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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel
Autoren: Tom Sharpe
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hat, wie Sie den Mann aus Ihrem Wagen gezerrt und auf der Straße abgeladen haben. Und zwar eine sehr vertrauenswürdige Zeugin.« Er hielt inne, bis das in Ruth Rottecombes müdes Hirn gedrungen war, dann fuhr er fort:
    »Jetzt müssen wir noch wissen, warum er plötzlich bewusstlos und blutend in Ihrer Garage lag und warum Sie ihn nach New Estate fuhren.«
    Ruth fing an zu weinen. Diesmal täuschte sie die Tränen nicht vor. »Harold fand ihn, als er aus London nach Hause kam; wenigstens behauptete er das. Er war völlig außer sich und versuchte, die Schuld mir anzuhängen. Er schrie und tobte und sagte, ich hätte den Mann aufgegabelt, um eine Nummer mit ihm zu schieben. Ich dachte, er wollte mich umbringen.«
    »Nur weiter. Erzählen Sie uns alles.«
    »Er bestand darauf, dass ich in die Garage ging und mir den blutenden Mann ansah. Den ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte, ich schwör’s.«
    »Was geschah dann?«
    »Das Telefon klingelte, und es war irgendein blöder Zeitungsmensch dran, der Harold dazu interviewen wollte, ob er junge Männer nach Hause brächte, Sie wissen schon, Strichjungen.«
    Man verhörte Ruth noch eine Stunde lang, kam aber nicht weiter. Schließlich ließen die Polizisten sie im Verhörraum zurück, schluchzend, den Kopf auf den Tisch gelegt, und gingen in ein anderes Büro.
    »Könnte stimmen, wobei ein Punkt immer noch gegen sie spricht«, meinte der leitende Beamte von Scotland Yard. »Dass dieses Stück Stoff von Wilts Jeans in der Garage gefunden wurde und man besagte Jeans zwei Tage nach dem Brand auf dem Weg hinter dem Herrenhaus entdeckte, wo sie nicht gelegen hatte, als man das Gelände zum ersten Mal durchsuchte. Zweitens, dass Wilt keine Hose anhatte, als man ihn in Ipford fand. Und überdies lag seine gesamte Ausrüstung, Stiefel, Socken und Rucksack, auf dem Dachboden des rottecombeschen Hauses.«
    »Glauben Sie, sie hat die Jeans vorsätzlich dort platziert?«
    »Ich bin mir verdammt sicher, dass es jemand mit Absicht getan hat.«
    »Großer Gott, was für ein Fall. Und London fordert eine rasche Festnahme«, sagte der Hauptkommissar.
    Sie wurden von der Polizistin unterbrochen. »Sie ist ohnmächtig geworden oder täuscht es vor«, sagte sie. »Wir haben sie in die Zelle zurückgebracht.«
    Der Kripomann nahm ein Telefon und rief Ipford an. Als er den Hörer wieder auflegte, schüttelte er den Kopf. »Sie haben diesen Wilt in eine Nervenklinik verlegt, um ihn einer so genannten ›Begutachtung‹ zu unterziehen, was auch immer das heißen mag. Vermutlich wollen sie rausfinden, ob er ein Psychopath ist.« Er hielt inne und überlegte, welche Möglichkeiten es gab. Viele rationale schien es nicht zu geben.
    Einer der Detectives spann den Gedanken fort. »Egal, wer sich die ganze Geschichte ausgedacht hat, er muss verdammt abnorm sein. Und dieser Wilt hat auch vorher schon mal echt abgedrehten Scheiß angestellt. Vielleicht wurde er dafür bezahlt, dass er das Haus abfackelt.«
    Der leitende Kripomann dachte darüber nach. »Die Möglichkeit besteht eventuell, aber Inspektor Flint glaubt es nicht.
    Er hält diesen Wilt für viel zu inkompetent. Der könnte keinen Stapel benzingetränkter Zeitungen anzünden, so unpraktisch ist er. Wie auch immer, wäre es seine Absicht gewesen, das Haus in Brand zu stecken, hätte er nicht eine dermaßen deutliche Spur hinterlassen, in Privatpensionen übernachtet und dort seinen richtigen Namen angegeben. Nein, es muss noch jemand anderen geben. Ich begreife nur nicht, dass er und dieser verdammte Schattenminister Kopfverletzungen hatten. Der Schattenminister ist tot, und der andere Kerl wäre es vielleicht auch, wenn er nicht rechtzeitig gefunden worden wäre. Nein, ich schätze, die Rottecombe, diese Kuh, weiß mehr, als sie zugibt. Mir ist egal, ob sie ohnmächtig ist. Ich krieg sie klein. Sie weiß mehr, als sie sagt. Auf jeden Fall stinkt ihre Biografie zum Himmel. Falsche Geburtsurkunde, Edelnutte, die einen Abgeordneten dazu bringt, sie zu heiraten, und obendrein treibt sie Sado-Maso-Spielchen mit diesem besoffenen Schwein Battleby. Und natürlich hat er versucht, ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. Hat gesagt, sie hätte es bewusst darauf angelegt, ihn zum Alkoholiker zu machen, damit sie ihn unter Kontrolle hatte. Würde mich nicht überraschen, wenn da ein Körnchen Wahrheit drinsteckte.«
    Und so ging die Vernehmung weiter und führte zu nichts.

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    In der Methuen-Nervenklinik hatte die Psychiaterin, der die Aufgabe
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