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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch
Autoren: Douglas Adams
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passierte, würde sie's vielleicht sel­ber tun.
    Da hatte sie eine Idee.
    Sauer schmiß sie sich in den Sessel und sah sich im Fernse­hen die Nachrichten an. Die Nachrichten machten sie sauer. Sie tippte auf der Fernbedienung herum und sah sich eine Weile was auf einem anderen Kanal an. Sie wußte nicht, was es war, aber es machte sie ebenfalls sauer.
    Vielleicht sollte sie anrufen. Der Teufel sollte sie holen, wenn sie anriefe. Vielleicht würde er, wenn sie anriefe, im selben Augenblick sie anrufen und nicht durchkommen.
    Sie weigerte sich zuzugeben, daß sie das eben gedacht hatte.
    Der Teufel sollte ihn holen. Wo war er? Wen kümmerte es denn überhaupt, wo er war? Sie jedenfalls nicht.
    Dreimal hintereinander hatte er das jetzt gemacht. Drei­mal hintereinander war genug. Wütend suchte sie wieder zwischen den Kanälen rum. Sie fand eine Sendung über Computer und ein paar interessante, neue Möglichkeiten, was man alles mit Computern und Musik machen konnte.
    Das war die Höhe. Das war wirklich die Höhe. Sie wußte, sie hatte es sich nur Sekunden vorher gesagt, daß es die Höhe sei, aber das war nun wirklich absolut und endgültig der Gipfel.
    Sie sprang auf, ging zum Telefon und langte nach ei­nem angesäuerten Filofax. Sie blätterte rasch drin herum und wählte eine Nummer.
    »Hallo, Michael? Ja, hier ist Susan. Susan Way. Du hast ge­sagt, ich soll dich anrufen, wenn ich heute Abend frei wäre, und ich habe gesagt, lieber möchte ich tot in einem Stra­ßengraben liegen, erinnerst du dich? Tja, ich stelle plötzlich fest, daß ich frei bin, absolut, vollkommen und durch und durch frei, und ein annehmbarer Straßengraben ist meilen­weit nicht in Sicht. Handle, solange du Gelegenheit dazu hast, ist mein Rat an dich. In einer halben Stunde bin ich im Tangiers Club.«
    Sie zog sich Schuhe und Mantel an, hielt kurz inne, als ihr einfiel, daß Donnerstag war und sie ein neues, extralan­ges Band in den Anrufbeantworter einlegen sollte, und war zwei Minuten später zur Haustür hinaus. Als endlich das Telefon klingelte, sagte der Anrufbeantworter freundlich, Susan Way könne in diesem Augenblick nicht ans Telefon kommen, aber wenn der Anrufer eine Nachricht hinterlas­sen wolle, werde sie so bald wie möglich zurückrufen. Oder auch nicht.
     
     
    4. Kapitel
     
    Es war ein kalter Novemberabend von der eher altmodi­schen Sorte.
    Der Mond sah bleich und fahl aus, als sollte er in so ei­ner Nacht eigentlich nicht auf sein. Er stieg unwillig auf und hing herum wie ein krankes Gespenst. Matt und ver­schwommen durch die Feuchtigkeit, die aus den unge­sunden Mooren aufstieg, hoben sich als Silhouetten die verschiedenen Türme und Zinnen des St. Cedd's Colleges, Cambridge, dagegen ab, eines geisterhaften, über Jahr­hunderte hindurch errichteten Gewimmels von Gebäuden, mittelalterlichen neben viktorianischen, Odeon neben Tu­dor. Nur in der Art, wie sie durch den Nebel in den Himmel ragten, schienen sie entfernt zueinander zu gehören.
    Zwischen ihnen huschten zitternd Gestalten von einem matten Lichtfleck zum nächsten, die Gespenster aus Atem­luft zurückließen, die sich hinter ihnen mit der kalten Nacht vermengten.
    Es war sieben Uhr. Viele der Gestalten waren zu dem Speisesaal des Colleges unterwegs, der den Ersten Hof vom Zweiten Hof trennte und widerstrebend warmes Licht verströmte. Zwei Gestalten vor allem schienen besonders schlecht zusammenzupassen. Der eine, ein junger Mann, war groß, dünn und knochig; obwohl er in einen schwe­ren, dunklen Mantel gemummelt war, lief er ein bißchen wie ein beleidigter Reiher.
    Der andere war klein und rundlich und bewegte sich mit einer linkischen Hast wie eine Reihe älterer Eichhörnchen, die aus einem Sack zu entkommen versuchen. Sein Al­ter rangierte auf der älteren Seite von absolut unbestimmt. Wenn man auf eine beliebige Zahl tippte, war er wahr­scheinlich etwas älter, aber - wie gesagt, man konnte es unmöglich feststellen. Gewiß war sein Gesicht tief gefurcht, und das bißchen Haar, das unter seiner roten, wollenen Schimütze hervorkam, war dünn und weiß und hatte weit­gehend ganz eigene Vorstellungen davon, wie es sich zu verteilen gedachte. Auch er war in einen dicken Mantel gehüllt, aber darüber trug er einen sich bauschenden Talar mit völlig ausgeblichenen dunkelroten Paspeln, Kennzei­chen seines einzigartigen und eigenartigen akademischen Amtes.
    Beim Gehen führte der Ältere ganz allein die Unterhal­tung. Er wies auf interessante
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