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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens
Autoren: Marcia Willett
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sich herschieben, ist sie sich des dumpfen Schmerzes in ihrem Herzen bewusst, der Leere, wo sonst Ruperts Platz war.
    Der Wagen rutscht im Schnee ein wenig weg und schlittert in der Kurve, und sie fasst das Lenkrad fester. Sie schaltet die CD von Joni Mitchell ein. I wish I was in love again . Dossie stößt ein leises Geräusch aus, eine Mischung aus einem Stöhnen und einem kleinen Schluchzen, und gibt sich Mühe, sich auf alles zu konzentrieren, was sie liebt und schätzt: Pa und Mo im Court , Clem und der liebe Jakey im Pförtnerhäuschen. Und Janna. Merkwürdig, wie sie die Rollen getauscht haben und Janna, die einmal so wenig selbstbewusst und unsicher war, sich an ihre Schätze geklammert hat und entsetzliche Angst vor Verpflichtungen hatte, jetzt diejenige ist, die sie, Dossie, tröstet. Janna ist nun die Stärkere von ihnen.
    Dossie ist froh, endlich nach Hause zu kommen, durch das Tor zu fahren und Pa zu erblicken, der ihr durch den Schnee entgegeneilt. John the Baptist folgt ihm auf dem Fuß und wedelt hektisch.
    »Gott sei Dank bist du zurück!«, ruft Pa. »Mo hat sich schon Sorgen gemacht. Es soll noch mehr schneien. Wir kriegen weiße Weihnachten, Doss.« Sie schließt die Autotür, und sie gehen alle zusammen ins Haus.
    Jakey ist außer sich vor Freude, weil es gerade rechtzeitig zu Weihnachten schneit. Er winkt Dossie nach, bis ihr Wagen nicht mehr zu sehen ist, und geht dann wieder hinein, um den Baum und all den vertrauten Schmuck zu bewundern: die kleinen holzgeschnitzten Figuren – den Trommler, den Schneemann und den Jungen mit der Laterne – und die empfindlichen Glasfiguren – die Eule, die Uhr und die Glocke. Clem folgt ihm langsamer. Er denkt an Dossie und hofft, dass sie sich von ihrem Liebeskummer erholen wird. Natürlich hat er nichts davon gesagt (und sie ebenfalls nicht), aber er war sich ihres emotionalen Überschwangs im Sommer und im Herbst durchaus bewusst, und er hofft, dass doch noch etwas Gutes dabei herauskommt.
    Während er Jakey beobachtet, der zum Baum hinaufschaut, fragt er sich, ob Dossie oder er selbst jemals diese besondere Person finden werden. Unwahrscheinlich, dieses Glück zweimal im Leben zu erfahren. Jakey hockt sich hin, um die bunt eingepackten Päckchen, die Dossie unter den Baum gelegt hat, zu inspizieren, und Clem spürt die vertrauten Empfindungen in sich aufsteigen: Liebe, Stolz, Kummer und Verantwortungsgefühl.
    Schau doch, sagt er lautlos zu Madeleine. Sieh ihn dir an. Habe ich es nicht auch ohne dich gut hingekriegt?
    Jakey blickt sich um, sieht ihn dort stehen und setzt sofort eine schuldbewusste Miene auf. »Ich fassse sie nicht an«, verteidigt er sich. »Gansss bessstimmt nicht.«
    »Ich weiß«, gibt Clem zurück. Die Einsamkeit sticht ihn ins Herz: Niemals wird er mit dem Mädchen, das er so geliebt hat, die Freude über ihren gemeinsamen Sohn teilen können. »Natürlich würdest du das nicht tun. Hör mal, sollen wir die Heilige Familie herausholen und sie auf den Tisch stellen? Ich weiß, dass wir sie normalerweise erst an Heiligabend aufstellen, aber bis dahin sind es ja nur noch ein paar Tage. Hättest du Lust dazu?«
    Jakey strahlt vor Freude. »Ich mache dasss«, schreit er. »Ich kann dasss allein. Oh! Und Tante Gabriel.« Seine Augen leuchten bei der Erinnerung an sie. »Kann ich Tante Gabriel aussspacken?«
    » Darf ich«, murmelt Clem automatisch. »Ja, natürlich. Ich hole dir den Stall heraus. Warte einen Moment.«
    Er tritt an die große Kommode, zieht die schwere untere Schublade auf und nimmt den offenen Stall heraus. Neben ihm greift Jakey schon nach dem alten leinenen Schuhbeutel. Clem stellt den Stall auf den niedrigen Tisch neben dem Baum.
    »So«, sagt er. »Schaffst du das?«
    Jakey nickt und umklammert den Beutel »Ich mach dasss gansss allein«, erklärt er, »und wenn ich dir Besssseid sage, kannssst du kommen und gucken. Eine Überrasssung für dich, Daddy.«
    Clem kämpft gegen den für ihn untypischen Drang, in Tränen auszubrechen. »Okay«, sagt er scheinbar unbekümmert. »Ich arbeite so lange etwas. Ruf mich, wenn du so weit bist.«
    Er geht in die Küche und zieht die Tür hinter sich zu. Sogar jetzt, da seine Zukunft voll aufregender Herausforderungen ist, sehnt er sich manchmal nach mehr Gewissheit, mehr Überzeugung, einem starken, bedingungslosen Glauben an Gottes geheimnisvolle Wege. Er kämpft gegen dieses Verlustgefühl, setzt sich an seinen Laptop und klappt ihn auf. Sein Tutor hat ihm ein Thema für einen
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