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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser
Autoren: Jo Nesb�
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Familienvermögen gerettet hätte. Sofia Miholjec und ihre Familie ziehen zurück nach Vukovar. Sie werden dort mit der Hilfe eines plötzlich aufgetauchten wohltätigen Landsmanns ein Haus kaufen. Martine Eckhoff geht mit einem Jungen namens Rikard Nilsen aus. Kurz und gut, das Leben geht seinen Gang.«
    »Und was ist mit dir? Siehst du Rakel noch?«
    »Manchmal.«
    »Und was ist mit diesem Arzt?«
    »Ich frage nicht so viel. Die haben genug mit sich selbst zu tun. « »Will sie dich zurück, ist es das?«
    »Ich glaube, sie wünscht sich, ich wäre ein Mensch, der ein Leben wie er leben könnte.« Harry schlug seinen Jackenkragen hoch und sah blinzelnd auf die halsstarrige Stadt hinunter. »Und das wünsche ich mir auch manchmal.«
    Ihnen gingen die Worte aus.
    »Ich war mit Tom Waalers Uhr bei einem jungen Uhrmacher, der Ahnung von so etwas hat. Erinnerst du dich noch daran, dass ich dir erzählt habe, dass ich von dem Ticken dieser Rolex an Waalers abgetrennten Arm Albträume bekommen habe?«
    Møller nickte.
    »Ich habe jetzt die Erklärung bekommen«, sagte Harry. »Die teuersten Uhren der Welt haben ein Tourbillon-Uhrwerk mit einer Frequenz von 21 600 Halbschwingungen in der Stunde. Es sieht deshalb so aus, als würde sich der Sekundenzeiger in einer gleitenden Bewegung vorwärts schieben. Und bei einem mechanischen Uhrwerk wird das Ticken dadurch intensiver als bei anderen Uhren.«
    »Schöne Uhr, diese Rolex. «
    »Dieses Rolex-Emblem war bloß von einem Uhrmacher aufgesetzt worden, um zu kaschieren, um was für eine Uhr es sich wirklich handelt. Es ist eine Lange 1 Tourbillon. Eines von hundertfünfzig Exemplaren. Aus der gleichen Serie, aus der ich eine von dir bekommen habe. Die letzte Lange 1 Tourbillon, die bei einer Auktion versteigert worden ist, hat für knapp drei Millionen Kronen den Besitzer gewechselt.«
    Møller nickte mit der Andeutung eines Lächelns auf den Lippen. »Habt ihr euch so gegenseitig bezahlt?«, fragte Harry. »Mit Uhren für drei Millionen?«
    Møller knöpfte seinen Mantel zu und schlug den Kragen hoch. »Die sind wertbeständiger und weniger auffällig als teure Autos. Nicht so protzig wie teure Kunst und leichter zu schmuggeln als Bargeld. Außerdem muss man sie nicht erst waschen.«
    »Und Uhren verschenkt man ja ohnehin gerne.«
    »So ist es.«
    »Was ist geschehen?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Harry. Und wie so viele Tragödien beginnt sie mit den besten Absichten. Wir waren eine kleine Gruppe von Menschen, die etwas tun wollten. Gewisse Dinge korrigieren, die unser Rechtssystem nicht aus eigener Kraft in den Griff bekommen konnte.«
    Møller zog ein Paar schwarze Handschuhe an.
    »Manche sagen, dass so viele Verbrecher frei herumlaufen, weil unser Rechtssystem ein grobmaschiges Netz ist. Aber das zeichnetein vollkommen falsches Bild. Das Netz ist so filigran und feinmaschig, dass sich die Kleinen darin verfangen, es aber reißt, wenn die Großen darauf losgehen. Wir wollten das Netz hinter dem Netz sein, das Netz, das die Haie stoppen konnte. Unsere Gruppe umfasste nicht nur Polizisten, sondern auch Juristen, Politiker und Verwaltungsangestellte, die erkannt hatten, dass unsere Gesellschaftsstruktur, unsere Gesetzgebung und unser Rechtssystem nicht auf die internationale organisierte Kriminalität vorbereitet war, die nach der Öffnung der Grenzen unser Land überschwemmte. Die Polizei hatte nicht mehr die Befugnis, nach den gleichen Spielregeln zu spielen wie die Verbrecher. Bis unsere Gesetze so weit wären, mussten wir deshalb im Verborgenen operieren.«
    Møller schüttelte den Kopf, während er in den Nebel starrte.
    »Doch in verschlossenen, geheimen Ecken, in denen man nicht lüften kann, entsteht auch immer Fäulnis. Bei uns entwickelte sich eine Bakterienflora, die uns zuerst antrieb, Waffen ins Land zu schmuggeln, damit wir ebenso gut gerüstet waren wie unsere Widersacher. Schließlich, diese Waffen zu verkaufen, damit wir unsere Arbeit finanzieren konnten. Was ja reichlich paradox war, doch wer sich dagegen zur Wehr setzen wollte, erkannte rasch, dass die Bakterien die Macht übernommen hatten. Und dann kamen die Geschenke. Am Anfang Kleinigkeiten. Für die Inspiration und den weiteren Einsatz, wie es hieß. Und dabei wurde einem deutlich gezeigt, dass es als unsolidarisch aufgefasst werden würde, wenn man diese Geschenke nicht annahm. Aber eigentlich war das bloß die zweite Phase der Fäulnis. Eine Korrumpierung, die dich beinahe unmerklich mit
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