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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz
Autoren: King Stephen
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ein Hammer auf ihn herniederschlug ein gewaltiges, vorzeitliches Licht. Das Bewußtsein schwand unter ihm – doch zuvor sah der Revolvermann etwas von kosmischer Bedeutung. Er klammerte sich mit qualvoller Anstrengung daran und suchte sich selbst.
    Er floh vor dem Wahnsinn, den das Wissen in sich barg, und fand so wieder zu sich selbst.
     
     
    3
     
    Es war immer noch Nacht – aber er wußte nicht, ob es dieselbe oder eine andere war. Er richtete sich an der Stelle auf, zu der sein dämonischer Sprung auf den Mann in Schwarz ihn getragen hatte, und sah auf den Klotz aus Eisenholz, auf dem der Mann in Schwarz gesessen hatte. Er war fort.
    Ein Gefühl großer Verzweiflung strömte in ihn ein – Gott, alles würde wieder von vorne anfangen! –, und dann sagte der Mann in Schwarz hinter ihm: »Hier drüben, Revolvermann. Ich mag es nicht, wenn du mir zu nahe kommst. Du sprichst im Schlaf.« Er kicherte.
    Der Revolvermann richtete sich benommen auf die Knie auf und drehte sich um. Das Feuer war zu roter Glut und grauer Asche niedergebrannt und hatte das vertraute verfallene Muster verbrauchten Brennmaterials hinterlassen. Der Mann in Schwarz saß daneben und schnalzte über den fettigen Resten des Kaninchens mit der Zunge.
    »Du hast dich gut gehalten«, sagte der Mann in Schwarz. »Diese Vision hätte ich Marten niemals schicken können. Er wäre als sabbernder Idiot zurückgekehrt.«
    »Was war das?« fragte der Revolvermann. Seine Worte waren undeutlich und erschüttert. Er spürte, daß seine Beine nachgeben würden, wenn er versuchen sollte, sich zu erheben.
    »Das Universum«, sagte der Mann in Schwarz nebenbei. Er rülpste und warf die Knochen ins Feuer, wo sie in einem ungesunden Weiß schillerten. Der Wind über der Senke dieses Golgatha heulte voll schrillem Unglück.
    »Universum«, sagte der Revolvermann verständnislos.
    »Du möchtest den Turm«, sagte der Mann in Schwarz. Es schien eine Frage zu sein.
    »Ja.«
    »Aber du wirst ihn nicht bekommen«, sagte der Mann in Schwarz und lächelte voll strahlender Grausamkeit. »Ich habe eine Vorstellung davon, wie nahe an den Rand dich das Letzte brachte. Der Turm wird dich eine halbe Welt entfernt umbringen.«
    »Du weißt nichts von mir«, sagte der Revolvermann leise, und das Lächeln auf den Lippen des anderen verschwand.
    »Ich habe deinen gemacht, und ich habe ihn vernichtet«, sagte der Mann in Schwarz grimmig. »Ich kam durch Marten zu deiner Mutter und habe sie genommen. So stand es geschrieben, und so geschah es. Ich bin der fernste Günstling des Dunklen Turms. Die Erde wurde in meine Hände gegeben.«
    »Was habe ich gesehen?« fragte der Revolvermann. »Das Letzte. Was war es?«
    »Was schien es zu sein?«
    Der Revolvermann schwieg nachdenklich. Er tastete nach seinem Tabak, aber er hatte keinen mehr. Der Mann in Schwarz bot ihm nicht an, seinen Beutel entweder durch schwarze oder weiße Magie wieder nachzufüllen.
    »Da war Licht«, sagte der Revolvermann schließlich. »Gewaltiges weißes Licht. Und dann…« Er verstummte und sah den Mann in Schwarz an. Dieser beugte sich nach vorne, und ein unbekanntes Gefühl war seinem Gesicht aufgeprägt, das zu deutlich war, als daß man es hätte leugnen können. Erstaunen.
    »Du weißt es nicht«, sagte er und fing an zu lachen. »O großer Zauberer, der die Toten zum Leben erwecken kann. Du weißt es nicht.«
    »Ich weiß es«, sagte der Mann in Schwarz. »Aber ich weiß nicht… was.«
    »Weißes Licht«, wiederholte der Revolvermann. »Und dann einen Grashalm. Einen einzigen Grashalm, der alles ausfüllte. Und ich war winzig. Unvorstellbar winzig.«
    »Gras.« Der Mann in Schwarz machte die Augen zu. Sein Gesicht sah hager und ausgezehrt aus. »Ein Grashalm. Bist du sicher?«
    »Ja.« Der Revolvermann runzelte die Stirn. »Aber er war purpurn.«
     
     
    4
     
    Und nun fing der Mann in Schwarz an zu sprechen.
    Das Universum (sagte er) enthält ein Paradoxon, das so groß ist, daß der endliche Verstand es nicht begreifen kann. So wie das lebende Gehirn sich kein nichtlebendes Gehirn vorstellen kann – auch wenn es denken mag, es könnte es –, so kann der endliche Verstand nicht das Unendliche begreifen.
    Die prosaische Tatsache der Existenz des Universums allein besiegt den Pragmatiker und den Zyniker gleichermaßen. Es gab eine Zeit, hundert Generationen bevor die Welt sich weiterdrehte, als die Menschheit genügend technische und wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt hatte, daß sie ein paar
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