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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald
Autoren: Anu Stohner
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Robert zurück.
    Da war ich schon mal erleichtert. Und dann hörte ich ein leises Knurren   – Wuschel wollte mir zeigen, dass er auch da war.
    Aber
wo
waren wir? Ein bisschen hatten sich meine Augen inzwischen an das Dämmerlicht in dem Dickicht gewöhnt, und jetzt passierten zwei Dinge gleichzeitig: Ich sah Robert neben mir stehen, und wir hörten Stimmen.
    Roberts Anblick allein hätte mich vielleicht nicht umgehauen, obwohl er schon schrecklich genug war. Aber auch noch die Stimmen dazu, das war zu viel. Ich weiß nicht, ob ihr schon mal so eine Panik gekriegt habt, dass ihr einfach nur losrennen wolltet, egal wohin, nur schnell weg, weg, weg! So ging es jetzt nämlich mir, und Robert hat später erzählt, er hätte mich im Leben nicht rechtzeitig festhalten können, für ihn wäre das alles viel zu schnell gegangen.
    Aber für Wuschel nicht. Dass Wuschel da war, war mein Glück, denn wenn ich losgerannt wäre, hätte es eine Katastrophe gegeben. Ich konnte aber nicht losrennen, obwohl ich es unbedingt |19| wollte. Ich spürte so ein panisches Kribbeln in den Beinen und versuchte es, aber es war, wie wenn man mit dem Fahrrad losbrettern will und es hält einem einer das Hinterrad hoch.
    Wuschel hielt mir natürlich nicht das Hinterrad hoch. Er hatte nur die Zähne wieder hinten in meinen Jeans. (Oder vielleicht hatte er sie
noch
da und kann auch mit Jeans im Maul leise knurren.) Jedenfalls hat Wuschel Zähne, wenn die was festhalten, kommt es garantiert nicht vom Fleck. Ich rannte nur eine Weile auf der Stelle, und als ich gerade aufgeben wollte, machte es »ratsch!«.
    »RATSCH!«, machte es, und dann passierten wieder zwei Dinge gleichzeitig, was Gutes und was Schlechtes:
    Ich blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen (das war das Gute), und eine der Stimmen, die ich vorher schon gehört hatte, sagte: »Was war das?« (das war das Schlechte).

|20| Das dritte Kapitel,
in dem Tim und Robert alten Bekannten wiederbegegnen (Aber leider den falschen!)
    Jetzt muss ich kurz erzählen, wie es beim ersten Mal war, als Robert und ich in der Ritterzeit ankamen. Wuschel war da noch nicht dabei, den hat Robert später nachgeholt, und wir (Robert und ich jetzt) kamen im Hof der Wackerburg an. Die sieht nicht schön aus, ganz bröckelig und wackelig, und im Burghof steht eine Eiche. Unter der Eiche saßen die tapferen kleinen Wackerburger, und jetzt kommt das Komische: Als wir dort ankamen, war Robert genauso angezogen wie sie, rot und grün (das sind nämlich die Wackerburger Farben), mit so Leggins, wie sie die Ritter getragen haben, und spitzen Schuhen und so aufgeplusterten Hemden mit einem Wams darüber und einem Gürtel. Aber nur Robert hatte solche Rittersachen an, ich nicht. Ich bin in meinen ganz normalen Klamotten dort gelandet, mit meinen Skater-Jeans und Turnschuhen und meinem Spiderman-Kapuzenpulli. Und jetzt kommt’s noch komischer: Die Wackerburger kannten Robert! Die wunderten sich kein bisschen, als er plötzlich |21| vor ihnen stand. Und als er ihnen erzählte, ich sei sein Vetter aus der Stadt, da glaubten sie ihm aufs Wort (und fanden mich nur ziemlich schräg mit meinen ulkigen Klamotten).   – So war das damals (also vor etwas über einer Woche), und jetzt, als wir uns wieder dorthin katapultierten, dachten wir natürlich, es wäre wieder ganz genauso. Aber so war es überhaupt nicht.
    Als sich nämlich meine Augen an das Dämmerlicht im Dickicht gewöhnt hatten, wisst ihr, was ich da gesehen habe? Ich habe gesehen, dass Robert diesmal
nicht
die Wackerburger Ritterkleider anhatte. Er
hatte
Ritterkleider an, das schon, aber sie waren rot und gelb. Und jetzt kommt’s: Rot und Gelb sind die Farben der Raubritter von Wolfeck. Vielleicht versteht ihr jetzt, warum mir da schon ein Riesenschreck in die Glieder fuhr.
    Und vielleicht versteht ihr auch, warum ich diesen Panikanfall kriegte, als ich dazu noch Stimmen hörte und sie sofort als welche wiedererkannte, die ich schon mal gehört hatte, ein paarmal sogar, aber zuerst im Hof der Wackerburg, als wir gerade angekommen waren und plötzlich ein Handschuh über die bröckelige Mauer geflogen kam und gleich darauf fünf sommersprossige rote Strubbelköpfe oben über die Mauer schauten.
    |22| »Eins, zwei, drei, wir klopfen euch zu Brei!«, hatten die Strubbelköpfe mit ihren grässlichen Stimmen gerufen und: »Wackelzähne für die Wackelburg!«
    Wahrscheinlich habt ihr’s erraten: Die Strubbelköpfe waren die Wilden Wölfe, der Handschuh war ein
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