Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
gestürzt, das ihm in dieser Sekunde am nächsten war-auf ihn!
    Realisation und Reaktion waren eins: Augenblicklich begann er, die notwendige Formel zur Entstofflichung des außer Kontrolle geratenen Dieners zu artikulieren.
    Doch mit einer gequetschten Brust, in die kaum mehr Luft passte als zum Überleben notwendig, immer wieder im Kreis herumgewirbelt von dem tobenden, seine zurückgewonnene Freiheit auskostenden Element, gestaltete sich dies schwieriger als erhofft. Erschöpft, nach dem Ritual der Finalen Stunde ohnehin nicht im Vollbesitz seiner thaumaturgischen Kräfte, benötigte Hippolit mehrere Anläufe, bis er es endlich schaffte, die erforderlichen Sentenzen hervorzubringen, erbärmlich krächzend zwar, aber wenigstens komplett.
    Fast sofort ließ der Druck um seinen Körper nach. Seine Füße, während der letzten Sekunden eine gute Handbreit über dem Boden baumelnd, bekamen wieder Kontakt zu den steinernen Fliesen.
    Innerhalb weniger Augenblicke zersetzte sich das Rauchelement zu grauen Kringeln, die harmlos zur Gewölbedecke emporstiegen wie Zigarrenqualm, der von einer Abendbrise zerpflückt wird. Gierig füllte Hippolit seine schmerzenden Lungen mit Luft.
    »Ein netter Trick«, tönte da eine nur allzu vertraute Stimme hinter seinem Rücken. »So also wollten Sie mich überrumpeln! N-Nicht schlecht, sozusagen.«
    Ganz langsam drehte sich Hippolit um.
    Der Prinz stand nur wenige Schritte hinter ihm, den glühenden Säbel nach wie vor in der Hand. Sein Umhang war auf einer Seite zerrissen, ein Resultat seiner Auseinandersetzung mit dem Rauchgeist. Dem Umstand, dass in der Luft über seinem Kopf so gut wie keine Rauchfetzen mehr zu erkennen waren, ließ sich entnehmen, dass ihm die Entmaterialisierung des Elements bedeutend rascher gelungen war als Hippolit.
    »Sie staunen?« Salm stieß ein selbstherrliches Kichern aus. »Offenbar haben Sie v-vergessen, dass ich Thaumaturg der sechsten Stufe bin. Was mein Vermögen und meinen Kenntnisstand anbetrifft, eigentlich sogar der achten! Allein mein unseliger Sprachfehler hat bisher das Ablegen der e-entsprechenden Prüfungen verhindert.« Er runzelte ungnädig die Stirn. »Sie müssen es vergessen haben, sonst hätten Sie kaum versucht, mich mit einem schäbigen Rauchelement dranzukriegen!«
    Hippolits Gedanken rasten. Was konnte er noch tun? Die Tür hinter seinem Rücken war mit einer Stasis versiegelt, deren Neutralisation ihn kostbare Sekunden kosten würde – falls es ihm in seinem Zustand überhaupt gelänge. Zeit genug für Salm, ihm mit seiner Klinge den Schädel von den Schultern zu schlagen!
    Was war mit dem thaumaturgischen Miniaturlabor? Mit seinem Inhalt hätte er wenigstens eine winzige Chance, dem Wahnsinnigen erfolgreich Widerstand zu leisten.
    Salms Tritt hatte das Köfferchen an den rechten Rand des Gewölbes befördert, wo es nach wie vor lag, gut dreißig Schritte entfernt. Die gedachte Linie zwischen ihm und Hippolit war frei, der Prinz stand ein Stück weiter links …
    Er musste es versuchen!
    »Nicht schon wieder«, stöhnte Salm, als Hippolit sich in Bewegung setzte und in ungelenken Sätzen an ihm vorbeihastete. »Das b-bringt doch nichts! Warum sehen Sie Ihre Niederlage nicht endlich ein und ersparen uns dieses unwürdige Katz-und-Maus-Spiel?«
    Hippolit hörte nicht zu. Keuchend umrundete er den Steinaltar, auf dem Jorge starr und blass lag. War er überhaupt noch am Leben? Oder hatte es in der Endphase der Finalen Stunde unverhofft Komplikationen gegeben?
    Der Gedanke versetzte Hippolit einen schmerzhaften Stich. Doch er hatte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern. Wenige Schritte vor ihm lag die weiße Blechkiste im Halbschatten, seine letzte Hoffnung auf …
    Er kam nicht dazu, den Gedanken zu beenden. Unvermittelt blieb seine Fußspitze an etwas hängen, Hippolit stürzte vornüber und schlug der Länge nach auf den kalten Boden.
    Benommen hob er den Kopf. Er schmeckte Blut an seinen Lippen. Seine aufeinanderkrachenden Zähne mussten ihm die Zunge oder Teile der Lippen zerfetzt haben. Er spuckte aus.
    Der blutige Speichel landete exakt neben einem schwarzen Stiefel, der sich wenige Handbreit neben seinem Gesicht auf den Boden senkte. Sofort wusste Hippolit, dass es derselbe Stiefel war, der ihm eben von hinten zwischen die Beine gefahren war.
    »In meiner Jugend habe ich lange K-Keulenball gespielt, obere Jungliga«, verkündete Salms Stimme irgendwo über ihm. »Ich bezweifle zwar, dass die Schiedsrichter mir diesen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher