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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres
Autoren: Jules Verne
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aus Leibeskräften.
    Der Brigadier täuschte sich nicht.
    Zwei Seemeilen draußen ankerte ein kleines Fahrzeug, an dessen Gaffelbaume die französische Flagge im Winde flatterte. Als die Flammen das unbekannte Eiland beleuchteten, hatte dessen Kapitän seinen Kurs geändert und war nach Südwesten gesteuert. Da das Eiland aber nach dem Erlöschen der Flammen unsichtbar war, hatte er aus Vorsicht den Anker fallen lassen und die Nacht über still gelegen.
    Der Kapitän Hardigan und seine Gefährten riefen nun so laut sie konnten, und bald antworteten darauf andre Stimmen, unter denen sie aus einem sich nähernden Boote die des Leutnants Vilette und des Wachtmeisters Nicol erkannten.
    Das Fahrzeug war der Aviso »Benassir« von Tunis, ein Dampfer von geringem Tonnengehalt, der vor sechs Tagen in Gabes eingetroffen war und sich als erster furchtlos auf das neuentstandene Meer gewagt hatte.
    Wenige Minuten später legte das Boot am Fuße des Tell an, das den Flüchtlingen zum Retter geworden war, und der Kapitän Hardigan preßte den Leutnant Vilette in die Arme und der Wachtmeister den Brigadier Pistache in die seinigen, während Coupe-à-Coeur freudig an ihm in die Höhe sprang. Nicol hatte freilich große Mühe, in dem vor ihm stehenden Mann mit Backen-und Schnurrbart »Herrn« François wiederzuerkennen, und dessen erste Sorge war es gewiß, sich zu rasieren, sobald er den »Benassir« betreten hätte.
    In den letzten achtundvierzig Stunden hatte sich aber folgendes ereignet:
    Durch ein Erdbeben war das ganze östliche Gebiet des Djerid zwischen dem Golf und dem Melrir erschüttert und verändert worden. Nach dem Durchbruch der Küstenschwelle von Gabes und der über zweihundert Kilometer weit reichenden Senkung des Erdbodens hatte sich das Wasser der Kleinen Syrte durch den Kanal hereingestürzt, der den Schwall aber nicht allein aufzunehmen vermochte.
    So hatte sich die Überflutung über das Gebiet der Sebkhas und der Schotts verbreitet und nicht allein das Rharsa gänzlich angefüllt, sondern neben diesem auch noch die ausgedehnte Niederung des Fejey-Tris. Glücklicherweise waren die Ortschaften La Hamma, Nefta, Tozeur und andere, dank ihrer etwas höhern Lage, nicht davon betroffen worden, sie konnten also auf der zukünftigen Landkarte als Seehäfen verzeichnet stehen.
    Was das Melrir anging, war das Henguiz in diesem zu einer großen Zentralinsel geworden; doch wenn auch Zenfig verschont geblieben war, so hatten doch der Häuptling Hadjar und seine Räuberhorde, von der Flutwelle, überrascht, bis zum letzten Mann den Untergang gefunden.
    Der Leutnant Vilette hatte sich natürlich vergebens bemüht, den Kapitän Hardigan und dessen Begleiter wiederfinden. Alle Nachsuchungen waren erfolglos geblieben. Nachdem er die nächste Umgebung des Melrir zur Seite des Werkplatzes beim Kilometerstein 347 abgesucht hatte – wo übrigens die erwartete Arbeiterschar nicht eingetroffen war, da Pointar auf eine ihm von Biskra zugesagte Bedeckungsmannschaft gewartet hatte – war der Leutnant schleunigst nach Nefta aufgebrochen, um eine Expedition zustande zu bringen, mit der er gegen die verschiedenen Tuaregstämme zu ziehen gedachte.
    Hier hatte er aber die Führer und die beiden Spahis angetroffen, die durch einen glücklichen Zufall dem Schicksale ihrer Vorgesetzten entronnen waren.
    Er befand sich in dieser Stadt zur Zeit des Erdbebens und war immer noch da, als der Befehlshaber des »Benassir«, der von Gabes abgefahren war, sobald die Überschwemmung das ermöglichte, hier eintraf, um den Stand der Dinge auf dem Rharsa und dem Melrir zu besichtigen.
    Der Kommandant des Avisos erhielt sofort den Besuch des Leutnants und bot diesem, als er über die Sachlage unterrichtet war, an, mit dem Wachtmeister bei ihm an Bord zu bleiben. Vor allem galt es ja jetzt, nach dem Kapitän Hardigan, dem Ingenieur von Schaller und nach deren Gefährten zu suchen.
    Der unter Volldampf fahrende »Benassir« steuerte deshalb nach Durchkreuzung des Rharsa auf die Gewässer des Melrir ein, um die Oasen an seinen Ufern und die der Farfaria, die von der Überschwemmung nicht betroffen sein konnten, eingehend abzusuchen.
     

    »Nehmen Sie lieber Aktien des neuen Saharameeres!« (S. 228.)
     
    In der zweiten Nacht der Fahrt hatte der Kommandant, aufmerksam gemacht durch den Schein der Flammen, den Kurs in der Richtung auf das Tell zu genommen, auf dem noch unbekannten Meere und mit Rücksicht auf seine zahlreiche Mannschaft hatte er aber, trotz des
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