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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)
Autoren: Stephan Russbült
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Tür ja aufbekommen.«
    Plötzlich kamen Nelfs Finger auf der kugelförmigen Ausbuchtung am Ende der rechten Parierstange des in Stein gearbeiteten Schwertes zum Ruhen.
    »Die Stelle hier ist rauer als der Rest«, verkündete er.
    »Vielleicht hatte er die Schnauze voll, immer nur Türen für Aborte zu bauen, und hat angefangen zu pfuschen«, grunzte Tislo.
    »Vielleicht ist es aber auch ein Geheimmechanismus, den zu finden, du zu blöd bist«, wandte Nelf ein.
    Als er begann, die kleine Halbkugel zu drehen, knirschte es kaum hörbar. Nelf tastete sich hinüber zur anderen Seite der Parierstange.
    »Hier auch!«, verkündete er stolz.
    Nachdem er die andere Halbkugel ebenfalls gedreht hatte, legte er ein Ohr an die Tür. Als nichts passierte, trat er achselzuckend einen Schritt zurück.
    »Irgendetwas fehlt noch«, stöhnte er enttäuscht.
    »Ein lustiger Zwergenreim vielleicht«, schlug Oda kichernd vor.
    Nelf zeigte zielsicher auf den Schwertknauf. Er trat wieder vor, aber sein Arm reichte nicht bis dorthin. Sein Bruder war sofort zur Stelle. Er faltete die Hände und machte eine Räuberleiter. Nelf brauchte nur einen Moment, um das Reliefstück zu drehen. Erschrocken sprang er zurück, als die Tür sich mit einem schwergängigen Knirschen langsam öffnete.
    Tislo leuchtet mit der Fackel in das Innere der langen schmalen Kammer. Das Licht schien sich fast darin zu verlieren, doch weiter hinten funkelte ein rötlicher Glanz wie ein blutender Stern am Nachthimmel.
    »Wir sind reich, Geschwister«, jubelte Nelf.
    »Sieh nicht ständig zu ihm hin«, ermahnte Dorn die junge schwarzhaarige Frau an seiner Seite. »Sie werden uns schon nicht vergessen haben.«
    »Das wäre mir aber lieber«, gab Senetha flüsternd zurück. »Was denkst du, was er von uns will.«
    Dorn setzte den Becher an und nahm einen großen Schluck.
    »Das, was er immer will«, sagte er. »Er erzählt uns, wie schwer die Zeiten sind, wie schlecht es ihm geht und was für eine miserable Investition wir für ihn waren.«
    Senetha sah ihn mit großen, traurigen Augen an.
    »Du meinst, was für eine schlechte Investition ich war.«
    »Quatsch! Er ist ganz vernarrt in dich. Alles, was ihn daran hindert, sich dir zu Füßen zu werfen, bin ich. Er hat Angst, dass ich auf ihn drauftrete.«
    Senetha nippte nur an ihrem Glas Wein, und trotzdem hätte sie sich beinahe vor Lachen verschluckt.
    »Er würde mich nur in sein Hurenhaus verfrachten«, sagte sie heiter.
    Dorn leerte den Rest Bier aus seinem Krug in einem Zug. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Dreitagebart.
    »Du hast keine Ahnung von Männern«, grunzte er. »Er ist hässlich und reich, er braucht dich nicht, um noch reicher zu werden. Er braucht eine wunderschöne Frau an seiner Seite.«
    »Aber ich will nur dich«, flüsterte sie dem Söldner verlockend ins Ohr.
    »Hey, ihr Turteltäubchen«, grölte der finster aussehende Kerl, der das Hinterzimmer der verwaisten Kneipe bewachte. »Kommt schon her, Sliff wartet nicht ewig auf euch.«
    Dorn und Senetha erhoben sich von ihren Hockern am Tresen und folgten dem Aufruf.
    Der Diebesgildenmeister saß an dem schweren Eichentisch bei Wein und Brot und hatte vor sich einige Stapel Goldmünzen aufgetürmt.
    »Ihr braucht euch nicht zu setzen«, sagte er mit fistelnder Stimme, als Dorn einen der Stühle zu sich heranzog. »Ich erzähle euch nichts Neues, wenn ich euch sage, dass ihr beide mich nur Geld kostet. All eure Versuche, sich in der Gilde zu etablieren, sind gescheitert. Ihr seid so gut wie wertlos für mich.«
    Dorn spürte den Atem des Leibwächters hinter sich in seinem Nacken.
    »Ich mache euch noch einen Vorschlag zur Güte. Ansonsten setzte ich Kelf auf euch an«, fuhr Sliff fort. »Senetha geht ins Engelshaar, und dir, Dorn, verschaffe ich einen Platz bei der Stadtwache. Wir brauchen gute Leute dort, um alles unter Kontrolle zu behalten, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Dorn verstand, aber Gefallen fand er daran nicht. Er griff nach hinten, bekam den Mann in seinem Rücken zu fassen und zerrte ihn zwischen sich und Sliff. Er packte sein Opfer im Nacken und schlug dessen Stirn mit Wucht auf die Tischplatte, sodass die Türmchen aus Goldstücken umfielen und die Münzen über den Tisch rollten. Er ließ den Handlanger los, und dieser brach vor seinen Füßen stöhnend zusammen. Senetha und Sliff schienen beide gleich geschockt zu sein und blieben wie erstarrt.
    »Ich hoffe, das war nicht Kelf«, brummte Dorn. »Ich habe
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