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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres
Autoren: Jules Verne
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gewesen.
    Hadjar hatte auch wirklich beschlossen, zunächst einem Zusammenstoße auszuweichen, und wenn es ihm gelang, der Schwadron den Rückzug abzuschneiden konnte er nach Heranziehung weiterer Parteigänger wohl hoffen, die kleine, gegen ihn ausgesandte Truppe aufzureiben… im Falle des Gelingens eine weitere, tief beklagenswerte Katastrophe nach der des Karl Steinx.
    Hadjars Plan wurde jedoch vereitelt, als seine Bande längs des Oued Sokhua abziehen wollte, um weiter im Norden den Fuß des Djebel Cherchar zu erreichen.
    Eine Peloton unter Führung des Wachtmeisters Nicol, den Coupe-à-Coeur auf diese Spur geleitet hatte, ritt schnell querfeldein, nachdem es den Wasserlauf des Douar an einer Furt überschritten hatte.
    Sofort kam es zu einem Handgemenge, an dem auch die andern Mannschaften der Abteilung bald teilnahmen. Von allen Seiten krachten Flinten und Karabiner, und dazwischen der trockene Knall der Revolver. Da gab es Tote auf der Seite der Targui und Verwundete auf der der Spahis. Immerhin gelang es der Hälfte der Targui, die sich mit Todesverachtung durch die Gegner drängten, zu entfliehen, ihr Anführer aber war nicht darunter.
    Eben als sich Hadjar, so schnell wie sein Pferd laufen konnte, seinen Leuten anschließen wollte, stürmte der Kapitän Hardigan auf ihn zu. Vergeblich versuchte Hadjar, sich diesen durch einen Pistolenschuß vom Halse zu halten… die Kugel war glücklicherweise fehlgegangen. Bei einem heftigen Seitensprunge seines Pferdes hatte er die Steigbügel verloren und stürzte zur Erde. Ehe er Zeit gewann, wieder aufzuspringen, hatte sich einer der Leutnants auf ihn gestürzt, andre Reiter eilten herbei, und trotz der wildesten Bemühungen, sich zu befreien, wurde Hadjar festgehalten.
    Im gleichen Augenblicke wurde Djemma, die herbeigelaufen und schon bis in die Nähe ihres Sohnes gekommen war, vom Wachtmeister Nicol gepackt. Leider gelang es einem halben Dutzend Targui, sie ihm wieder zu entreißen, und vergeblich sprang der mutige Coupe-à-Coeur die Männer an, die die alte Tuareg so schnell wie möglich fortschleppten.
    »Kein Glück im Spiel! rief der Wachtmeister, ich hatte die alte Wölfin schon gepackt, sie ist mir aber unter den Händen entschlüpft… Hierher, Coupe-à-Coeur, hierher! wiederholte er, das Tier zurückrufend. Jedenfalls ist wenigstens der junge Wolf ein guter Fang!«
    Hadjar war ergriffen, fest ergriffen, und wenn es den Targui nicht gelang, ihn vor seiner Einlieferung in Gabes zu befreien, so war der Djerid endlich von einem der gefährlichsten Missetäter erlöst.
    Die Räuberbande hätte das ohne Zweifel versucht und Djemma würde ihren Sohn gewiß nicht in den Händen der Franzosen gelassen haben, wenn die Spahiabteilung nicht durch Soldaten von den Militärposten in Tozeur und Gafsa Verstärkung erhalten hätte.
    Drei Wochen später hatte die Expedition die Küste wieder erreicht, und der Gefangene wurde im Bordj von Gabes untergebracht, von wo er aus nach Tunis zur Aburteilung durch das Kriegsgericht übergeführt werden sollte.
    Das waren die Ereignisse, die sich vor dem Anfang unsrer Erzählung abgespielt hatten. Nach einer kurzen Reise nach Tunis war der Kapitän Hardigan, wie der Leser weiß, nach Gabes zurückgekehrt… an demselben Abend, wo der Kreuzer »Chanzy« im Golf der Kleinen Syrte vor Anker ging.
Drittes Kapitel.
Die Flucht.
    Kaum hatten sich die beiden Offiziere, der Wachtmeister und die Spahis entfernt, als Horeb längs der Brunneneinfassung hervorglitt und sich nach allen Seiten spähend umsah.
    Und als nach oben und nach unten auf dem Wege das Geräusch der Schritte verhallt war, winkte der Tuareg seinen Genossen, ihm zu folgen.
    Djemma, ihr Sohn und Ahmet traten hervor und alle stiegen eine gewundene, von alten, verlassenen Hütten begrenzte Gasse hinauf, die in schräger Richtung nach dem Bordj zu verlief.
    In dieser Gegend war die Oase völlig öde und kein Widerhall des Lärmens aus den volkreichern Teilen drang bis hier hinauf. Unter der dicken Decke der bei ruhiger Luft unbewegten Wolken herrschte tiefdunkle Nacht. Kaum trug ein schwacher Hauch vom Meere her das Murmeln der leichten Brandung über das Ufer.
    Nach einer Viertelstunde hatte Horeb den zum Zusammentreffen bestimmten, neuen Platz erreicht, die niedrige Gaststube einer Art Cafés oder Schenke, die ein levantinischer Mercanti betrieb. Der Wirt war in die Sache eingeweiht und auf seine Treue konnte man trauen, da ihm dafür eine beträchtliche, im Falle des Gelingens
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