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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens
Autoren: Marcia Willett
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zu. »Bin ich rechthaberisch, Schatz? Du musst natürlich tun, was du für das Beste hältst.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Er wendet sich ab, steht einen Moment lang gegen das Spülbecken gelehnt da und schaut ins Dunkel hinaus. Zwischen den kahlen Ästen der Bäume leuchten die Lichter des Klosters, aber Dossie weiß, dass er an Madeleine denkt und daran, wie Jakeys Mutter wohl in dieser Situation gehandelt hätte. Sie überlegt, dass Clem nur allzu gut weiß, was Trauer bedeutet.
    »Er kann Tante Gabriel verpacken«, meint Dossie munter und verbirgt, dass sie selbst bedrückt ist. »Er liebt Tante Gabriel. Und die Heilige Familie, für sie kann er auch die Verantwortung übernehmen. Und nachher bekommt er sein Geschenk, und wir spielen mit dem Zug, bis er badet. Was meinst du?«
    Clem dreht sich wieder um und lächelt ihr zu. Sein Lächeln ängstigt sie, denn es liegt etwas Leeres darin, eine stoische Entschlossenheit. Am liebsten würde Dossie die Arme um ihn legen, aber sie weiß, dass ihr Wunsch, ihn zu trösten, für ihn nur eine Bürde wäre; er würde sich verpflichtet fühlen, seinen Schmerz noch tiefer zu vergraben, damit sie sich keine Sorgen macht.
    Jakey kommt in die Küche, den Streifenhasen immer noch unter dem Arm.
    » Shaun ist zu Ende«, sagt er. »Packen wir den Sssmuck jetzt weg?«
    Er ist noch nicht ganz bereit, seine betrübte Miene aufzugeben, die ihm bis jetzt ein großes Stück Kuchen und die Ankündigung eines Geschenks eingebracht hat, und Dossie beobachtet ihn amüsiert. Er beherrscht sich sehr und hat noch nicht nach seinem Dreikönigsgeschenk gefragt, aber er vermutet eindeutig, dass es etwas mit dem Wegpacken des Weihnachtsschmucks zu tun hat, und ist jetzt bereit für den nächsten Schritt. Sie zieht die Augenbrauen hoch und wirft Clem einen Blick zu. Er nickt.
    »Könntest du Tante Gabriel übernehmen? Und die Heilige Familie? Es wäre eine große Hilfe, wenn du das allein schaffen würdest, denn ich werde eine ganze Weile damit beschäftigt sein, den Baum abzuschmücken.«
    Jakey reißt die Augen auf und kommt sich wichtig vor. Er scheint ein Stück zu wachsen und nickt. »Aber ich komme nur an Tante Gabriel dran, wenn ich mich auf einen Sssstuhl ssstelle.«
    »Ich helfe dir«, sagt Dossie. »Ich kümmere mich um den Baum, und dann kann Daddy ihn nach draußen bringen.«
    Zusammen gehen sie ins Wohnzimmer, und Dossie zieht die schwere unterste Schublade der großen Kommode auf. Sie holt die leeren Schachteln und Beutel heraus und legt sie aufs Sofa. Jakey nimmt den leinenen Schuhbeutel und betrachtet das Namensschild mit den rot gestickten Buchstaben: C PARDOE. Er weiß, dass die Buchstaben Daddys Namen – und seinen eigenen – bedeuten und dass der Schuhbeutel Daddy gehört hat, als er klein war und in die Schule gegangen ist. Jakey zieht den Beutel so weit auf, wie er kann, und trägt ihn zu dem niedrigen Tisch neben dem Baum.
    Welche Figur soll er zuerst nehmen? Er legt den Ochsen hinein, danach den Esel, schiebt sie ganz an den Boden des Beutels und späht dann hinein, um sich davon zu überzeugen, dass es ihnen gut geht. Sie wirken ganz zufrieden, wie sie da in dem leicht muffig riechenden Inneren liegen. Als Nächstes kommen der kniende Hirte mit den weit ausgestreckten Armen und die Weisen an die Reihe: eins, zwei, drei. Wieder späht er in den Beutel, in dem alle durcheinanderliegen.
    »Sie ruhen sich aus«, erklärt er Dossie. »Das mögen sie.«
    »Natürlich. Sie haben schließlich vierzehn Tage gestanden oder gekniet. Wenn du vierzehn Tage auf den Beinen gewesen wärst, würdest du auch eine Pause brauchen.«
    Jakey fühlt sich schon froher und greift nach Josef und dem zweiten Hirten. Josef lässt sich gemütlich am Boden des Beutels nieder, und Jakey legt Maria neben ihn. Der Erzengel Gabriel, der mit angeschlagenem Heiligenschein und ausgefahrenen Flügeln erhaben ins Nichts starrt, kommt als Nächster an die Reihe, und ganz zuletzt nimmt Jakey die kleine Krippe und das Jesuskind. Die Krippe schiebt er hinein, hält jedoch das schlafende Kind noch in der Hand.
    »Das Jesussskind musss nicht ausssruhen«, meint er beinahe zu sich selbst. »Esss hat die ganze Zeit gelegen.«
    »Aber es möchte bei seiner Familie sein«, gibt Dossie zurück. »Sie fehlt ihm sonst.«
    Kurz überlegt er, ob er sich ein wenig anstellen und Einwände erheben soll, doch dann denkt er an das versprochene Geschenk und entscheidet sich dagegen. »Okay«, sagt er fröhlich.
    Er schiebt
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