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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz
Autoren: King Stephen
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Hunderttausende) Collegestudenten sich an der Schriftstellerei versuchen und lediglich einige wenige Hundert tatsächlich den Durchbruch schaffen, kaum noch nur als Zufall bezeichnen kann. Ich habe etwa ein halbes Dutzend Romane veröffentlicht, meine Frau einen ( Small World ) und arbeitet hart an einem noch besseren, und der Bursche, mit dem sie damals ging, David Lyons, ist ein großartiger Dichter und Inhaber von Lynx Press in Massachusetts geworden.
    Vielleicht lag es an dem Papier, Leute. Vielleicht war es verzaubertes Papier. Sie wissen schon, wie in einem Roman von Stephen King.
    Wie dem auch sei, Sie da draußen, die Sie das lesen, werden vielleicht gar nicht verstehen, wie vollgeladen mit Möglichkeiten diese fünfhundert Blatt Papier zu sein schienen, doch ich vermute, daß manche von Ihnen jetzt auch vollkommen verständnisvoll nicken werden. Schriftsteller, die veröffentlicht werden, können sich natürlich soviel Papier kaufen, wie sie nur wollen; es ist ihr Handwerkszeug. Man kann es sogar von der Steuer absetzen. Sie können sich sogar so viel kaufen, daß die ganzen leeren Blätter tatsächlich anfangen können, einen bösen Zauber zu wirken – bessere Schriftsteller, als ich einer bin, haben schon von der stummen Herausforderung des vielen weißen Platzes geschrieben, und Gott weiß, viele hat er so eingeschüchtert, daß sie verstummt sind.
    Die Kehrseite der Medaille ist, besonders für einen jungen Schriftsteller, eine beinahe unheilige Verzückung, die soviel leeres Papier herbeiführen kann; man fühlt sich wie ein Alkoholiker, der eine ungeöffnete Flasche Whiskey vor sich sieht.
    Damals wohnte ich in einer schäbigen Absteige nicht weit von der Universität entfernt, und ich lebte ganz alleine – das erste Drittel der vorhergehenden Geschichte wurde in einer gräßlichen, ununterbrochenen Stille geschrieben, die ich mir heute, mit einem Haus voll lärmender Kinder, zwei Sekretärinnen und einer Haushälterin, die mir immer sagt, daß ich krank aussehe, kaum noch vorstellen kann. Die drei Zimmergenossen, mit denen ich das Schuljahr begonnen hatte, waren alle abgehauen. Als im März das Eis auf dem Fluß taute, kam ich mir vor wie das letzte der zehn kleinen Negerlein von Agatha Christie.
    Diese beiden Faktoren, die Herausforderung des unbeschriebenen grünen Papiers und die völlige Stille (abgesehen vom Tröpfeln des schmelzenden Schnees, der in den Dachkanal floß), waren mehr als alles andere für den Auftakt von The Dark Tower verantwortlich. Es gab noch einen dritten Faktor, aber ich glaube, ohne die beiden ersten wäre die ganze Geschichte niemals geschrieben worden.
    Dieser dritte Faktor war ein Gedicht, das ich zwei Jahre vorher während eines Anfängerkurses über die frühen romantischen Dichter gelesen hatte (und gibt es eine bessere Zeit, romantische Dichtung zu studieren, als das Anfängerjahr?). Im dazwischenliegenden Zeitraum waren mir die meisten anderen Gedichte wieder entfallen, aber dieses eine großartige, schöne und unerklärliche blieb… und es ist bis heute geblieben. Das Gedicht war »Childe Roland« von Robert Browning.
    Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, mich an einem langen romantischen Roman zu versuchen, der die Stimmung, wenn nicht den exakten Sinn, des Gedichtes ausdrücken sollte. Mehr als gespielt hatte ich freilich noch nicht, denn ich mußte zuviel andere Sachen schreiben – eigene Gedichte, Kurzgeschichten, Zeitungskolumnen, weiß Gott, was alles.
    Doch während des Frühjahrssemesters fiel Schweigen über mein bisheriges kreatives Leben – kein schriftstellerisches Versagen, sondern ein Gefühl, daß es Zeit wurde aufzuhören, mit Pickel und Schaufel herumzuspielen, und mich statt dessen ans Steuer eines gewaltigen und allmächtigen Dampfbaggers zu setzen, ein Gefühl, daß es an der Zeit war, etwas wirklich Großes aus dem Sand zu baggern, auch wenn sich das Ergebnis als klägliches Versagen erweisen sollte.
    Und so saß ich eines Abends im März 1970 an meiner alten Büroschreibmaschine von Underwood mit dem abgebrochenen »m« und dem hüpfenden großen »O« und schrieb die Worte, mit denen diese Geschichte anfängt: Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm.
    In den Jahren seit ich diesen Satz geschrieben habe, während Johnny Winter über die Stereoanlage lief und nicht ganz das Geräusch von schmelzendem Schnee übertönen konnte, der draußen tröpfelte, bin ich ansatzweise grau geworden, habe Kinder
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