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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres
Autoren: Jules Verne
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Dabei kam sie über Dar-el-Mehalla und El Guettar und machte hierauf in Gafsa, im Herzen des Gebietes von Henmara, für achtundvierzig Stunden Rast.
    Gafsa ist in einem weitausladenden Winkel erbaut, den der Oued Bayoeh bildet. Die Stadt erhebt sich auf einer von Hügeln eingerahmten Terrasse, hinter der, einige Kilometer weiter draußen, mächtige Bergzüge aufragen. Von den verschiedenen Städten des südlichen Tunis hat sie die größte Zahl von Einwohnern, die einen umfänglichen Haufen von Häusern und Hütten bevölkern. Die die Stadt beherrschende Kasbah, früher ein Standquartier tunesischer Soldaten, steht jetzt unter der Obhut eines französischen Militärpostens. Gafsa rühmt sich auch, ein Mittelpunkt wissenschaftlicher Ausbildung zu sein, und es blühen hier mehrere Schulen zum Vorteil der arabischen und der französischen Sprache. Daneben wird eine lebhafte Industrie betrieben, die eine ausgedehnte Stoffweberei, die Fabrikation seidener Haïks, sowie die von Decken und Burnussen umfaßt, wozu die zahlreichen Schafe der Hammamma die Wolle liefern. Hier sieht man ferner noch die Termil genannten, aus der Römerzeit herrührenden Wasserbassins und neben diesen warme Quellen mit Temperaturen von neunundzwanzig bis zu zweiunddreißig Zentigraden.
    In dieser Stadt erhielt nun Kapitän Hardigan zuerst bestimmtere Nachrichten über Hadjar, wonach die Bande der Targui sechzig Kilometer weiter westlich, in der Umgebung von Ferkane aufgetaucht sein sollte.
    Bis dahin war es ja eine recht große Strecke: Spahis kümmern sich aber um Strapazen ebensowenig wie um Gefahren.
    Als dann die Abteilung erfuhr, was die Führer von ihrer Tatkraft und Ausdauer erwarteten, verlangte sie nichts mehr, als schleunigst aufzubrechen. – »Übrigens – erklärte der Wachtmeister Nicol launig – hab’ ich mit dem ‘alten Bruder’ gesprochen, und der hat sich bereit erklärt, wenn nötig doppelte Etappen zurückzulegen; Coupe-à-Coeur aber wartet nur darauf, vorauszutraben!«
    Mit allem Nötigen wohl ausgerüstet, zog der Kapitän mit seinen Leuten ab. Der Trupp mußte dabei zuerst, im Südwesten von der Stadt, einen Wald passieren, der nicht weniger als hunderttausend Palmen zählte und dem sich ein zweiter, nur aus Obstbäumen bestehender anschloß.
    Zwischen Gafsa und der algerisch-tunesischen Grenze lag nur der einzige Ort Chebeka, wo man die frühern Mitteilungen über den Aufenthalt des Tuareghäuptlings bestätigt fand. Er schweifte zur Zeit zum großen Schaden der Karawanen umher, die durch die entlegensten Gebiete von Konstantine zogen, und sein schon seither schwer belastetes Sündenregister schwoll immer mehr an durch die neuen Verbrechen, die er gegen Personen und Eigentum beging.
    Als der Kommandant von Chebeka aus nach einigen Tagemärschen die Grenze überschritten hatte, trieb er seine Leute zur größten Schnelligkeit an, um den Flecken Negrine, am Ufer des Oued Sokhna, so bald wie möglich zu erreichen.
    Am Vorabend seines Eintreffens daselbst waren die Targui wenige Kilometer weiter westlich gesehen worden, genau zwischen Negrine und Ferkane längs des Oued Djerech, der nach den großen Schotts dieser Gegend hin verläuft.
    Laut eingezogenen Erkundigungen sollte Hadjar, den auch seine Mutter begleitete, mindestens hundert Mann bei sich haben; obgleich der Kapitän Hardigan aber nur über wenig mehr als die halbe Anzahl Spahis verfügte, zögerten er und seine Leute gewiß keinen Augenblick, die Wüstenräuber anzugreifen.
    Ein Stärkeverhältnis von zwei gegen einen ist nicht dazu angetan, afrikanische Truppen zu erschrecken, und diese haben oft unter noch ungünstigeren Umständen mit Erfolg gekämpft.
    Das wiederholte sich auch bei dieser Gelegenheit, als die Abteilung in die Umgebung von Ferkane vorgedrungen war. Hadjar, der das erfahren hatte, dachte jedenfalls nicht daran, sich sofort in einen Entscheidungskampf einzulassen. Ihm mußte es ja vorteilhafter erscheinen, die Schwadron weiter in das schwierige Terrain der großen Schotts zu verlocken, sie durch unaufhörliche Scheinangriffe zu ermüden und sich die Unterstützung der nomadisierenden Targui zu sichern, die in dieser Gegend stets umherziehen und es gewiß nicht abschlugen, sich Hadjar anzuschließen, der ja bei allen Stämmen in hohem Ansehen stand. Anderseits ließ ihn der Kapitän Hardigan, einmal auf der Fährte des Räubers, gewiß nicht wieder von der Klinge und folgte ihm so weit das nötig würde, wäre es auch bis Tourgourt im El Erg
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