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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald
Autoren: Chris Howard
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mehr, denn was zum Teufel hatten die denn damit zu tun? Und wie war diese dürre Tussi überhaupt an dieses Bild gelangt? Ich musste daran denken, wie sie in diesem Haus festsaß, zusammen mit ihrem dicklichen kleinen Freund. Und Frost, der sich ständig Crystal reinzog und Moms Tattoo begrabschte.
    Ich stand auf und starrte auf das Haus, dessen Lichter im trüben Zwielicht schimmerten. Hatte das Mädchen das Foto selbst geschossen? Immerhin war es ihre Kamera. War sie also dort gewesen, unter den laubbehangenen Zweigen? Hatte sie meinen Vater gesehen, gefesselt und in Ketten gelegt?
    Entschlossen schob ich das Foto in meine Hosentasche.
    Dann ging ich hinüber zum Haus.

Kapitel 4
    B evor ich gegen die Stahltür hämmern konnte, flog sie mir bereits entgegen. Da ich schon auf der Veranda stand, konnte der dicke Junge gut sehen, wie wütend ich war.
    »Was machst du hier?«, quietschte er, und am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen, einfach nur, weil ich so sauer war. Ich starrte an ihm vorbei ins Haus.
    »Wo ist deine Schwester?«, flüsterte ich.
    »Sie ist nicht meine Schwester, Baumjunge.« Der Kleine baute sich vor mir auf, aber ich schob ihn beiseite, bereit, mich einfach durch die Hintertür reinzuschleichen und zu sehen, was anschließend passieren würde. Aber dann stürmte Zee nach draußen und fing mich ab. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Angst.
    »Nicht hier«, zischte sie. »Er ist wieder da.« Hastig zerrte sie mich über die Veranda. Doch als wir die Treppe erreichten, widersetzte ich mich. Ich stemmte die Füße gegen den Boden.
    »Sal, geh ins Haus«, befahl sie dem dicken Jungen im Flüsterton. Der hatte den Mund verzogen, als würde er gleich anfangen zu heulen. »Bitte«, fügte Zee ein wenig sanfter hinzu. »Du musst dafür sorgen, dass dein Daddy da drin bleibt.«
    »Du willst wieder weglaufen«, stellte er fest und musterte sie finster. »Ohne mich.«
    »Aber wir passen jetzt doch aufeinander auf, schon vergessen?«
    Der Kleine trottete hinein, offenbar immer noch kurz vor dem Durchdrehen, aber er schloss die Tür hinter sich und ließ uns allein.
    Zee starrte auf das Haus. Sie beobachtete die Fenster. »Du darfst nicht hier sein«, flüsterte sie. »Frost wird das gar nicht gefallen.«
    »Ist mir scheißegal«, schoss ich zurück, auch wenn das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Die Sonne war plötzlich verschwunden, und mit ihr schwand auch meine Entschlossenheit.
    Halten Sie sich vom Haus fern,
hatte Frost mir befohlen. Die Reichen flippen oft aus, wenn man in ihrem Kram herumschnüffelt.
    Trotzdem holte ich das Foto aus der Tasche und hielt es ihr entgegen. »Wo zum Teufel hast du das her?«
    »Hier können wir nicht reden.« Sie schüttelte den Kopf und stemmte ihre zitternden Hände gegen meine Brust.
    »Ich werde erst gehen, wenn du mir sagst, was das ist.«
    Im Haus wurde eine Tür zugeschlagen, und Zee zuckte zusammen.
    »Das sind Bäume«, fauchte sie. Wieder sah sie hinter sich zum Haus und versuchte, mich von der Veranda runterzuschieben. »Echte Bäume. Ich dachte, die könnten dir gefallen.«
    »Mir gefallen? Weißt du, wer das ist?« Meine Stimme wurde immer lauter. Wütend bohrte ich einen Finger in das Bild.
    Verwirrt starrte Zee mich an. »Irgendein Typ, der in Schwierigkeiten steckt.«
    »Irgendein Typ?« Ich schob ihre Hände weg und beugte mich vor. Wieder knallte etwas im Haus, dann brüllte jemand. »Wo hast du das her?«, fragte ich wieder.
    »Zee?«, drang eine klagende Stimme durch die Tür. Es war Frosts.
    Flehend sah sie mich an, bettelte stumm, dass ich das Richtige tun möge. »Es war bei der Kamera dabei«, flüsterte sie hektisch. Drinnen wurden Schritte laut. Frost brüllte etwas, schon näher als vorher. »Crow hat sie mir gegeben«, ergänzte Zee. Dann wurde hinter ihr langsam die Stahltür aufgeschoben. Ich konnte es sehen, sah den Lichtschein, der nach draußen drang.
    »Das Meer.« Zee sah mich eindringlich an. »Bring mich hin, dann zeige ich dir alle Bilder, die ich habe.«
    Ich wollte etwas erwidern, aber da wurden mir die Füße unter dem Körper weggerissen. Jemand zerrte mich von der Veranda.
    »Was zum Teufel soll der Scheiß?«, schrie Frost, während er aus der Tür stürmte. Ich hörte Zee schreien, als er sich ihr näherte. Aber der alte Dreckskerl hatte mich in der Dunkelheit nicht gesehen.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, dass du das Haus nicht verlassen sollst?«, brüllte Frost. Geräusche wie von einem Kampf erklangen, dann schrie
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