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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch
Autoren: Douglas Adams
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Punkte am Weg hin, ungeach­tet der Tatsache, daß es viel zu dunkel war, um irgend etwas davon zu sehen. Der jüngere sagte: »Ach ja« und »Wirklich? Wie interessant ... « und »So, so, so« und »Du meine Güte.« Sein Kopf nickte feierlich.
    Sie betraten den Saal nicht durch den Haupteingang, son­dern durch eine kleine Pforte an der Ostseite des Hofes. Sie führte zum Gemeinschaftsraum der Senior Fellows und ei­nem dunkel getäfelten Vorraum, in dem sich die Dozenten versammelten, um in die Hände zu schlagen und »Brrrr«­Geräusche von sich zu geben, ehe sie sich durch ihren ei­genen Eingang an den High Table, den Honoratioren- und Professorentisch, begaben.
    Sie hatten sich verspätet und legten ihre Mäntel eilig ab. Für den Älteren war das recht kompliziert, weil er erst sei­nen Professorentalar ausziehen und dann wieder anziehen mußte, nachdem er aus dem Mantel geschlüpft war, dann seine Mütze in die Manteltasche stopfen und dann darüber nachdenken mußte, wo er seinen Schal gelassen hatte, bis ihm zu Bewußtsein kam, daß er ihn gar nicht mitgebracht hatte, während er in seiner Manteltasche nach seinem Ta­schentuch, dann in seiner anderen Manteltasche nach seiner Brille angelte, die er daraufhin ganz unerwartet in seinen Schal gewickelt fand, den er, wie sich herausstellte, also doch mitgebracht, aber nicht getragen hatte, und das trotz des feuchten und eiskalten Windes, der wie Hexenatem über die Moore geweht kam.
    Er schob den jungen Mann vor sich her in den Saal, wo sie die letzten beiden Plätze am High Table einnahmen und den nervös gerunzelten Stirnen und hochgezogenen Au­genbrauen wegen der Störung des lateinischen Tischgebets, die sie verursachten, mutig begegneten.
    Der Saal war an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt. In den kälteren Monaten stand er bei den Studen­ten stets höher im Kurs. Was ungewöhnlicher war: der Saal war mit Kerzen erleuchtet, wie das jetzt nur noch zu weni­gen besonderen Anlässen geschah. Zwei lange, vollbesetzte Tische dehnten sich in die schimmernde Dunkelheit. Bei Kerzenlicht waren die Gesichter der Leute lebendiger, der gedämpfte Klang ihrer Stimmen, das Klirren von Besteck und Gläsern wirkten anregender, und in den dunklen Tie­fen der riesigen Halle schienen all die Jahrhunderte, die es dies Gemäuer bereits gab, zugleich versammelt. Der High Table selbst bildete einen Querarm an der Stirnseite und stand ungefähr einen Fuß höher als der Rest. Da es sich um einen Abend mit Gästen handelte, war der Tisch an bei­den Seiten besetzt, um den zusätzlich Geladenen Platz zu bieten, und viele der Gäste saßen deshalb mit dem Rücken zum Saal.
    »Also, MacDuff junior«, sagte der Professor, als er sich gesetzt hatte und seine Serviette mit einer wedelnden Be­wegung öffnete, »erfreut, Sie wiederzusehen, mein Lieber. Froh, daß Sie kommen konnten. Keine Ahnung, wofür das alles hier passiert«, setzte er hinzu und blickte sich verwirrt im Saal um. »All die Kerzen und das Silber und so weiter. Normalerweise heißt das, es gibt ein Festdiner zu Ehren von irgend jemandem oder irgend etwas, woran sich niemand erinnern kann, außer daß es für einen Abend besseres Es­sen bedeutet.«
    Er verstummte, dachte einen Moment lang nach und sagte dann: »Es scheint doch merkwürdig, meinen Sie nicht auch, daß die Qualität des Essens sich reziprok zur Hel­ligkeit der Beleuchtung verändert. Läßt einen überlegen, welche kulinarischen Höhen das Küchenpersonal erklimmen könnte, wenn man es zu lebenslänglicher Finsternis verdonnerte. Könnte einen Versuch wert sein, meine ich. Gibt ein paar Kellergewölbe im College, die dazu benutzt werden könnten. Ich glaube, ich habe Sie mal drin rumge­führt, hmmm? Hübsches Mauerwerk.«
    All das geschah zu einer gewissen Erleichterung des Ga­stes. Es war das erste Zeichen seines Gastgebers, daß dieser überhaupt die leiseste Ahnung hatte, wer er sei. Profes­sor Urban Chronotis, Regius oder Königlicher Professor der Chronologie oder »Reg«, wie er am liebsten genannt wurde, hatte ein Gedächtnis, das er selbst einmal mit der Königin Alexandra Birdwing Butterfly verglichen hatte: lebhaft, an­mutig hin und her hüpfend und mittlerweile leider fast gänzlich erloschen.
    Als »Reg« ihn vor ein paar Tagen wegen der Einladung angerufen hatte, war es ihm vorgekommen, als sei er au­ßerordentlich begierig, seinen früheren Schüler wiederzuse­hen, aber als Richard heute abend zu ihm gekommen war,
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