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Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Titel: Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
Autoren: Michael Moorcock
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mein Frühstück vorbereiteten. Oder waren es die Sklaven? War es nicht meine Frau, die durch das Zimmer ging, um den Jungen zu wecken, wie sie es jeden Morgen tat?
    Ich öffnete meine Augen, in der Erwartung, sie zu sehen.
    Es war nicht meine Frau. Noch befand ich mich in dem Schlafzimmer der Wohnung, in der ich als John Daker gelebt hatte.
    Ich sah auch keine Sklaven.
    Statt dessen sah ich Iolinda. Sie lächelte auf mich nieder, während sie eigenhändig das Frühstück zubereitete.
    Einen Augenblick lang fühlte ich mich schuldig, als hätte ich auf irgendeine Art meine Frau betrogen. Dann erkannte ich, daß es nichts gab, weswegen ich mich schämen mußte. Ich war das Opfer des Schicksals - von Mächten, die ich nicht hoffen konnte zu verstehen. Ich war nicht John Daker. Ich war Erekose. Es war das beste, wenn ich diese Tatsache endgültig akzeptierte. Ein Mann mit zwei Identitäten ist ein kranker Mann. Also beschloß ich, John Daker so bald als möglich zu vergessen. Da ich jetzt nun einmal Erekose war, mußte mir das genügen. Darin war ich Fatalist.
    Iolinda brachte mir eine Schale mit Früchten. »Möchtet Ihr essen, Lord Erekose?«
    Ich wählte eine mir fremde, weiche Frucht mit rötlichgelber Schale. Iolinda reichte mir ein Messer. Ich versuchte mich damit, aber da ich die Frucht nicht kannte, wußte ich nicht, wie ich es anfangen sollte. Iolinda nahm sie mir aus der Hand und schälte sie für mich, während sie auf dem Rand meines Bettes saß und sich meiner Meinung nach ein bißchen zu sehr auf ihre Beschäftigung konzentrierte.
    Endlich war sie fertig, zerteilte die Frucht, legte sie auf eine Platte und reichte sie mir, wobei sie es immer noch vermied, mich direkt anzublicken. Ich nahm ein Stück von der Frucht und biß hinein. Sie hatte einen süßsäuerlichen Geschmack und war äußerst erfrischend.
    »Ich danke dir«, sagte ich. »Es schmeckt gut. Ich habe so etwas noch nie zuvor gegessen.«
    »Nicht?« Sie war überrascht. »Aber die ECREX ist die häufigste Frucht in Necralala.«
    »Du vergißt, daß ich ein Fremder in Necralala bin«, erinnerte ich.
    Sie neigte den Kopf zur Seite und betrachtete mich mit einem leichten Stirnrunzeln. Sie schob das dünne blaue Tuch zurück, das ihr goldenes Haar bedeckte und ordnete umständlich ihr dazu passendes blaues Kleid, wohl um ihre offensichtliche Verwirrung zu verbergen. »Ein Fremder .« murmelte sie.
    »Ein Fremder«, bestätigte ich.
    »Aber« - sie hielt inne - , »aber Ihr seid der größte Held der Menschheit, Lord Erekose. Ihr kanntet Necranal in seiner größten Blüte - als Ihr es regiertet. Ihr kanntet die Erde vergangener Zeiten, als Ihr sie von den Ketten befreitet, mit denen die Alten sie gefesselt hatten. Ihr wißt mehr von dieser Welt als ich, Erekose.«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich gebe zu, daß mir vieles vertraut ist und ständig vertrauter wird. Aber bis gestern war mein Name John Daker, und ich lebte in einer Stadt, die keine Ähnlichkeit mit Necranal hat, und mein Beruf war nicht der eines Kriegers oder auch nur etwas Vergleichbares. Ich leugne nicht, Erekose zu sein - der Name ist mir vertraut, und ich fühle mich wohl damit. Aber ich weiß nicht, WER Erekose war, jedenfalls nicht besser als du. Er war in alter Zeit ein großer Held, der, bevor er starb, den Schwur ablegte, daß er zurückkehren würde, um den Zwist zwischen Alten und Menschen zu entscheiden, sollte es nötig sein. Er wurde in einem ziemlich düsteren Grab an einem Hügel zur Ruhe gebettet, zusammen mit seinem Schwert, das nur er führen konnte .«
    »Das Schwert Kanajana«, murmelte Iolinda.
    »Es hat also einen Namen?«
    »Ja - Kanajana. Es - es ist mehr als ein Name, glaube ich. Es ist eine Art verschlüsselte Erklärung - eine Erklärung seiner genauen Beschaffenheit - der Kräfte, die es besitzt.«
    »Und gibt es irgendeine Sage, die erklärt, warum nur ich das Schwert führen kann?« fragte ich sie.
    »Es gibt mehrere«, erwiderte sie.
    »Welche gefällt dir am besten?« Ich lächelte.
    Dann, zum erstenmal an diesem Morgen, blickte sie mir voll in die Augen, ihre Stimme senkte sich, und sie sagte: »Mir gefällt die Legende, nach der Ihr der auserwählte Sohn des Guten seid, des Großen - daß Euer Schwert ein Schwert der Götter ist und daß Ihr es führen könnt, weil Ihr ein Gott seid - ein Unsterblicher.«
    Ich lachte. »Glaubst du das?«
    Sie senkte den Blick. »Wenn Ihr mir sagt, daß es nicht stimmt, dann muß ich es glauben«, sagte sie.
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