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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer
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glücklich es Anula gemacht hatte, das Pulsieren zu fühlen, vielleicht tat es auch Nica gut. Und sie brauchte dringend etwas, das ihr guttat.
    Als ihre Fingerspitzen die Knubbel berührten, zuckte sie überrascht zusammen. Bevor sie jedoch die Hände wegziehen konnte, schob Ben seine Finger zwischen ihre und drückte sie fest auf das Narbengewebe. Gleichmäßig floss seine Kraft in den Drachen, und Nica sah ihn mit offenem Mund an.
    »Ich kann es spüren«, flüsterte sie. Und dann schwieg sie und hielt ihre Hände fest an seine gepresst. Sie schloss die Augen und atmete ganz leise.
    So standen sie noch immer da, als Yanko erwachte. Schnell zog Nica ihre Hände zurück, als er schlaftrunken zu ihnen herübertorkelte. Dabei hauchte sie Ben ein leises »Danke« zu.
    »Hmm.« Er sah sie an, wie sie ihre Hände verlegen an die Schenkel schmiegte und sich Yanko zuwandte. Doch er verspürte keinen Stich, wie er erwartet hatte. Irgendwann würde er das schon noch verstehen.
    »Schaust du gleich mal nach Aiphyron?«, begrüßte Ben Yanko und klopfte Feuerschuppe auf die Flanke. »Ich muss nach dem großen Burschen sehen.«
    »Mach ich«, versprach Yanko mit einem Gähnen. »Nur erst einen Becher Wasser.«
    Ben ging zum Drachen im Berg hinüber. Schon auf halbem Weg erkannte er, dass der Heilungsprozess überraschend schnell eingesetzt hatte. Vielleicht lag es daran, dass der Gigant noch nicht ganz geboren war und noch in seinem Element gebettet lag, auf jeden Fall hatten sich zwischen Schulterknubbel
und Flügel über Nacht bereits erste Verbindungen aus Muskeln und Knochen gebildet, sie wuchsen wieder zusammen. Die verschleierten Augen lagen friedlich in ihren Höhlen und irrlichterten nicht mehr umher, der Schmerz spiegelte sich nicht mehr in ihnen. Das Maul war geschlossen, die Lefzen bedeckten die Zähne. Und als Ben seine Hände auf die Wunde legte, setzte das vertraute Pulsieren ein, ohne dass der fremde Schmerz ihn zu übermannen versuchte.
    Ben lief über den Drachenrücken zwischen beiden Flügeln hin und her und heilte abwechselnd hier und da.
    Irgendwann stieg Yanko zu ihm hinauf und sagte: »Sieht heute viel gesünder aus, was du da tust.«
    »Wie geht’s Aiphyron?«, entgegnete Ben knapp.
    »Gut. Nur wird er langsam hungrig, hat er gesagt, aber er will uns unser weniges Brot nicht wegessen. Ansonsten trauen sich die Trollfurter nicht herein, und er langweilt sich einfach.«
    »Das ist erträglich.«
    Eine Weile sagte keiner von beiden etwas.
    »Du, Ben«, begann Yanko schließlich schwammig. »Das mit Nica tut mir leid.«
    »Was?«, blaffte Ben und stellte sich dumm.
    »Na ja, du weißt schon. Aber ich wusste doch nicht, ob du wiederkommst, es war nicht sehr wahrscheinlich, und plötzlich hab ich mich in sie verliebt, ohne es zu wollen, und so richtig.« Er war immer leiser geworden. »Außerdem hast du immer gesagt, du bist nicht in sie verliebt.«
    »Jetzt bin ich also selbst schuld, oder was?«, fuhr Ben auf. Aber eigentlich war er ja genau das. Er hatte weder Yanko noch ihr verraten, wie es in ihm aussah. Aber Yanko hatte es trotzdem gewusst, darauf kam es doch an? Er hatte ihn hintergangen,
zumindest irgendwie... Verdammt, Ben musste sich eingestehen, dass er selbst nicht anders gehandelt hätte. Trotzdem trat er Yanko in den Hintern, während er die Hände weiter auf der Wunde hielt. Nicht allzu fest, aber es tat gut.
    »Matschschmatzender Wasserghul!«
    »Du mich auch!«, grinste Yanko und trat nicht zurück, sondern klopfte ihm erleichtert auf die Schulter. »Es ist großartig, dass du wieder hier bist.«
    »Da bist du aber der Einzige, der das findet.« Er erwiderte Yankos Grinsen. »Frag mal die vor der Tür.«
    »Vergiss Nica nicht.«
    »Das tu ich nicht, sicher nicht. Ich werde aber trotzdem nicht bleiben.«
    Yanko nickte. »Dachte ich mir. Aber da bist du nicht allein. Ich weiß nicht, ob ich bleiben will, ich weiß nur, dass ich ebenso wenig bleiben kann. Für die da draußen bin ich dein Komplize, so wie Nica. Keiner wird uns glauben, wenn unser Wort gegen das der Hilfsbüttel steht. Und niemand wird hier einen Drachen mit Flügeln akzeptieren.«
    »Dann kann wohl keiner von uns bleiben«, sagte Ben. Ein Lächeln konnte er nicht unterdrücken.
     
    In den folgenden Tagen bewachte Aiphyron weiterhin die Tür, doch irgendwann würden erfahrene Ritter mit Blausilberklingen und ohne Angst kommen, und dann würde er kämpfen müssen. Die Ketzer hatten sicher nach ihren Glaubensbrüdern geschickt, der
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