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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz
Autoren: King Stephen
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Revolvermann. Die Zeit des Teilens ist gekommen. Und am Morgen werde ich das Horoskop erstellen. Du wirst Träume haben. Und dann muß deine wahre Suche beginnen.«
    »Walter«, wiederholte der Revolvermann fassungslos.
    »Setz dich«, forderte der Mann in Schwarz ihn auf. »Ich werde dir meine Geschichte erzählen. Ich glaube, deine wird viel länger sein.«
    »Ich spreche nicht von mir selbst«, murmelte der Revolvermann.
    »Aber heute nacht mußt du es tun. Damit wir verstehen.«
    »Was verstehen? Mein Ziel? Das kennst du. Mein Ziel ist es, den Turm zu finden. Das habe ich geschworen.«
    »Nicht dein Ziel, Revolvermann. Deinen Verstand. Deinen langsamen, regsamen, hartnäckigen Verstand. In der ganzen Weltgeschichte hat es seinesgleichen noch nicht gegeben. Vielleicht in der ganzen Schöpfungsgeschichte. Dies ist die Zeit des Redens. Dies ist die Zeit von Geschichten.«
    »Dann sprich.«
    Der Mann in Schwarz schüttelte den weiten Ärmel seines Gewands. Ein in Folie eingewickeltes Päckchen fiel heraus und reflektierte die erlöschende Glut in vielen spiegelnden Falten.
    »Tabak, Revolvermann? Möchtest du rauchen?«
    Dem Kaninchen hatte er widerstehen können, aber dem konnte er nicht widerstehen. Er wickelte die Folie mit gierigen Fingern auf. In ihrem Inneren befand sich feinkrümeliger Tabak und erstaunlich feuchte grüne Blätter, in die man ihn einwickeln konnte. Einen solchen Tabak hatte er seit zehn Jahren nicht mehr gesehen.
    Er drehte zwei Zigaretten und biß beiden die Enden ab, damit sich das Aroma entfalten konnte. Eine bot er dem Mann in Schwarz an, der sie nahm. Beide holten einen brennenden Zweig aus dem Feuer.
    Der Revolvermann zündete die Zigarette an und sog den aromatischen Rauch tief in die Lungen, wobei er die Augen schloß, um seine Sinne zu schärfen. Er blies den Rauch mit langsamer, langer Zufriedenheit aus.
    »Gut?« wollte der Mann in Schwarz wissen.
    »Ja. Sehr gut.«
    »Genieße es. Es könnte für lange, lange Zeit deine letzte Zigarette sein.«
    Das nahm der Revolvermann gleichgültig hin.
    »Nun gut«, sagte der Mann in Schwarz. »Fangen wir an:
    Du mußt wissen, daß der Turm schon immer existiert, und es hat immer Jungen gegeben, die von ihm wußten und sich danach sehnten, mehr als nach Macht oder Reichtum oder Frauen…«
     
     
    6
     
    Und dann redeten sie, sie redeten eine ganze Nacht und Gott weiß wieviel länger, aber später erinnerte sich der Revolvermann an wenig… und seinem seltsam praktischen Verstand schien auch sehr wenig wichtig zu sein. Der Mann in Schwarz sagte ihm, daß er zum Meer gehen müßte, das nicht viel weiter als zwanzig mühelose Meilen im Westen lag, und dort würde er die Gabe des Auserwählens erlangen.
    »Doch auch das ist nicht vollkommen richtig«, sagte der Mann in Schwarz und schnippte seine Zigarette in die Reste des Lagerfeuers. »Niemand wird dir irgendeine Gabe verleihen, Revolvermann; sie ist einfach in dir, und zwar teilweise, wie ich dir sagen muß, durch das Opfer des Jungen und teilweise, weil es die Ordnung ist, die natürliche Ordnung der Dinge. Das Wasser fließt bergab, und ich muß es dir sagen. Soweit ich weiß, wirst du drei auserwählen… aber eigentlich ist mir das egal, und ich will es auch nicht wissen.«
    »Die Drei«, murmelte der Revolvermann und dachte an das Orakel.
    »Und dann fängt der Spaß erst richtig an. Aber dann werde ich längst fort sein. Lebwohl, Revolvermann, meine Aufgabe ist erfüllt. Du hast die Kette immer noch in der Hand. Gib acht, daß sie sich nicht um deinen Hals schlingt.«
    Roland wurde von etwas außerhalb von ihm getrieben, als er sagte: »Du hast noch etwas zu sagen, nicht?«
    »Ja«, sagte der Mann in Schwarz und lächelte den Revolvermann mit seinen unergründlichen Augen an und streckte ihm eine Hand entgegen. »Es werde Licht.«
    Und es ward Licht.
    Roland erwachte neben den Überresten eines Lagerfeuers und stellte fest, daß er zehn Jahre älter war. Sein Haar war an den Schläfen schütter geworden und hatte das Grau angenommen, das Spinnweben haben, wenn der Herbst vorbei ist. Die Linien seines Gesichts waren tiefer, seine Haut rauher.
    Die Reste des Holzes, das er hergetragen hatte, waren zu Eisenholz geworden, und der Mann in Schwarz war ein grinsendes Skelett in einem schwarzen Gewand, weitere Knochen an diesem Ort der Knochen, ein Totenschädel mehr in Golgatha.
    Der Revolvermann stand auf und sah sich um. Er sah das Licht und sah, daß das Licht gut war.
    Er griff mit einer
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