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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel
Autoren: Tom Sharpe
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traurig an die Decke und verwünschte den Tag, als er die fette Schlampe Joanie geheiratet oder zugelassen hatte, ihre verdammte Nichte mit den grässlichen Bälgern rüberzuholen. Mit dieser verdammten Tonbandaufnahme hatten sie seine Ehe und seinen Ruf zerstört, und in Wilma würde er sich nie wieder blicken lassen können. Nicht dass ihm seine Ehe so viel bedeutete … manchmal war er den kleinen Miststücken dankbar, dass sie sie zerstört hatten. Unendlich viel schlimmer waren die geschäftlichen Folgen ihrer obszönen E-Mails. Immelmann Enterprises hatten praktisch jeden Kunden verloren, den er im Laufe der letzten fünfzehn Jahre gewonnen hatte, und einige drohten ihm sogar mit Prozessen. Er hatte versucht, Kontakt zu seinen Anwälten aufzunehmen, musste sich aber sagen lassen, dass sie keinen Mandanten vertreten wollten, der seine Geschäftspartner »Schwanzlutscher« und »Arschlöcher« nannte, ganz davon zu schweigen, dass er der Welt mit den unflätigsten Ausdrücken und bei tausend Dezibel mitteilte, er nötige seine Frau gewohnheitsmäßig zum Analverkehr. Sogar der Kongressabgeordnete Herb Reich hatte eine dieser beleidigenden E-Mails erhalten. Als Krönung des Ganzen hatte Maybelles Aussage gegenüber Sheriff Stallard den Schaden alles andere als begrenzt. Die Nachricht, dass Wilmas prominentester Geschäftsmann regelmäßig dem Geschlechtsverkehr mit schwarzen Hausangestellten frönte, hatte sich im ganzen Bezirk verbreitet und war vermutlich überall im Bundesstaat bekannt. Kurzum, er war ruiniert. Er musste die Stadt verlassen, seinen Namen ändern und sich irgendwo verkriechen, wo man ihn nicht kannte. Und an all dem war die verfluchte Joanie schuld. Er hätte die Schlampe nie heiraten dürfen.

    In ihrer Zelle auf einer anderen Polizeiwache in einer anderen Stadt war Ruth Rottecombe derselben Ansicht, was ihre Ehe mit dem verstorbenen Schattenminister für die Verbesserung des sozialen Klimas betraf. Sie hätte wissen müssen, dass er genau die Sorte Trottel war, der sich just in dem Moment umbringen ließ, wenn sie seine Unterstützung und seinen Einfluss besonders dringend brauchte. Schließlich hatte sie ihn nur aus dem Grund geheiratet, und mit diesem betrunkenen Schwein Battleby hatte sie sich abgegeben, um dafür zu sorgen, dass Harolds Parlamentssitz bombensicher war. Krampfhaft versuchte sie, aus der chaotischen Abfolge von Ereignissen schlau zu werden, die zu seinem Verschwinden geführt hatte, doch die Geräusche eines Besoffenen, dessen gewinselte Bitten, man möge ihn aus ihrer Nachbarzelle lassen, sich mit Erbrechen abwechselten, sowie auf der anderen Seite ein, wie es sich anhörte, anscheinend unflätiger Psychopath auf einer äußerst wirksamen halluzinogenen Droge machten jede auch nur annähernd rationale Überlegung unmöglich. Genau wie einschlafen zu können. Jede halbe Stunde wurde die Zellentür geöffnet, das Licht angeknipst, und eine finstere Polizeibeamtin fragte sie energisch, ob alles in Ordnung sei.
    »Nein, verdammt, ist es nicht«, hatte Ruth die Frau immer und immer wieder angekrächzt. »Haben Sie nichts Besseres zu tun, als das Licht anzumachen, reinzukommen und diese dämliche Frage zu stellen?«
    Jedes Mal hatte die Beamtin erwidert, sie wolle sich nur vergewissern, dass sie nicht Selbstmord begangen habe, und irgendwann hatte sie das Licht permanent angelassen. Nach drei solchen schlaflosen Nächten war Ruth Rottecombe kurz davor zu gestehen, sie habe Harold ermordet. Stattdessen weigerte sie sich, weitere Fragen zu beantworten.
    »Ich habe Harold nicht, ich wiederhole, nicht ermordet. Ich habe ihm überhaupt keinen Schaden zugefügt. Ich habe auch keine Ahnung, wer es gewesen sein könnte. Und das ist mein letztes Wort.«
    »Also gut, dann reden wir über etwas, von dem wir wissen, dass Sie es getan haben«, sagte der leitende Detective. »Wir können beweisen, dass Sie mit einem Mann auf der Ladefläche Ihres Volvo-Kombis nach Ipford in das Viertel New Estate gefahren sind, wo Sie ihn abgeladen haben. Außerdem können wir beweisen, dass er in Ihrer Garage gelegen und geblutet hat. Das alles wissen Sie, also …«
    »Ich sagte Ihnen bereits, ich beantworte keine Fragen mehr!«, schrie Ruth mit heiserer Stimme.
    »Ich stelle keine Fragen. Ich sage nur, welche unwiderlegbaren Beweise vorliegen.«
    »Mein Gott, warum sind Sie nicht still? Ich weiß das alles, und es ist widerlegbar.«
    »Mag sein, aber Sie wissen nicht, dass wir eine Zeugin haben, die gesehen
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