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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz
Autoren: King Stephen
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gezeugt, habe am Grab meiner Mutter gestanden, habe Drogen genommen und es wieder sein gelassen und habe ein paar Dinge über mich selbst gelernt – manche davon waren reuevoll, manche unangenehm, die meisten jedoch nur komisch. Wie der Revolvermann selbst wahrscheinlich sagen würde, die Welt hat sich weitergedreht.
    Aber ich habe in der ganzen Zeit die Welt des Revolvermanns nie ganz verlassen. Das dicke grüne Papier ging irgendwo unterwegs verloren, aber ich habe immer noch die etwa vierzig Seiten des ursprünglichen Manuskripts, die die Kapitel »Der Revolvermann« und »Das Rasthaus« bilden. Sie wurden durch angemessener aussehendes Papier ersetzt, aber an diese komischen grünen Blätter erinnere ich mich mit mehr Versonnenheit, als ich jemals mit Worten ausdrücken könnte. Ich kehrte in die Welt des Revolvermannes zurück, als ich mit Salem’s Lot nicht vorwärtskam (»Das Orakel und die Berge«), und ich schilderte das traurige Ende des Jungen Jake nicht lange, nachdem ich einen anderen kleinen Jungen, Danny Torrance, in The Shining von einem anderen Ort des Bösen entkommen ließ. Tatsächlich kehrten meine Gedanken nur dann nicht gelegentlich in die trockene, aber irgendwie prachtvolle (jedenfalls war sie mir immer prachtvoll erschienen) Welt des Revolvermannes zurück, als ich eine andere bewohnte, die mir ebenso wirklich vorkam – die nachapokalyptische Welt von The Stand. Das letzte hier enthaltene Kapitel, »Der Revolvermann und der Mann in Schwarz«, wurde vor weniger als achtzehn Monaten im westlichen Maine geschrieben.
    Ich bin der Meinung, daß ich den Lesern, die mir bis hierher gefolgt sind, eine Art Synopse (»einen Entwurf«, wie die großen alten romantischen Dichter es genannt hätten) dessen schuldig bin, was weiter geschehen soll, da ich wahrscheinlich sterbe, bevor ich den gesamten Roman vollendet habe… oder das Epos… oder wie immer Sie es nennen wollen. Die traurige Tatsache ist jedoch, daß ich das ganz einfach nicht kann. Die Leute, die mich kennen, werden wissen, daß ich kein intellektueller Hitzeblitz bin, und die Leute, die meine Werke mit einer gewissen kritischen Billigung gelesen haben (es gibt ein paar; die bezahle ich), werden wahrscheinlich mit mir einer Meinung sein, daß meine besten Arbeiten mehr aus dem Herzen als aus dem Verstand kommen… oder aus den Eingeweiden, denn dort hat das beste emotionale Schreiben seinen Ursprung.
    Ich will damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen, daß ich selbst nie ganz sicher bin, wie sich etwas entwickeln wird, und auf diese Geschichte trifft das noch viel mehr zu als auf andere. Aus Rolands Vision am Ende weiß ich, daß sich seine Welt tatsächlich weiterdreht, denn Rolands Universum existiert innerhalb eines einzigen Moleküls eines Grashalms, der auf einem kosmischen Brachland verdorrt (Ich glaube, diesen Einfall habe ich aus Clifford D. Simaks Ring Around the Sun ; bitte verklag mich nicht, Cliff!), und ich weiß, daß es zum Auswählen gehört, drei Menschen aus unserer Welt zu holen (so wie Jake vom Mann in Schwarz selbst geholt wurde), die Roland bei seiner Suche nach dem Dunklen Turm begleiten – ich weiß das, weil Teile des zweiten Zyklus von Geschichten (die den Titel »The Drawing of the Three« tragen) bereits geschrieben sind.
    Aber was ist mit der nebulösen Vergangenheit des Revolvermanns? Mein Gott, ich weiß so wenig. Die Revolution, die der »Welt des Lichts« des Revolvermanns das Ende bringt? Ich weiß es nicht. Rolands endgültige Konfrontation mit Marten, der seine Mutter verführte und seinen Vater ermordete? Weiß nicht. Der Tod von Rolands Gefährten, Cuthbert und Jamie, oder seine Abenteuer in den Jahren zwischen seinem Erwachsenwerden und seinem ersten Auftauchen in der Wüste? Auch das weiß ich nicht. Und dann ist da noch das Mädchen Susan. Wer ist sie? Weiß nicht.
    Aber irgendwo tief drinnen weiß ich es doch. Ich weiß alles, und es besteht keine Veranlassung für eine Synopse oder eine Zusammenfassung (Zusammenfassungen sind die letzten Bastionen schlechter Schriftsteller, die zu Gott wünschen, sie würden Doktorarbeiten schreiben). Wenn die Zeit gekommen ist, dann werden sich diese Geschehnisse – und ihre Relevanz für die Suche des Revolvermannes – so natürlich ergeben wie Tränen oder Gelächter. Und wenn sie sich eben niemals ergeben, nun denn, wie Konfuzius einmal gesagt hat, das interessiert fünfhundert Millionen Rotchinesen einen Scheißdreck.
    Ich weiß nur eines: Irgendwann
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