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Der erste Tod der Cass McBride

Der erste Tod der Cass McBride

Titel: Der erste Tod der Cass McBride
Autoren: Gail Giles
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»Wir benötigen ein aktuelles Foto. Die Namen und Adressen von Freunden. Erzählen Sie mir von ihrer Mutter. Wo lebt sie? Würde sie Ihre Tochter entführen?«
    Ted holte tief Luft und richtete sich auf. »Ich suche Ihnen Bilder heraus. Es gibt jede Menge Fotos. Cass ist quasi auf jeder Seite des Jahrbuchs.« Er machte einen Schritt, hielt dann inne und blickte Ben fest in die Augen. »Und ich sage Ihnen etwas über meine Tochter, Detective. Ich weiß nicht, wer sie entführt hat, aber wenn er sie nicht...« Er verdeckte seine Augen mit der Hand und räusperte sich. »Cass findet einen Weg, um nach Hause zu kommen.« Ted ließ die Hand sinken, fing sich wieder. Er straffte den Rücken und blickte Ben erneut fest an. »Cass kann auf sich aufpassen. Ich habe ihr das beigebracht.«

 
KYLE
    »Warum ich sie begraben habe?«
    Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück. »Weil wir Kirbys das so machen. Wir vergraben alles, verdrängen es aus unserem Blickfeld. Ich wollte sie nicht ansehen müssen, aber ich wollte sie quälen. Also habe ich sie mir geschnappt und Erde über sie geschaufelt, aber dafür gesorgt, dass sie begreift, warum sie da unten war. Ich habe sie genauso gequält, wie sie David gequält hat.«
    »Aber sie hat David nicht begraben«, warf der große Cop ein.
    »Ich kapier nicht, wie sie David gefoltert haben soll. Kannst du uns das erklären?«
    Feststellungen vom großen Cop, Fragen vom kleinen Cop. Mein Kopf schmerzte und ich legte die Stirn auf die Tischplatte. »Es ist kompliziert.«
    Ich war so ruhig, dass ich das Atmen der Cops hören konnte. Schließlich räusperte sich der Jungcop. Die Aufforderung an mich, weiterzusprechen.
    Ich drehte mein Gesicht zur Seite, ohne den Kopf zu heben. »Ich habe gesagt, ich will die Geschichte auf meine Weise erzählen. David hat sich vielleicht selbst an den Ast geknüpft, aber es war kein Selbstmord. Es war Mord. Und jemand muss dafür bezahlen. Doch das geschieht nur, wenn ich die Geschichte richtig erzähle. Und Sie bombardieren mich mit Fragen und reden auf mich ein, damit ich die Dinge in die Reihenfolge bringe, die Sie wollen. Verdammt, Sie sind einfach genau wie sie.«
    Ich drehte den Kopf auf die andere Seite, um die kühle Tischplatte auf meiner Haut zu spüren. »Ich will etwas Kaltes zu trinken und eine Aspirin. Und schalten Sie die Kamera ab. Ich spreche später weiter, wenn Sie mich eine Weile allein lassen.«
    Ich konnte dem großen Cop nicht in die Augen sehen.
    »Ich kann nicht klar denken. Sie beide bringen mich total durcheinander. Können Sie mich hier allein lassen? Und das Licht ausschalten?«

CASS
    Oh Gott, das war kein Traum.
    »Du hast es kapiert, was, Cass?«
    Seine Stimme riss mich abrupt aus meinen Gedanken und ich spürte, wie er auf und ab ging, oben, über meinem ... Grab.
    »Dieses bescheuerte Geschweige nervt mich an, Cass. Und du solltest mich besser nicht wütend machen.«
    Wieder Schritte.
    Ich weinte, aber ohne zu schluchzen. Lautlose Tränen.
    »Drück auf den Knopf unter deinem Daumen und sag was, Cass. Ich warne dich. Es wird dir nicht gefallen, was passiert, wenn du es nicht tust.«
    Er sprach langsam und überlegt. Ernst ... todernst. Aber ich antwortete nicht. Ich konnte nicht.
    Und was wollte er eigentlich von mir hören?
    Ein Lichtpunkt von der Größe eines Silberdollars tauchte über meinem Gesicht auf (nicht blind!), dann verlöschte das Licht und irgendetwas regnete auf mich herunter. Erde. In meine Nasenlöcher und meinen Mund. Das Licht blitzte noch einmal für einen Augenblick auf und dann war es wieder dunkel.
    Ich drehte den Kopf zur Seite, spuckte und schnaubte, um die Nase und den Mund wieder frei zu bekommen, vor Schreck fuhr ich ruckartig hoch und stieß mir den Kopf, die Knie und Schultern am Deckel und den Seitenwänden der Kiste. Ich drückte auf den Knopf.
    »Hör auf! Bitte, tu das nicht wieder. Bitte.«
    »Na also. Hab ich dich zum Reden gebracht. So gefällt mir das.«
    Was wollte er von mir hören?
    »Cass?«
    »Ja, bitte wirf keine Erde auf mich. Ich ... verstehe nicht, was hier vor sich geht.« Mir entfuhr ein Schluchzer. Ich konnte ihn nicht unterdrücken. Meine Finger kratzten erneut an dem rauen Holz über mir. Dabei zerfetzte ich mir das, was noch an Haut und Fingernägeln übrig war. Ich hämmerte mit der umklebten Hand gegen das Holz, dann hob ich sie näher an mein Gesicht und drückte den quadratischen Knopf. »Bitte, lass mich gehen. Ich weiß nicht, wer du bist, also kann ich niemandem
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