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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)
Autoren: Stephan Russbült
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Er zögerte, doch dann entschloss er sich, doch etwas zu sagen: »Mit dem Schlüssel geht es vielleicht einfacher.«
    Milo sah ihn entgeistert an.
    »Er liegt dort unter dem dicken braunen Buch im Regal«, verriet Schmutzigbraun. »Der Meister hat ihn dort immer versteckt.«
    Milo stürmte auf das Regal zu, hob das Buch an und fand den Schlüssel. »Warum hast du das nicht gleich gesagt, du Hohlkopf.«
    »Du wolltest etwas zum Einschlagen«, antwortet der Gnom verwirrt. »Dafür ist der Schlüssel nicht groß genug.«
    Milo schüttelte kapitulierend den Kopf. Der Schlüssel passte, und Rubinia war im Handumdrehen befreit. Nach einer kurzen, aber glücklichen Umarmung rannten sie aus dem Arbeitszimmer und die Treppen hinunter ins Foyer des Krähenturmes.
    Als sie das untere Stockwerk erreichten, kam ihnen Oda entgegen. Die junge Halblingsfrau sah verweint, erschöpft und geistig abwesend aus. Sie nahm kaum Notiz von den dreien. Rubinia packte ihre Hand und zog sie wortlos mit sich. Gemeinsam rannten sie zum Ausgang, schoben den Riegel der Tür zurück und flüchteten ins Freie.
    Die Lichtung vor ihnen war verlassen. Nur im Süden zwischen den Bäumen sah Milo Uschma, die Trollfrau, und Xumita, den Goblinschamanen. Sie starrten hinauf zum Dach des Turmes. Das obere Stockwerk stand lichterloh in Flammen, und brennende Trümmer stürzen von dort herab. Als die beiden Grünbluter Milo und die anderen entdecken, trat Xumita Latorinsis aus dem Dickicht heraus auf die Lichtung. Er hob seinen knorrigen Wurzelstab und verbeugte sich tief. Dann trat er zurück und verschwand mit der Trollfrau.
    »Schnell, wir müssen zu Bonne!«, rief Milo den anderen zu. »Er ist auf der Ostseite des Turmes an einen Pfahl gekettet. Wir müssen ihn befreien, bevor der Turm zusammenstürzt.«
    Sie liefen um den Krähenturm herum. Bonne stand einsam und allein an dem in die Erde gerammten Pflock. Die Kette war durchtrennt, nur noch ein kurzes Ende hing an seinem Knöchel.
    »Bonne!«, rief Milo, »Cephei sei Dank, du bist unverletzt.« Dann fiel er seinem Bruder stürmisch in die Arme.
    »Was sollte mir schon passieren?«, lachte Bonne. »Während du die Welt bereist hast, habe ich nur irgendwo angekettet herumgesessen und darauf gewartet, dass du wiederkommst, um mich zu befreien. Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen.«
    »Das kannst du«, versicherte Milo mit Tränen in den Augen.Damit es niemand sehen konnte, wandte er sich ab und sah gen Norden. »Was ist mit der Kreatur geschehen?«, fragte er.
    Bonne folgte seinem Blick. »Was für eine Kreatur?«
    »Der Zweitgeborenen ist dorthin zurück, von wo er gekommen ist«, sagte Oda. »Seine Mutter hat ihm verziehen.«
    Milo spürte, wie Bonne ihn am Ärmel zog. Er wischte sich mit einer hastigen Bewegung die Tränen aus dem Gesicht und sah zu seinem Bruder.
    Bonne deutete nach Osten. Dorn ging auf den Rand des Waldes zu. In seinen Armen hielt er den Leichnam von Senetha. »Wo will er hin?«
    »Er geht nach Hause«, antwortete Milo, »und das sollten wir jetzt auch tun.«

48. VIER SCHICKSALE
    Am Tag der Wintersonnenwende
irgendwo in Graumark
    Es schneite. Dorn stand auf dem Kamm einer breiten Hügelkette. Sein Blick war stur geradeaus auf die Stadtmauer von Zargenfels gerichtet, während der General die Reihen von Söldnern abschritt.
    »Ihr wart das Beste, was König Angus für sein Gold bekommen konnte!«, brüllte er. »Der König möchte seinen Neffen zurück an der Spitze von Graumark sehen. Aber ich bezweifle, dass es so ein Haufen von Tunichtguten schaffen wird, den Wunsch des Königs zu erfüllen. Wenn ihr also euren Sold und die Prämie haben wollt, strengt euch besser an.«
    Der General schritt an Dorn vorbei und blieb bei seinem Nebenmann stehen. Dann zischte er kurz abfällig und ging weiter.
    »Hat er was gegen Frauen?«
    Dorn drehte sich zur Seite und blickte in das Gesicht einer anmutigen Kriegerin aus dem Süden des Landes. Ihre Haut war genauso braun wie ihre Augen. Dunkles, lockiges Haar quoll unter dem Lederhelm auf ihrem Kopf hervor.
    »Wahrscheinlich mag er nur nicht, wenn sie kämpfen«, erwiderte Dorn.
    »Warum nicht?«, fragte sie ruppig. »Weil er Angst hat, von einer besiegt zu werden?«
    Dorn sah wieder zur Stadt. »Du sollst nicht gegen ihn kämpfen, sondern gegen die Aufständischen«, erwiderte er.
    »Danke für die Unterweisung«, sagte die Kriegerin spöttisch. »Du bist ja ein richtig helles Köpfchen. Wenn ich nicht mehr weiß, was ich tun soll, werde ich
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