dann nahm das warme Rot der Sonne die rote Kugel auf.
    Das Schwarze Juwel war nicht mehr. Der Runenstab war nicht mehr. Vernichtet waren auch das Schwarze Schwert und das kosmische Gleichgewicht. Einen flüchtigen Augenblick hatte ihr Geist gleichzeitig Zuflucht im Juwel und im Stab gesucht. Und in diesem Moment, als das eine das andere vernichtete, konnte Hawkmoon das eine benutzen, um das andere zu zerstören. Das hatte Erekose mit ihm vereinbart, ehe er das Schwarze Schwert nahm.
    Und nun fiel etwas vor Hawkmoons Füße.
    Weinend kniete Ermizhdad sich neben den Leichnam. „Erekose! Erekose!"
    „Er hat alles wiedergutgemacht", sagte Orland Fank. „Und nun ruht er in Frieden. Er fand Tanelorn, und er fand
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