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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Ulph, einen armen Trinker, der am Rande des Existenzminimums herumkrebste?«
    »Oh, der Mann hatte mich schon früher das eine oder a-andere Mal chauffiert, ganz offiziell. Bei diesen Gelegenheiten ließ er mich an der Tragödie seines Lebens teilhaben. Herzerweichend, wirklich! Und dann, eines Abends, sah ich sie plötzlich vor mir: die Masche, mit der ich ihn zu einer bis in den Tod verschwiegenen M-Marionette machen konnte!«
    »Sie haben ihm suggeriert, wenn Ihre grässlichen Versuche erfolgreich seien, könne bald jeder die Vorzüge der Versiertheit genießen und aktiv Thaumaturgie wirken – zum Beispiel, um Familienangehörige von Letalen Flüchen zu befreien?«
    Der Prinz sah ihn böse an, seine Hand umklammerte den Säbelgriff so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Sie denken, Sie wüssten alles, wie?« Er spuckte erneut aus. »Lassen Sie mich raten: Mein Angebot, Ihr verdammtes Ritual hier, direkt unter dem königlichen P-Palast durchzuführen, erschien Ihnen natürlich ebenfalls höchst verdächtig?«
    »Quintessenziell!« Noch dreieinhalb Fuß. Er musste weiterreden, die Aufmerksamkeit des Prinzen ablenken. »Sie wussten, wenn das Ritual glückte, wäre mir die Identität des Schlächters bekannt. Für diesen Fall war es natürlich zweckdienlich, wenn ich mich in erreichbarer Nähe befände. Um mich rasch und unauffällig zu beseitigen!«
    »Ich muss schon sagen: Respekt vor Ihrer Kombinationsgäbe, Meister!« Der Prinz kraulte sich in der schlecht gespielten Imitation eines Grübelns das Kinn. »Nur, wenn Sie a-all das wussten … wieso haben Sie dann hier in aller Seelenruhe auf Ihren Henker gewartet? Ohne jegliche Vorkehrungen zu Ihrem Schutz zu ergreifen?«
    Innerlich knirschte Hippolit mit den Zähnen. Er hatte Vorkehrungen getroffen, überaus weise und praktikable sogar! Wäre Salm durch die Doppeltür hereingekommen, hätte ein einziges Signalwort die beiden Rauchelemente freigesetzt, die sich binnen Sekundenbruchteilen auf das nächste erreichbare Lebewesen gestürzt und es mit ihren zähen, krakenartigen Nebelarmen eingesponnen hätten. Niemand außer Hippolit hätte den gefesselten Elbenschlächter dann wieder befreien können.
    »Lassen Sie mich raten!« Salm nahm Anlauf und sprang anmutig wie eine Raubkatze auf den Altar, wo er beiderseits von Jorges Beinen zu stehen kam, der mittlerweile stumm und bewegungslos dalag, wie tot. »Sie haben n-nichts von dem geheimen Zugang gewusst, stimmt s? Nun, dann sieht es so aus, als hätte den einen, entscheidenden Punkt am Ende sozusagen doch ich gemacht. Eine bittere Erkenntnis!«
    Unter hämischem Gelächter riss er den Säbel aus der Scheide. Grell flammte die gebogene Klinge im Zwielicht auf, ein blutleeres, blasses Leuchten, das selbst einem thaumaturgischen Laien eine Gänsehaut verursacht hätte.
    Hippolit, der nur zu gut wusste, worum es sich handelte, riss ungläubig die Augen auf. Die Säbelklinge war mit einem mindestens sechsfachen Schmerzverstärker belegt; der bläuliche Schimmer verriet, dass darüber hinaus ein Effektverzögerer zum Einsatz gekommen war. Wunden, die von solcherart präparierten Waffen geschlagen wurden, schmerzten nicht nur über Gebühr stark, sie bluteten auch schier endlos weiter, als stecke eine Klinge darin, egal, wie sie verarztet wurden.
    Mit einem verzweifelten Keuchen versuchte er einen Ausfall. Er warf sich zur Seite, auf das rettende Köfferchen zu.
    Hart prallte er auf den steinernen Boden, rollte sich ab, reckte die Finger nach dem weißen Blech …
    … als ihm ein massiver Stoß von hinten die Luft aus den Lungen trieb! Unnachgiebig wie ein Amboss bohrte sich ein Knie in seinen Rücken, er spürte, wie sich eine Hand in das Haar seines Hinterkopfs krallte.
    Hippolit nahm alle Kraft seines knabenhaften Körpers zusammen und krümmte sich wie ein bockender Esel. Das Knie des Prinzen glitt seitlich an seinen Rippen ab, und mit einem widerwärtigen Geräusch lösten sich sowohl dessen Hand als auch ein dickes Büschel Haare von Hippolits Kopf.
    Halb blind durch die Tränen, die ihm in die Augen schossen, robbte er vorwärts. Seine Rechte bekam Metall zu fassen, suchte nach dem silbernen Riegel des Miniaturlabors.
    Doch erneut war Salm schneller! Hippolit sah etwas Schwarzes, Glänzendes von der Seite auf sich zurasen, einen Sekundenbruchteil später zischte der makellos polierte Stiefel des Prinzen dicht an seiner Nasenspitze vorbei und traf krachend den weißen Kasten. Ruckartig entglitt er seinen
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