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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz
Autoren: King Stephen
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auch nur: Eßt bei Joe’s . Einerlei. Er konnte die Ideographen nicht verstehen, sofern es überhaupt Ideographen waren. Und die Überreste waren so kalt wie all die anderen. Er wußte, er war ihm näher, aber er wußte nicht, woher er das wußte. Auch das war einerlei. Er stand auf und wischte sich die Hände ab.
    Keine anderen Spuren; der rasiermesserscharfe Wind hatte selbstverständlich sogar die kargen Anhaltspunkte verweht, welche die verkrustete Wüste bot. Es war ihm nie gelungen, den Kot seines Widersachers zu finden. Nichts. Nur die kalten Lagerfeuer entlang dieser uralten Autobahn und der rastlose Entfernungsmesser in seinem eigenen Kopf.
    Er setzte sich und gönnte sich einen kurzen Schluck aus dem Wasserschlauch. Er ließ den Blick über die Wüste schweifen, sah zur Sonne empor, die inzwischen am gegenüberliegenden Himmelsquadranten hinabsank. Er stand auf, nahm die Handschuhe vom Gürtel und fing an, Teufelsgras für sein eigenes Lagerfeuer auszureißen, das er auf die Asche legte, die der Mann in Schwarz zurückgelassen hatte. Er fand die Ironie wie die Romantik seines Durstes auf bittere Weise attraktiv.
    Er griff erst dann zu Feuerstein und Stahl, als als letzte Reste des Tages nur die flüchtige Wärme im Boden unter ihm und eine sardonische orangefarbene Linie am monochromen westlichen Horizont bemerkbar waren. Er sah geduldig nach Süden, zu den Bergen, wenngleich er nicht hoffte oder erwartete, die dünne, gerade Rauchsäule eines anderen Lagerfeuers zu sehen, sondern lediglich beobachtete, weil das eben dazugehörte. Nichts zu sehen. Er war nahe, aber nur relativ nahe. Nicht nahe genug, nach Einbruch der Dämmerung Rauch zu sehen.
    Er schlug Funken an das trockene, ausgerissene Gras und legte sich gegen den Wind, so daß der Traumrauch in die Wüste hinauswehen konnte. Der Wind wehte konstant, davon abgesehen, daß er hin und wieder einen Sandteufel erzeugte.
    Die Sterne über ihm blinkten nicht, auch sie waren konstant. Nach Millionen zählende Sonnen und Welten. Schwindelerregende Konstellationen, kaltes Feuer in sämtlichen Primärfarben. Während er hinaufsah, wechselte der Himmel von Violett zu Ebenholz. Ein Meteor ätzte einen kurzen, spektakulären Bogen hinein und erlosch. Das Feuer warf seltsame Schatten, während das Teufelsgras langsam zu einem neuen Muster niederbrannte – keinem Ideographen, sondern einem geordneten Wirrwarr, das in seiner ureigenen Deutlichkeit vage beängstigend wirkte. Er hatte das Brennmaterial zu einem Muster gelegt, das nicht künstlerisch, sondern nur zweckdienlich war. Es sprach von Schwarz und Weiß. Es sprach von einem Mann, der in seltsamen Hotelzimmern schlechte Bilder geraderücken mochte. Das Feuer brannte mit seiner konstanten, trägen Flamme, und Phantome tanzten in seinem weißglühenden Kern. Der Revolvermann sah es nicht. Er schlief. Die beiden Muster, Kunst und Fertigkeit, verschmolzen miteinander. Der Wind heulte. Hin und wieder brachte ein perverser Windstoß den Rauch dazu, sich zu kräuseln und zu ihm zu wirbeln, gelegentlich berührte ihn ein Ausläufer des Rauchs. Sie erzeugten auf dieselbe Weise Träume, wie ein winziger Fremdkörper eine Perle in einer Auster erzeugen konnte. Gelegentlich stöhnte der Revolvermann mit dem Wind. Das betrachteten die Sterne so gleichgültig, wie sie Kriege, Kreuzigungen und Auferstehungen betrachteten. Auch das hätte ihm gefallen.
     
     
    2
     
    Er war den letzten Ausläufer des Vorgebirges heruntergekommen und hatte seinen Esel geführt, dessen Augen bereits tot waren und in der Hitze hervorquollen. Vor drei Wochen hatte er die letzte Stadt hinter sich gelassen, und seither hatte er nur den verlassenen Kutschenpfad und hin und wieder eine der Ansiedlungen von Lehmhütten der Grenzbewohner gesehen. Aus den Ansiedlungen waren vereinzelte Hütten geworden, die meistens von Leprakranken oder Wahnsinnigen bewohnt waren. Er stellte fest, daß die Wahnsinnigen die angenehmere Gesellschaft waren. Einer hatte ihm einen Silva-Kompaß aus rostfreiem Edelstahl gegeben und ihn gebeten, ihn Jesus zu bringen. Der Revolvermann hatte ihn ernst entgegengenommen. Wenn er Ihn träfe, würde er Ihm den Kompaß geben. Er rechnete aber nicht damit.
    Seit der letzten Hütte waren fünf Tage vergangen, und als er über den letzten erodierten Hügel kam und das vertraute flache Lehmdach sah, hatte er eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet, noch eine zu sehen.
    Der Bewohner, ein überraschend junger Mann mit einem
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