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Der einaeugige Henker

Der einaeugige Henker

Titel: Der einaeugige Henker
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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Sofort notierte sie sie, nahm das Telefon aus der Station und tippte die Nummer ein, die bereits wieder verblasst war.
    Da versuchte es Sören Pfeiffer ein letztes Mal.
    »Willst du es dir nicht noch mal überlegen?«
    »Nein, ich kann nicht.«
    »Ist gut.« Er würde nichts mehr sagen, aber er konnte sie auch nicht ins Verderben rennen lassen. Er würde an ihrer Seite bleiben. Wer konnte denn sagen, was da noch alles auf sie zukam.
    Sören Pfeiffer sah, dass Reni telefonierte, aber er sah auch, dass sie zitterte. So koscher schien doch nicht alles zu sein …
    ***
    Ich telefonierte und Suko hörte zu, was gesagt wurde.
    Ich sprach mit einer Frau, die Reni Long hieß und sich mit mir treffen wollte. Zuerst konnte ich mit dem Namen und natürlich mit ihr nicht viel anfangen, dann aber kehrten sich die Dinge um, als sie sagte: »Ich bin vergewaltigt worden. Es sollte …«
    Ich unterbrach sie. »In einem Blockhaus im Wald?«
    »Ja.«
    »Dann weiß ich Bescheid.«
    »Wieso das?«
    »Ich kann es Ihnen sagen. Sie haben auf dem Bett gelegen und waren nackt.«
    »Richtig.«
    »Und es gab drei Männer in Ihrer Nähe, die Sie vergewaltigen wollten. Sie haben es nicht geschafft, weil jemand erschienen ist, dessen Waffe schneller war.«
    »Sie – Sie haben ihn gesehen?«, rief die Frau.
    »Ja.«
    Das konnte sie kaum glauben. Reni Long war aufgeregt und völlig durcheinander. Es war wohl etwas zu viel auf sie zugekommen.
    »Was hat er getan?«, hauchte sie.
    »Getötet. Wollen Sie Einzelheiten wissen?«
    »Ja, das will ich, Mister Sinclair. Wie hat er die Leute denn umgebracht?«
    »Mit seinem Schwert!«
    Jetzt blieb es erst mal still. Es war nur ein leises Knacken zu hören, denn sagte Reni Long mit einer sehr kratzigen Stimme: »Ja, es stimmt.«
    »Gut.«
    »Nein«, schrie sie, »das ist nicht gut. Es ist so grausam gewesen, verstehen Sie das?«
    »Ja, Miss Long, das verstehe ich. Mir ist die Bemerkung auch nur so rausgerutscht.«
    »Das nehme ich hin. Ich habe gesehen, wie er sie getötet hat. Das war gekonnt.«
    »Aber Sie haben keine Spur oder können sich nicht vorstellen, von wo er gekommen ist?«
    »Ja!«
    Ich machte weiter. »Schon mal was von einem bestimmten Spiegel gehört?«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    »Wie ich es sagte.«
    Es blieb still. Dann war ein Lachen zu hören und schließlich wieder die Stimme.
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein, aber ich sprach bewusst von einem Spiegel, den ich gesehen habe.«
    »Wo denn?«
    »In einer Kirche.«
    Ihre Stimme wurde schrill. Sie schrie: »Hören Sie auf, mir so etwas zu erzählen, das kann ich nicht glauben!«
    »Woher sollte ich sonst wissen, was mit Ihnen geschehen war? Ich habe es in dem Spiegel in der Kirche gesehen, ebenso wie der Pfarrer, der mich zu Hilfe geholt hat.«
    »Und der Henker ist aus dem Spiegel gekommen?«
    »Nein, ich sah nur die Szene, wie Sie nackt auf dem Bett lagen und der Henker die drei Männer mit seinem Schwert tötete.«
    »Mein Gott«, hauchte sie.
    »Es ist wahr. Aber lassen wir das. Wir werden uns ja bald kennenlernen. Oder haben Sie es sich anders überlegt?«
    »Nein.«
    »Das ist gut. Dann treffen wir uns also.« Ich fragte: »Haben Sie sich einen besonderen Punkt ausgesucht?«
    »Ja, der Hyde Park.«
    »Oh …«
    Sie lachte in mein Ohr. »Fürchten Sie sich davor, bei Dunkelheit im Park zu sein?«
    »Nein, das nicht. Aber der Park ist groß. Wo wollen wir uns denn treffen?«
    »Am Gedenkbrunnen.«
    Sie musste nichts mehr sagen. Ich wusste, wo der Platz war. Er war nach dem Tod der Princess of Wales geschaffen worden. So hatte Diana dort ein ewiges Andenken bekommen.
    »Hören Sie?«
    »Alles klar«, sagte ich.
    »Gut. Dann wartet der eine auf den anderen.«
    »Ja, gern.« Ich fügte noch eine Frage hinzu. »Und woran erkennen wir uns?«
    »Keine Sorge, ich werde Sie schon erkennen.«
    »Wie Sie wollen. Bis später dann.«
    »Ja, bis später.«
    Das Gespräch war beendet, ich stellte das Telefon weg und schaute Suko an.
    »Was sagst du?«
    Er schlug die Beine übereinander. »Abgesehen davon, dass es eine Falle sein kann, bin ich auf diese Frau gespannt. Mal sehen, wer sie genau ist.«
    »Ja, das ist auch mir ein Bedürfnis. Sie hat sich ja recht selbstsicher gezeigt.«
    »Klar«, meinte Suko. »Mit so etwas im Hintergrund ist das kein Problem. Ach ja, Hintergrund. Den könnten wir eigentlich mit auf unsere Fahrt nehmen.«
    »Was meinst du denn?«
    Er lächelte. »Wir packen den Spiegel ein. Kann ja sein, dass sich
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