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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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die stumme Sehnsucht derer, die ihr erlittenes Unrecht nicht zum Ausdruck bringen konnten«. Trauttmansdorff sollte die Grundlage des Friedens legen: Der Konvertit mit steiler Karriere als Diplomat am Kaiserhof, bestimmte seit 1637 als leitender Minister die Politik des Kaisers wesentlich mit. Er reiste mit weitreichenden Vollmachten nach Münster, die ihn etwa befugten, zur französischen Satisfaktion das Elsass abzutreten. Für viele war das der erste unumkehrbare Schritt zum Frieden.
    Der Chefdiplomat galt als großzügig, jovial, österreichisch gemütlich, und er klopfte auch protestantischen Abgeordneten schon mal versöhnlich auf die Schulter. Nur die Spanier hassten ihn, weil er die Verständigung mit Frankreich auch ohne sie suchte. »Wenn einer«, so Dickmann, »dann kann er als Schöpfer des Friedens gelten.« Sein Vertragsentwurf enthielt die richtungweisenden Kompromisse mit Schweden und Frankreich sowie die Grundsätze des Religionsfriedens.
    Doch nachdem er in zentralen Fragen einen Ausgleich erreicht hatte, legten sich die katholischen Reichsstände quer; es dauerte ein Jahr, bis er ihren Widerstand gebrochen hatte. Auch weigerte sich Brandenburg, für den Ausgleich mit Schweden auf seine Ansprüche auf Pommern zu verzichten. Ein großes Hemmnis war, dass die ausländischen Mächte als Verbündete der protestantischen Reichsstände ihre eigenen Interessen mit den ungelösten innerdeutschen Problemen verbanden. So hätte Schweden, für sich betrachtet, längst Frieden schließen können, doch benutzte es deutsche Streitfragen, um eine höhere Abfindung seiner Armee herauszuschlagen.
    1647 wendete sich das Blatt noch einmal überraschend zugunsten des Kaisers. Wieder spielte er auf Zeit, glaubte, er könne sich retten. Doch 1648 setzte es dann nur noch vernichtende Schläge: Bei Zusmarshausen besiegte der schwedische General Karl Gustav Wrangel in der letzten Entscheidungsschlacht des Krieges die kaiserlichen und bayerischen Armeen trotz zähen Widerstands, seine Truppen verwüsteten Bayern. Die Schweden griffen Prag an und nahmen die Kleinseite ein; die Franzosen, aus Bayern verdrängt, rückten gegen die Oberpfalz vor. Gelang ihnen die Vereinigung mit den Schweden, war Wien in großer Gefahr.
    Der Kaiser wollte erst einen spanisch-französischen Frieden durchsetzen, um die von Frankreich geforderte Loslösung von Spanien zu vermeiden. Doch die Fürsten, müde des ewigen Wartens, verhandelten längst allein mit Frankreich. Auch in Paris war der innenpolitische Druck gewachsen, die Adelsfronde und das Volk, das unter der Steuerlast stöhnte, forderten den Frieden.
    Im Januar 1648 hatten sich schon Spanier und Niederländer in Münster auf einen historischen Frieden verständigt, der den vereinigten Provinzen die Unabhängigkeit brachte. Den Erfolg hatte vor allem der holländische Gesandte Adriaen Pauw erkämpft. Nun kam auch in die übrigen Verhandlungen Bewegung. Der Durchbruch im Religionsrecht war da: Die Protestanten erhielten volle Autonomie und Gleichberechtigung im Reich, die Reformierten wurden den Lutheranern gleichgestellt, alle Konfessionen hatten gleichen Rang vor den höchsten Gerichten.
    Im Mai begannen Kurmainz und die Osnabrücker Reichskollegien, gegen den Willen des Kaisers, auch mit Schweden über die Abfindung seiner Armee zu verhandeln. Rasch fanden sie einen Kompromiss. Jetzt ging es nur noch um die Forderung an den Kaiser, den protestantischen Flüchtlingen freie Glaubensausübung, Amnestie und Restitution ihres Besitzes zu gewähren. Vor allem Kurfürst Maximilian von Bayern, der wichtigste Verbündete des Kaisers, forderte immer drängender den Frieden. »Dass es zum Vertrag überhaupt kam, ist auch den deutschen Fürsten zu verdanken, die den Kaiser und die Schweden gleichermaßen zum Abschluss drängten«, analysiert Dethlefs.
    Am 6. August 1648 wurde im Quartier des Schweden Oxenstierna das Vertragsdokument verlesen. Durch Handschlag gelobten die Gesandten, nichts mehr zu ändern. Noch immer aber fehlte das Ja des Kaisers. Als es endlich eintraf, war es in einer Chiffre geschrieben, zu der selbst den österreichischen Delegierten der Schlüssel fehlte. Der Hofjurist musste die peinliche Mitteilung machen, dass man die kaiserliche Weisung zwar habe, sie aber nicht lesen könne. Schließlich gelang die Entschlüsselung. Aber nun stellte sich der französische Gesandte quer und verlangte vor seiner Unterschrift den förmlichen Verzicht auch Spaniens auf das Elsass. Da Spanien
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