Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald
Autoren: Chris Howard
Vom Netzwerk:
Haus starrte. Aber wenn es mir gelang, Zee hinauszuschmuggeln, während die anderen schliefen, dann schaffte ich es vielleicht gerade so, sie zum Meer und wieder zurück zu bringen, bevor die Sonne aufging. Und wenn sie mir die restlichen Fotos zeigte, bekam ich vielleicht ein paar Antworten. Oder konnte zumindest herausfinden, wo diese Kamera gewesen war.
    Ich schaltete den Wagen in den Leerlauf und schob ihn möglichst leise zur Straße und dann noch einen halben Block weiter, wo ich ihn vor einem Eisenzaun abstellte. Reglos stand ich auf der schmutzigen Straße und musterte die massigen Stahlgebäude, die in der Dunkelheit aufragten. Die Häuser der reichen Freaks, erbaut auf den Trümmern dessen, was längst verschwunden war.
    Zurück bei Frosts Haus schob ich mich verstohlen an der Wand entlang. Als ich die Rückseite des Hauses erreicht hatte, stieg ich auf die Veranda und wartete.
    Nichts. Kein Laut. Nirgendwo rührte sich etwas.
    Erst als ich mich der Tür näherte, öffnete sich das verdammte Ding, und Crow kam heraus.
    Hastig wich ich zurück und machte mich so klein wie möglich, während der Wächter gelassen zu den Verandastufen schlenderte. Er trug seine Kopfhörer, und ich konnte die Musik hören, die in seine Ohren drang. Schließlich blieb er nur wenige Meter von mir entfernt stehen und summte eine Melodie.
    Ich hielt den Atem an und blieb stocksteif stehen. Einfach warten. Reglos. Bis Crow endlich die Stufen hinunterging und über das Feld verschwand.
    Kurz fragte ich mich, ob er wohl im Wald nach mir suchen würde. Ob ihm auffallen würde, dass der Wagen weg war. Doch dann duckte ich mich, hastete über die Veranda und schlüpfte, ohne zu zögern, direkt ins Haus.
    Die erhitzten Metallwände verstärkten jedes Geräusch, als ich mich durch das Halbdunkel tastete. Im Flur entschied ich mich für eine Richtung und fand schließlich einen Raum voller Töpfe, Pfannen und Kisten mit Mais. Frischem Mais, noch am Kolben.
    Schnell ging ich in die andere Richtung, immer auf der Suche nach einer Treppe, da ich vermutete, dass Zee im Obergeschoss schlief. Zumindest hatte ich sie dort das erste Mal gesehen, als sie mich durch das Fenster beobachtet hatte. Langsam wurde mir klar, dass ich eigentlich keine Ahnung hatte, wo das Mädchen genau sein könnte.
    Am Ende des Flurs schimmerte silbriges Licht, also hielt ich darauf zu. Der Schein drang unter einer Kunststofftür hindurch, die laut quietschte, als ich sie aufschob. Verstohlen spähte ich in den Raum.
    Mein Herz setzte kurz aus und überlegte es sich gut, bevor es seinen Dienst wieder aufnahm.
    Dort saß Frost. Keine zwei Meter von mir entfernt. Aber er war weggetreten, schlief wohl. Sein Kopf ruhte auf einem Tisch voller Umschläge und Bücher. So viel Papier hatte ich noch nie gesehen. Auf einer Seite des Tisches lag eine leere Pfeife, auf der anderen ein Säckchen mit Crystal. Ich fragte mich, ob Frost überhaupt noch einen Tag lang clean bleiben konnte.
    Das silbrige Licht stammte von einem alten Fernseher, und einen Moment lang starrte ich auf die grauen Flocken, die über den Bildschirm tanzten. Doch dann sah ich die Karten.
    Riesige, zerknitterte Dinger, die an der Wand aufgehängt worden waren. Und zwar eine Menge davon. Alle waren mit Tinte beschrieben und etikettiert. Breite grüne Felder, die über großen blauen Flecken aneinanderstießen. Irgendjemand hatte eine grobe Zeichnung des Tattoobaums angefertigt und sie in der Mitte der Wand aufgehängt. Ich schob mich näher heran, um besser sehen zu können. Doch dann hörte ich eine Tür quietschen und erstarrte.
    Schritte. Leiser Gesang.
    Crow. Er war wieder im Haus.
    Ich ließ Frost weiter auf sein Papier sabbern und schlich wieder in den Flur hinaus. Dort blieb ich stehen und lauschte. Versuchte, mich zu konzentrieren. Tief durchatmen. Aber mein Gehirn wollte anscheinend nicht mitarbeiten. Meine Gedanken steckten fest.
    Ich versuchte es an der nächsten Tür. Es war die letzte. Dahinter erhob sich eine metallene Wendeltreppe in den Schatten. Schnell zog ich meine Schuhe aus und band sie zusammen, so dass ich sie mir um den Hals hängen konnte, als ich schnell und leise hinaufrannte.
    Im Obergeschoss war es sogar noch heißer. Mir brach der Schweiß aus, und ich wischte mir die Hände an meinem Shirt ab. Ich entdeckte einen Raum mit Badewanne, einen anderen mit einem ungemachten Bett. Dann noch drei Zimmer, alle leer. Die nackten Stahlwände glänzten in der Dunkelheit. Aber dann fand ich einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher