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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger
Autoren: Jack Higgins
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Garrand auf. »Mit diesem einen Gewehr, das uns noch geblieben ist?«
      »Dann mach du mal einen Vorschlag.«
      »Wenn wir schnell genug zum Grenzposten kommen, können wir Hilfe holen.«
      »Und dann sofort hierher zurückkehren?«
      »Ja, genau das. Vielleicht haben die da unten sogar Hubschrauber. Angesichts dessen, was geschehen ist, müssen sie ja Verstärkung angefordert haben.«
      Drummond stand unentschlossen da. Janet sagte ganz ruhig: »Jack, er hat völlig recht, das ist das Vernünftigste. Ich bleibe mit Father Kerrigan hier.«
      »Einen Augenblick mal...« begann Drummond.
      Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht war ernst. »Ich bleibe bei ihm, Jack. Niemand kann mich umstimmen. Er braucht mich doch. Aber ihr müßt Kerim mitnehmen.«
      »Du lieber Himmel, warum denn das?« fragte Drummond. »Wir kommen doch sofort zurück und holen euch dann alle.«
      »Aber vielleicht kommt ihr dann schon zu spät.«
      Ruhig und fest entschlossen stand sie vor ihm. Ein entsetzlich müder Ausdruck lag in seinen Augen. Janet lächelte ihm aufmunternd zu. All ihre Liebe lag in diesem Lächeln.
      »Beeilt euch, Jack, damit ihr bald wieder zurück seid!«
      Er wollte sie an sich ziehen, doch Hamid packte ihn mit festem Griff am Arm. »Jack, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.«
      Da wandte sich Drummond ab und stolperte zur Tür. Hamid hielt Janet sein Gewehr hin. »Das lasse ich Ihnen da.«
      Doch sie schüttelte den Kopf. »Ich würde es doch nicht benutzen, Ali«, sagte sie leise.
       Hamid sah sie mit gerunzelter Stirn an, dann schulterte er das Gewehr und ging um das Feuer herum, wo Kerim in Decken gehüllt schlief.
       Vorsichtig hob er den Jungen hoch und nahm ihn auf den Arm. Father Kerrigan lächelte. »Sie täten mir einen großen Gefallen, wenn Sie den ganzen Weg rennen würden, Major.«
       Da wandte sich Hamid ab und stürzte aus der Hütte. Er hatte einen Kloß im Hals, der ihn zu ersticken drohte. Drummond wartete draußen auf ihn. Der Pathane ging ohne ein Wort an ihm vorbei, den Jungen fest an sich gedrückt.
       Drummond stolperte hinter ihm her. Am oberen Rande der Mulde angelangt, blieb er stehen und warf noch einen letzten Blick auf die Hütte. Janet stand in der Tür. Sie sah ihn lange und eindringlich an und ging dann wieder hinein. Es hatte etwas Endgültiges, wie sie die Tür hinter sich schloß. Drummond wandte sich wieder ab und ging hinter Hamid her den Hang hinunter.
       Sie kamen zuerst nur langsam vorwärts; denn auf den oberen Hängen, die zum Teil unterhalb eines Vorsprungs lagen, war der Schnee noch nicht weggeweht worden. Daher lag der Schnee hier so hoch, daß jeder Schritt eine Qual war.
       Bald wurde Drummond klar, wie schwach er war. Als sie noch kaum eine Meile zurückgelegt hatten, mußte er schon die Zähne zusammenbeißen, um nicht schlappzumachen. Verbissen und hartnäckig setzte er einen Fuß vor den anderen. Hamid schien überhaupt nicht müde zu sein. Wie ein Schneepflug bahnte er sich einen Weg durch den Schnee. Doch als sie im Windschatten eines großen Felsbrockens eine kleine Pause einlegten, sprach sein Gesicht Bände.
       Kerims eines Auge, das aus der Decke herausschaute, war vor Staunen kugelrund. Hamid lachte: »Ob er sich wohl später noch an all das erinnern wird?«
       »Weiß der Himmel«, sagte Drummond mit rauher Stimme. »Komm, gib mir den Jungen. Jetzt werde ich ihn mal eine Weile tragen.«
       Hamid widersetzte sich nicht, ein schlechtes Zeichen. Sie gingen weiter. Der Junge erschien Drummond furchtbar schwer. Das wunderte ihn. Er preßte ihn fest an sich und beugte sich zurück, als sie sich wieder an den Abstieg machten.
       Nach etwa einer Meile zitterten ihm die Beine so, daß er das Gleichgewicht verlor, stürzte, sich überschlug und den Hang hinunterkugelte.
       Er hielt den Jungen eisern an sich gepreßt. Die Welt drehte sich um ihn. Vor seinen Augen sprühten rote Funken. In seinen Ohren rauschte und dröhnte es. Ganz entfernt hörte er Hamid rufen. In einer Schneewehe blieben sie schließlich liegen, er und der Junge.
       Kerim schluchzte bitterlich. Hamid kam herbeigestürzt, hob ihn auf und wischte ihm den Schnee aus dem Gesicht. Drummond erhob sich mühsam. Hamids Augen lagen tief in den Höhlen, die Erschöpfung hatte tiefe Linien in sein Gesicht gegraben. Keiner von beiden sprach - es gab nichts zu sagen. Mit dem Jungen auf dem Arm marschierte Hamid wieder los, und Drummond
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