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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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Geschirr gedeckt. Der schwedische Prinzipalgesandte Johann Graf Oxenstierna, Sohn des Reichskanzlers Axel Oxenstierna, brachte für seine standesgemäße Ausstattung Möbel, Tapisserien, Ledertapeten, Teppiche, Küchengeräte, Leinenzeug und ein Silberservice mit. Oxenstierna lasse sein Zubettgehen und Aufstehen mit Pauken und Trompeten verkünden, mokierte sich der venezianische Gesandte Alvise Contarini, der neben dem Nuntius als Vermittler der Katholiken agierte. Der französische Diplomat Abel Graf Servien nannte den Schweden schlicht ein »hochintoniertes, aufgeblasenes Subjectum«.
    Eigentlich hatte (außer vielleicht den Franzosen) keiner mehr Geld, den Prunk zu bezahlen. In den Kongressstädten wurden Wuchermieten verlangt; alle hatten Schulden. Die Gesandten ließen sich deshalb gern einladen und nahmen Geschenke – so blühte die Korruption. Auch der kaiserliche Hauptgesandte, der selbst als unbestechlich galt, fragte in Wien an, ob er dem Schweden Johann Salvius bis zu 60.000 Taler versprechen könne, »zahlbar nach Ratifikation des Friedens« natürlich. Wie viel Geld tatsächlich floss, ist nicht bekannt. Der Brandenburger Johann Graf Sayn-Wittgenstein bot den Schweden Landbesitz an, um Pommern zu retten; der Spanier Graf Peñaranda bestach die niederländischen Gesandten. Selbst die braven Augsburger Protestanten zahlten Schmiergeld. »Alle nehmen hier etwas, entweder von der einen oder von der anderen Partei«, klagte ein Würzburger Delegationsmitglied. »Was helfen rationes, was helfen recommendationes ohne Geld! Das Leder will geschmiert sein«, sprach es der oldenburgische Landrichter Hermann Mylius ungeschminkt aus.
    Nur einen Steinwurf vom Krieg entfernt ließ sich so ein glänzendes gesellschaftliches Leben führen. »Indem ganz Deutschland in Bewegung war«, notierte ein zeitgenössischer Berichterstatter, »genoss man zu Münster und Osnabrück, also in den Tempeln oder der Wiege des Friedens, eine vollkommene Ruhe.« Und so wäre es vielleicht immer weitergegangen, hätten nicht doch ein paar Faktoren dem Frieden und den Delegierten zugespielt, die seit Jahren für eine Verständigung kämpften.
    Die schwedische Thronfolgerin Christina war im Dezember 1644 endlich volljährig geworden und trat ihre Regentschaft an. Die Tochter Gustav Adolfs galt als hartnäckig und klug, und sie wollte Frieden. Das hinderte sie zwar nicht, weiter ihre Armeen gegen Habsburg zu schicken, aber nun begann die bisher widerstrebende Stockholmer Regierung in Osnabrück auf ein Ende des Krieges hinzuarbeiten. Und erst jetzt, am 4. Dezember 1644, zweieinhalb Jahre nach dem in Hamburg vorgesehenen Datum, wurde der Kongress, der vornehmlich in Verhandlungsrunden unter den Gesandten vonstattenging, wirklich eröffnet. Der Kaiser aber brauchte noch ein bisschen, bis er erkannte, dass er diesen Krieg nicht gewinnen konnte. Stets machte ihn erst »der militärische Misserfolg bereit zum Einlenken«, sagt der Historiker Gerd Dethlefs vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster. So war es in der Frage, ob die deutschen Reichsstände an den Verhandlungen überhaupt teilnehmen durften, und so war es 1643 nach der Schlacht bei Rocroi, in der sein Verbündeter Spanien den Franzosen unterlag. Fünf Wochen später stimmte er Verhandlungen mit Frankreich und Schweden zu.
    Doch erst im Herbst 1645 entsandte Ferdinand endlich einen Unterhändler von Gewicht: seinen Vertrauten, Minister Maximilian von und zu Trauttmansdorff. Denn diesmal hatten ihn die Niederlagen in Serie getroffen. In der Schlacht bei Jankau verlor das kaiserliche Heer gegen die Schweden, die bis Wien vorrückten. Anfang August unterlag Ferdinand in der Schlacht bei Alerheim der französisch-hessischen Armee. Spanien, nun auch durch innere Konflikte geschwächt, konnte ihm nicht mehr beistehen. Dank Trauttmansdorff kamen die Gespräche erstmals wirklich in Gang, bis dahin wurden nur Petitessen und Vorfragen verhandelt. Inzwischen war der Kaiser sogar zu weitreichenden religiösen und territorialen Zugeständnissen bereit, die er in Geheiminstruktionen an Trauttmansdorff formulierte: Er sehe die »wachsende feindtliche und entgegen abnemende nur meiner … waffen und khrefte, … daß algemeine seifzen nach dem friden«, schrieb er.

    Kaiserlicher Gesandter
    Maximilian von und zu Trauttmansdorff
    (Zeitgenössischer Stich)
    In Deutschland habe immer eine tiefe Friedenssehnsucht bestanden, glaubt die britische Historikerin Veronica Wedgwood, »es war aber
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