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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald
Autoren: Anu Stohner
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die Donnerstimme. Das konnte nur einer der großen Raubritter sein. Und man hörte ihn zwar nicht mehr, aber er hatte ja gesagt, dass er gleich kommen wollte.   – Oder nein: Dass er gleich
runter kommen
wollte, hatte er gesagt.
Runterkommen!
    Auf einmal war mir klar, wo wir waren. Sonnenklar. Und euch müsste es auch sonnenklar sein, es sei denn, ihr glaubt, die Raubritter wären zum Kacken auf Bäume geklettert.

|28| Das vierte Kapitel,
in dem Tim auf einmal ganz flau wird (Aber zum Glück kann Robert manchmal die Gedanken seines besten Freundes lesen!)
    Eins musste man den Wilden Wölfen lassen: Ausdauer hatten sie. Sie brüllten ihre dämlichen Schlachtrufe, bis Wuschel irgendwann meine Jeans losließ, sich flach auf den Boden presste und die Pfoten über dem Kopf zusammenlegte. Das macht er sonst nur, wenn im Fernsehen was mit Katzen läuft.
    »Eins, zwei, drei   …«
    »Wackelzähne   …«
    Die hörten einfach nicht auf.
    »Denkst du, was
ich
denke?«, fragte ich Robert und musste dabei nicht mal flüstern.
    »Was?«, fragte Robert.
    »Ob du denkst, was
ich
denke?«, schrie ich.
    »Woher soll ich wissen, was du denkst?«, schrie Robert zurück.
    »Ich denke, wir sind bei den Wolfeckern«, schrie ich.
    »Eins, zwei, drei, wir klopfen euch zu Brei!«, brüllten die Wilden Wölfe.
    |29| »Wo denn sonst?«, schrie Robert. »Oder was glaubst du, warum ich sonst ihre dämlichen Klamotten anhabe?«
    »Wackelzähne für die Wackelburg!«, brüllten die Wilden Wölfe.
    Und wisst ihr was: Auf einmal wurde mir ganz flau. Aber nicht wegen denen, oder jedenfalls nicht direkt. Ob ihr’s glaubt oder nicht: Mir wurde flau wegen Robert. Ihr erinnert euch: Bei unserem ersten Besuch in der Ritterzeit hatte er die Wackerburger Farben getragen, und natürlich hatte er zu den Wackerburgern gehalten, als es gegen die Wilden Wölfe ging. Jeder anständige Mensch hätte das wahrscheinlich   – wer würde schon zu fiesen Raubrittern halten, die unschuldige Kaufleute überfielen und, wenn länger keine Kaufleute vorbeikamen, sogar ihre braven Nachbarn?
    (Seid jetzt bloß vorsichtig, was ihr denkt: Manche Eltern merken alles, und nachher dürft ihr nur noch Bücher über Mäuse lesen oder Hamster!)
    Aber Robert hatte nicht nur zu den braven Wackerburgern
gehalten
(wie ich ja auch), sondern er hatte irgendwie zu ihnen
dazugehört
. Ich hab ja schon erzählt, dass sie ihn kannten.   – Und was |30| jetzt, wenn es bei Roberts Verwandlung in einen, der zur Ritterzeit dazugehörte, ganz genau logisch zuging? Was, wenn er in den Wolfecker Farben nicht nur wie ein Wilder Wolf aussah, sondern   …
    »He, spinnst du?«, riss er mich aus meinen fürchterlichen Gedanken.
    »Wie   … äh   … was?«, stotterte ich.
    »Eins, zwei, drei, wir klopfen euch zu Brei!«, brüllten die Rot-Gelben.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich zu denen halte, bloß weil ich ihre dämlichen Klamotten anhabe?«, schrie mir Robert so laut ins Ohr, dass ich fast umfiel vor Schreck. Aber glaubt mir: Noch nie im Leben war ich so froh, dass mich jemand so erschreckte.
    (Und falls sich jemand wundert, wieso ich mich nicht gewundert habe, dass Robert meine Gedanken lesen kann: Darüber wundere ich mich schon lange nicht mehr. Ich glaube nämlich, er kann’s manchmal wirklich.)
    »Wackelzähne für die Wackelburg!«, krakeelten die Wilden Wölfe.
    Die nervten echt, und so langsam konnten sie von mir aus aufhören mit dem Quatsch, egal, ob es dann gefährlich wurde für uns. Irgendwann wurde es das sowieso, dann war es vielleicht besser, |31| wenn wir noch nicht vollkommen taub waren. Wuschel fand das offenbar auch, denn gerade hob er eine der Pfoten über seinen Kopf, und als er hörte, dass die immer noch keine Ruhe gaben, jaulte er leise auf und legte sie schnell wieder zurück.
    Und genau da hörten sie plötzlich auf. Gerade hatten sie noch »Eins, zwei, drei, wir klopfen euch zu Brei!« krakeelt, und jetzt war schlagartig Ruhe.
    Aber nicht lange.
    »Na also, geht doch, ihr Brüllaffen«, rumpelte mitten in die schöne Stille wieder die Donnerstimme. Seitdem weiß ich, dass sie sich bei den Rittern schon mit Affen auskannten (jedenfalls bei den Raubrittern).
    »Und jetzt, ihr Lahmärsche: Dauerlauf!«, donnerte die Stimme, die sich ein kleines bisschen anders anhörte als vorher, wahrscheinlich weil sie nicht mehr von oben kam.
    »Och bitte nein!«, hörten wir die Wilden Wölfe stöhnen. »Nicht Dauerlauf!«
    Aber das Stöhnen nützte ihnen nichts.
    »Den
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