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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride
Autoren: Gail Giles
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irgendwas erzählen. Lass mich einfach gehen. Lass mich hier raus.«
    Ich bettelte ihn an. Ich wusste, dass mir das gar nichts bringen würde. Ich sehe fern. Ich lese Bücher, in denen es genau um solche Geschichten geht - die miesen Typen mögen es, wenn man sie anbettelt... Es geht ihnen dabei einer ab.
    Aber was blieb mir anderes übrig?
    ICH WAR IN EINER KISTE BEGRABEN!
    »Bitte. Lass mich gehen. Ich werde niemandem etwas erzählen.«
    »Oh, ich weiß, dass du niemandem etwas erzählen wirst. Ich bin mir so sicher, dass es mir egal ist, ob du weißt, wer ich bin.«
    Ich biss mir auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte. Er würde mich töten. Er ging wieder auf und ab. Über meiner Brust. Zurück über meinem Kopf. Er blieb stehen.
    »Mein Name ist Kyle Kirby. David Kirby ist - war mein kleiner Bruder.«
    Bis zu diesem Augenblick wusste ich nicht, dass die Zähne eines Menschen tatsächlich klappern können. Aber meine klapperten. Angst, wahre Angst ist etwas Körperliches. Der Name David überspülte mich wie eine kalte Welle und ich zitterte von den Zehen bis zu den Zähnen. Es schüttelte mich zu heftig, um meine linke Faust zu ballen. Meine Zähne ließen sich nicht aufeinanderpressen. Mein Körper gehorchte meinem Willen nicht.
    »Na, statten dir deine Schuldgefühle da unten einen kleinen Besuch ab?« Sein Flüstern war ruhig und gefasst. »Fragst du dich, wie viel ich weiß? Wie viel du abstreiten musst?«
    Meine Zähne klapperten immer noch. Ich hätte nicht antworten können, selbst wenn ich etwas zu sagen gehabt hätte.
    Als ich Kyle das erste Mal sah, war er halb nackt. Muskulös, blond und scharf, so ein kühler arischer Typ. Schweiß glänzte auf seinem sonnengebräunten muskulösen Oberkörper und er riss das Unkraut aus den Blumenbeeten des Country Clubs, als hasste er jede einzelne Pflanze.
    »Achtung, heißer Typ voraus«, sagte Erica. »Kyle Kirby. Meine Mom kennt seinen Vater.« Sie begann, wie ein Reporter Fakten aufzuzählen. »Er spielt im Baseballteam. Launisch. Hat nicht oft Dates. Soweit ich weiß, hatte er noch nie eine feste Freundin. Ei gentlich weiß ich nicht viel mehr über ihn. Er bleibt gern für sich.«
    Ericas Mom hatte uns am Club abgesetzt, wo wir den Nachmittag am Pool verbringen wollten. Vor uns stolzierten drei Elftklässlerinnen aus unserer Schule den Weg entlang.
    »Hey, Kyle«, flötete eine von ihnen. Er blickte auf und wischte sich den Schweiß von der Wange, indem er die Schulter hob und sein Gesicht daran rieb. Seine Hand hielt immer noch ein paar Unkrautpflanzen umklammert. Er antwortete nicht, sondern nickte ih nen nur gleichgültig zu, während er gleichzeitig die Pflanzen ausriss.
    Ein unnahbarer, scharfer Typ, dachte ich. Er wür digte Erica oder mich keines Blickes. Und das war der sicherste Weg, um mich zu erobern.
    Als das neue Schuljahr begann, spionierte ich sei nen Stundenplan aus. Dank Teds Strategieregeln wusste ich, wie ich die Nachforschungen am besten anstellte und sorgte dann dafür, dass ich »zufällig« immer »gerade da« oder »beim Gehen« war, wo Kyle sich aufhielt. Es war das erste Mal, dass ich einem Jungen nachstellte. Die einzige Reaktion, die mir meine Bemühungen einbrachten, war ein reservierter Blick, in dem so etwas wie Abneigung lag. Wenn ein Geschäft nicht aufgeht, akzeptiere es und versuche nicht, weiter etwas zu verkaufen.
    Ich vergaß Kyle Kirby.
    Der Lichtpunkt erschien wieder über mir.
    »Siehst du das, Cass? Das ist das Ende eines Luftschlauchs.«
    Ein Klicken und das Licht war gedämpft. »Ich habe einen Filter auf die Öffnung gesteckt, damit keine Erde und nichts hineingelangt. Jetzt lasse ich den Schlauch auf den Boden fallen.« Es war wieder dunkel. »Und du kannst den Schein meiner Taschenlampe nicht sehen. Eiiigentlich« - er dehnte das Wort, als würde er singen - »müsstest du jetzt so ziemlich genau das sehen, was David sieht.«
    Mir entfuhr ein Stöhnen.
    »Na, tust du dir selbst leid? Wünschst du dir, nicht begraben zu sein?«
    Ich hörte sein leises und offensichtlich zufriedenes Lachen.
    »Nun, glaub mir, du liegst in keinem so hübschen Sarg wie David. Du verdienst kein Bett aus Satin. Du bekommst nur eine Lattenkiste für dein Grab. Aber ich war mir nicht sicher, ob du begreifen würdest, warum du hier bist. Ich konnte dich nicht einfach nur begraben. Ehrlich, Cass, du bist so verdammt egozentrisch, dass du es nur kapierst, wenn ich es dir ins Hirn hämmere.«
    Egozentrisch? Er begrub mich, weil ich egozen
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