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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald
Autoren: Anu Stohner
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hätte.
    Robert und ich zogen genauso schnell die Köpfe ein, aber der Hüne starrte in unsere Richtung, als könnte er durch die Hecke, in der wir steckten, glatt durchsehen. Seine schlimme Lanze zeigte dabei genau auf uns.
    Und dann passierten zwei Dinge kurz hintereinander:
    Erst rannten die Wilden Wölfe den Hünen über den Haufen, weil sie nicht damit rechneten, dass ihnen jemand so nah hinter dem Torflügel im Weg stand.
    |42| Dann klappte Robert sein Visier hoch und zischte: »Ihr beiden bleibt hier!«, trat aus der Hecke ins Freie und baute sich mit ausgebreiteten Armen vor den heranbrausenden Wilden Wölfen auf, als wollte er sie zur Begrüßung in die Arme schließen.
    Das gab’s doch nicht! Was sollte das denn? War der jetzt komplett verrückt geworden? Ich sah es und konnte es nicht glauben. Und dem armen Wuschel ging es offenbar genauso. Er schaute zu mir hoch, als könnte ich ihm helfen, Robert zu verstehen. Aber das konnte ich nicht. Ich verstand ihn ja selber nicht. Er musste den Verstand verloren haben, anders konnte ich mir das, was er da tat, nicht erklären.
    Draußen vor der Hecke konnten die Wilden Wölfe jetzt gerade noch rechtzeitig bremsen, bevor sie auch noch Robert über den Haufen rannten. Drinnen in der Hecke presste sich Wuschel wieder flach auf den Boden und legte die Pfoten über dem Kopf zusammen. Der Arme wollte nichts mehr hören und sehen, und wenn ich ehrlich sein soll, ging es mir kein bisschen anders.

|43| Das sechste Kapitel,
in dem die Wilden Wölfe ein gemeines Spiel mit Robert spielen (Oder spielt er es vielleicht mit ihnen?)
    Vielleicht war es gut, dass ich gar keine Zeit für irgendwelche bösen Ahnungen oder so was hatte. Wer weiß, was ich sonst Verrücktes angestellt hätte. Sowieso spürte ich schon wieder dieses Kribbeln in den Beinen. Aber dann hörte ich die Stimmen der Wilden Wölfe und hielt erst mal den Atem an. Was die jetzt nämlich aufführten, war überhaupt nicht mehr zu begreifen. Sie waren noch ein bisschen aus der Puste, aber richtig gut drauf.
    »He, Robert, alter Räuber, wo kommst du denn her?!«, johlten sie.
    »Heute zur Abwechslung mal keinen Burgarrest?«
    »Keinen Spieß aus Versehen ins Küchenfenster geschmissen in letzter Zeit?«
    »Keinen verirrten Pfeil ins Abtrittfenster geschossen?«
    »Oder bist du ausgebüxt?«
    »Robert doch nicht!«
    |44| »Der klettert durch sieben Fenster und ist am Ende doch wieder im Karzer 1 zurück!«
    »Ha-ha, ho-ho, he-he!«
    Fehlte nur, dass sie sich auf den Boden schmissen vor Lachen, aber es war auch so ein Riesenhallo, und als ich vorsichtig aus der Hecke linste, sah ich, wie die fünf Widerlinge Robert abwechselnd auf die Schulter hauten. Ich hätte es allerdings auch
gehört
, denn sie hauten ordentlich fest, und außerdem klappte Robert jedes Mal das Visier herunter.
    »Jetzt lasst das doch!«, sagte er jedes Mal, wenn er das Visier wieder hochgeklappt hatte.
    »Klopf!«
    »Klack!«
    »Jetzt lasst das doch!«
    Das ging so lange, bis Robert sein Schwert aus dem Gürtel zog (das zweite, kleine, logisch, das andere lag ja in der Hecke) und drohte, dem Nächsten, der ihm auf die Schulter haute, würde er eins überbraten.
    Auweia, dachte ich, wenn das mal gut geht! |45| Aber er hatte ja recht, so wie sie ihn veräppelten. Er hob das Schwert nur gar nicht. Er ließ die Arme baumeln, dass die Spitze nur ganz bommelig auf den Boden zeigte.
    »Passt bloß auf, dem Nächsten brat ich eins über!«, sagte er schon zum zweiten Mal, aber es klang ehrlich nicht zum Fürchten, nur irgendwie schlapp und mickrig. Nicht mal ich hätte mich davor gefürchtet, und ich will später mal kein böser Raubritter werden. Die Wilden Wölfe wollten das, und einer, der ihnen drohte, kam ihnen anscheinend gerade recht.
    »Aber klar doch, alter Räuber!«, johlte ihr Anführer und haute Robert auf die Schulter.
    »Klopf!«
    »Klack!«
    »Jpf lpft dpf dpf!«, machte es unter Roberts Visier.
    »Guck, wie wir zittern!«, johlte ein anderer Widerling und klappte Robert das Visier hoch.
    »Klopf!«
    »Klack!«
    »Jpf lpft dpf dpf!«
    »Nein, wie wir
schlottern
– guck, wie wir schlottern!«, johlte der nächste Widerling und klappte das Visier hoch.
    |46| »Klopf!«
    »Klack!«
    »Jpf lpft dpf dpf!«
    »Ha-ha, ho-ho, he-he!«
    »Roberts Drohungen sind immer gleich so fürchterlich!«
    »Hört auf, ich kann nicht mehr!«, japste der Anführer.
    »Jpf lpft dpf dpf!«
    Es war so gemein, und es war nicht zu fassen. Die fiesen Kerle machten
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