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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sogar Stein sich in einen Gegenstand der Geschwindigkeit und des anmutigen Dahinschwebens.
    Es dauerte nicht lange, da waren Lindens Sinne von alldem so angefüllt, daß sie sich nicht länger ruhig halten konnte. Sie fühlte sich dazu gedrängt, sich das Schiff genauer anzuschauen, und verließ ihren Standort. Sofort befand sich Cail neben ihrer Schulter. Während sie das Vordeck überquerten, überraschte er sie mit der Frage, ob sie ihre Unterkunft zu sehen wünsche. Sie blieb stehen, um ihn anzublicken. Der undurchdringliche Wall seiner Miene zeigte keinen Anhaltspunkt dafür, wie er mittlerweile zu ausreichender Kenntnis der Verhältnisse an Bord der Dromond gelangt sein mochte, um ihr ein solches Angebot machen zu können. Sein kurzes Gewand ließ seine braunen Gliedmaßen stets frei und zu allem bereit; durch seine Frage wirkte er jedoch nicht nur bloß auf alles eingestellt, sondern obendrein, als wüßte er alles im voraus. Doch er beantwortete die stumme Frage in Lindens Blick, indem er erklärte, Ceer und Hergrom hätten bereits mit der Vorratsverwalterin gesprochen und von ihr gewisse grundlegende Auskünfte über das Schiff erhalten. Einen Moment lang verweilte Linden, dachte über die fortgesetzte, weitsichtige Hilfsbereitschaft der Haruchai nach. Aber da begriff sie, daß Cail ihr genau das bot, woran sie interessiert war – eine Aufenthaltsmöglichkeit ganz für sie allein, einen Unterschlupf, an dem sie sich an die Eindrücke, die auf dem Riesen-Schiff auf sie eindrangen, gewöhnen konnte, der ihr die Gelegenheit einräumte, über all das viele Neue, das ihr widerfuhr, Klarheit zu gewinnen. Und vielleicht erstreckte die Gastfreundlichkeit der Riesen sich sogar auf so etwas wie Badewasser? Warmes Badewasser? Vorstellungen ausgiebigen Wohlergehens gingen ihr durch den Kopf. Wie lange war es her, seit sie das letzte Mal ein warmes Bad genommen hatte? Seit sie sich richtig sauber gefühlt hatte? Sie nickte Cail zu und folgte ihm in die Richtung zum Heck der Dromond.
    Mittschiffs befand sich ein Aufbau mit flachem Dach, der Achter- und Vordeck voneinander trennte und die ganze Breite des Fahrzeugs maß. Als Cail sie durch eine Schwingtür – geschützt mit einem kniehohen Wellenbrecher – ins Innere der Behausung führte, trat Linden in einen langgestreckten Speiseraum mit einer Kombüse an der einen und Reihen von Vorratsschränken auf der anderen Seite. Der Aufbau besaß keine Fenster, aber Laternen machten ihn innen hell und heiter-gemütlich. Ihr Lichtschein glänzte auf dem Stein des Großmasts, der geradewegs senkrecht durch die Räumlichkeit verlief wie ein Baumstamm unter seinem Blätterdach. Der Mastbaum wies Einmeißelungen auf, die einem schraffierten Muster glichen, fast wie ein Totempfahl, und Linden hätte sie sich gerne näher angesehen; aber Cail durchquerte den Speiseraum, als wäre er mit all seinen Geheimnissen längst vertraut, und sie stieg mit ihm hinaus aufs Achterdeck. Zusammen strebten sie nach achtern. Linden erwiderte Grimme Blankehans' Wink – der Kapitän stand auf dem erhöhten Achterkastell mit dem Steuerrad – und ließ sich von Cail durch eine weitere steuerbords darunter befindliche Schwingtür unter Deck führen. Über eine ebenmäßig gearbeitete, steinerne Leiter gelangte man abwärts. Die Leiter war für Riesen bemessen, aber Linden kam damit ganz gut zurecht. Und sie brauchte nur aufs erste Unterdeck hinabzuklettern. Drunten kamen sie in einen ebenfalls von Laternen erleuchteten Korridor mit etlichen Türen; dahinter lagen, wie Cail erläuterte, für sie, Hohl, Ceer und ihn reservierte Kabinen. Covenant, Brinn und Hergrom waren ähnliche Quartiere an der Backbordseite des Schiffs zugeteilt worden.
    Als sie ihre Kabine betrat, stellte sie fest, daß ein Riese den Raum als klein betrachten mußte, aber für sie war großzügig Platz vorhanden. Nah an einer Wand hing eine lange Hängematte; zwei wuchtige Stühle und ein Tisch beanspruchten einen Großteil des Innenraums. Diese Einrichtungsgegenstände waren zu groß für sie: die Sitzflächen der Stühle befanden sich in der Höhe von Lindens Taille, und um in die Hängematte zu gelangen, würde sie auf den Tisch klettern müssen. Doch vorerst störten diese Schwierigkeiten sie nicht. Sonnenschein fiel durch eine offene Luke und erhellte die Kabine, und sie bot ihr eine gewisse Zurückgezogenheit. Sie war froh darüber, sie zu haben.
    Aber schon wenige Augenblicke, nachdem Cail gegangen war, um ihr, wie sie ihn
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