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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk
Autoren: Eric Ambler
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Wagen von Tumachin vor dem Hotel wartete, um mich zur Deputiertenkammer zu bringen. Ich beendete schnell meine Toilette und saß eine Viertelstunde später neben Carruthers und einem bewaffneten Polizisten im Wagen, den e in Soldat chauffierte. Erst hier kam mir wieder in den Sinn, daß ich das Amt, das mir Carruthers aufgehalst hatte, noch gar nicht abgelehnt hatte.
    »Hören Sie zu, Carruthers«, begann ich, »ich bin überhaupt noch nicht dazu gekommen, Ihnen …«
    »Ich weiß«, unterbrach er mich mit einem Grinsen. »Sagen Sie es mir, nachdem wir Tumachin gesehen haben.«
    »O. K.«, erwiderte ich verstimmt. »Auf Ihre Verantwortung!«
    Er lächelte.
    Wenig später fuhren wir zwischen Maschinengewehrbatterien durch bei der Deputiertenkammer vor. Wir stiegen unten an der Treppe aus und wurden dann durch ein Labyrinth von Korridoren zu einem Zimmer im ersten Stock geführt, vor dem zwei Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett standen.
    Es schien ein Vorzimmer zu sein, denn eine Doppeltür, hinter der man Stimmengemurmel hörte, war in eine Wand eingelassen. Vor dieser Tür war ein Posten, der bequemstand. Wir wurden offensichtlich erwartet, denn kaum waren wir hereingeführt worden, als der Posten an der Tür strammstand und dann zu einem Telefon trat, das auf einem Tisch stand. Wir hörten ihn eine ixanische Version unserer Namen sagen, dann legte er den Hörer auf, schlug wieder die Hacken zusammen, trat zur Doppeltür und stieß sie auf. Wir gingen hindurch.
    Es war ein eindrucksvolles Bild. Hinter einem riesigen Schreibtisch mit einer Glasplatte saß Tumachin. Ihm gegenüber, in großen Ledersesseln, saßen drei Männer, einer davon, wie ich auf den ersten Blick sah, ein Landsmann von mir. Alle vier sahen sehr feierlich aus. Im Zimmer standen noch zwei, drei Männer und die Frau, die ich gestern nacht in Tumachins Hauptquartier gesehen hatte.
    Als wir eintraten, stand Tumachin auf und streckte uns, über das ganze Gesicht strahlend, seine Hand entgegen.
    »Ich habe eben Ihre Erlebnisse der letzten Nacht erzählt«, sagte er. »Der Bauernrat und ich sind Ihnen sehr dankbar.« Hierauf verbeugte er sich leicht vor den drei Männern in den Sesseln und sagte dann: »Darf ich Sie mit den Herren bekannt machen? Seine Exzellenz der Konsul der Vereinigten Staaten, Monsieur Englebert, seine Exzellenz der Konsul von Frankreich, Monsieur Chappey, Seine Exzellenz der Chargé d’affaires von Rumänien, Monsieur Vitchescu.« Er machte eine Geste in unserer Richtung. »Professor Barstow und Mr. Casey von der New York Tribune. «
    Wir schüttelten einander die Hand. Englebert schaute mich neugierig an.
    »Ich habe gestern nacht aus Washington eine Botschaft erhalten«, bemerkte er grimmig. »Ich wurde gebeten, Ihnen beizustehen, wenn Sie Schwierigkeiten haben. Es scheint, daß ich ein wenig zu spät gekommen bin.«
    »Ich nehme an, daß ich meinem Herausgeber Rede und Antwort stehen muß, Sir«, antwortete ich. »Es tut mir leid, daß ich mich nicht früher mit Ihnen in Verbindung gesetzt habe, aber die Umstände waren ein wenig ungewöhnlich.«
    Er lächelte. »Monsieur Beker hat mir schon von Ihrem Abenteuer erzählt. Und wie mir Monsieur Tumachin mitgeteilt hat, haben Sie sich der neuen Regierung als offizieller Pressechef zur Verfügung gestellt.«
    Das war keine Feststellung, das war eine Frage. Ich zauderte einen Moment, dann wandte ich mich an Tumachin, der uns unverwandt angeschaut hatte.
    »Monsieur Tumachin, würden Sie mir eine kurze Unterhaltung unter vier Augen mit meinem Konsul erlauben?«
    »Aber selbstverständlich, Monsieur«, sagte er höflich.
    Der Konsul und ich gingen in den Vorraum.
    »Die Sache ist so, Sir«, begann ich, »daß ich etwas in der Klemme stecke.«
    Er nickte. »Das hab ich mir gedacht. Schließlich raten ja die Zeitungen ihren Korrespondenten nicht ohne gute Gründe, sich aus der Politik rauszuhalten.«
    »Das ist alles gut und recht«, erwiderte ich, »aber ich kann aus dieser Geschichte eine Riesenstory machen. Die guten Leute glauben dummerweise nämlich, ich sei irgend eine internationale Größe. Aber selbst, wenn sie einige ihrer Illusionen begraben müssen, so brauchen sie einen Mann, der ihnen die Pressekampagne besorgt, und ich persönlich würde ihnen eigentlich ganz gerne helfen. Bloß wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, wenn ich Ihnen, dem Rumänischen Chargé d’affaires oder irgend jemand anderem lästig fallen sollte, kann davon natürlich keine Rede sein.«
    Er
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