Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
zusammenstößt.
    Schon seit einer Reihe von Jahren, nach dem Auflassen der Vorarbeiten für die Schaffung eines Binnenmeeres im Lande Ared, das westlich von Gabes liegt – ein Unternehmen, dessen Schöpfer der Kapitän Roudaire gewesen war – hatten der General-Resident und der Bey von Tunis die zahlreichen Targui aufgefordert, sich in der Oase um die Schotts (Salzsümpfe) anzusiedeln. Im Hinblick auf die kriegerische Natur hatte man sich mit der Hoffnung getragen, daß sie vielleicht die Gendarmen der Wüste werden könnten. Ein Irrtum… noch mehr: wenn die Herstellung eines Meeres der Sahara je wieder in Angriff genommen werden sollte, würden sich alle jene Stämme der Überflutung der Schotts entschieden widersetzt haben.
    Vor der Öffentlichkeit diente der Tuareg zwar als Führer, selbst als Beschützer der Karawanen, seine Plünderungssucht und seine Räubernatur hatten ihn aber in so schlechten Ruf gebracht, daß man ihm nur mit Mißtrauen begegnen konnte.
    Als der Major Paing, schon vor vielen Jahren, durch die gefährlichen Gegenden des »schwarzen Landes« zog, war er in höchster Gefahr gewesen, bei einem Überfalle durch die schrecklichen Eingebornen hingechlachtet zu werden, und bei der 1881 unter Leitung des Kommandanten Flatters von Ouargla ausgegangenen Expedition war der mutige Offizier samt seiner Begleitmannschaft in Bir-el-Gharama elend umgekommen. Die Militärbehörden von Algerien und Tunis mußten sich unausgesetzt zur Verteidigung bereit halten, um die Überfälle der an Kopfzahl reichen Stämme abzuwehren.
    Unter den Targuistämmen galt der der Ahaggar mit Recht als einer der kriegslustigsten. Deren angesehenste Häuptlinge traf man gewiß bei jeder der örtlich beschränkten Erhebungen an, die die Erhaltung des französischen Einflusses an der langen Grenze der Wüste so schwierig machen. Der Gouverneur von Algerien und der General-Resident von Tunis, die immer scharf aufpaßten, hatten besonders die Gegend der Schotts oder Sebkhas im Auge zu behalten. Die hohe Bedeutung des Planes – der den Hauptgegenstand dieser Erzählung bildet – der Schaffung eines großen Binnenmeeres, leuchtet deshalb wohl von selbst ein. Dieser Plan bedrohte vor allem die Targuistämme, er mußte sie eines beträchtlichen Teiles ihres Einkommens berauben, das sie aus der Führung von Karawanen bezogen, und wegen der erhöhten Leichtigkeit, sie zu unterdrücken, die Überfälle seltener machen, denen bisher so viele zum Opfer gefallen waren.
    Die Familie Hadjars gehörte im engern Sinne dem Stamme oder der Sippe der Ahaggars an und zählte zu den einflußreichsten unter diesen. Wegen seiner Tatenlust, seiner Kühnheit und Unbarmherzigkeit galt der Sohn Djemmas von jeher als einer der gefährlichsten Anführer der ruchlosen Horden des ganzen Gebietes, das sich bis zum Süden der Auresberge hin erstreckt. Im Laufe der letzten Jahre waren zahlreiche Überfälle auf Karawanen oder auf schwache Soldatenabteilungen von ihm ausgeführt worden, und sein Ansehen wuchs immer mehr bei den Stämmen, die sich allmählich nach dem Osten der Sahara, der ungeheuern vegetationslosen Sandwüste dieses Teiles des afrikanischen Festlandes, zurückgedrängt sahen. Die Schnelligkeit seiner Bewegungen war geradezu verblüffend, und obgleich die Behörden die Führer der Soldaten beauftragt hatten, sich seiner um jeden Preis zu bemächtigen, hatte er sich doch jeder Verfolgung zu entziehen gewußt. Wurde seine Anwesenheit in der Nähe einer Oase gemeldet, so erschien er gewiß plötzlich in der Umgebung einer andern. An der Spitze einer zahlreichen Rotte von Targui, die ihrem Anführer an Wildheit gleichkamen, durchstreifte er das ganze Land von den Schotts Algeriens bis zur Kleinen Syrte. Die Kafilas wagten sich gar nicht mehr durch die Wüste oder doch nur unter dem Schutze einer mannstarken Eskorte. Auch der so umfängliche Handelsverkehr zwischen den tripolitanischen Märkten litt sehr fühlbar unter diesem Zustand der Dinge.
     

    Militärposten in Nefke. (S. 21)
     
    Dennoch fehlte es nicht an Militärposten, weder in Nefke noch in Gafsa oder in Tozeur, dem politischen Hauptorte dieser Gegend. Alle Expeditionen aber, die gegen Hadjar und seine Bande unternommen worden waren, hatten niemals den gewünschten Erfolg, und dem abenteuerlustigen Krieger war es stets geglückt, seinen Häschern zu entschlüpfen. bis zu dem – jetzt einige Wochen zurückliegenden – Tage, wo er einer französischen Truppenabteilung in die Hände
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher