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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer
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Bürgermeister wahrscheinlich einen Hilfeschrei an den Orden. Sie mussten fort sein, bevor die erste Gruppe eintraf.
    Auch die Vorräte neigten sich dem Ende zu, und Yanko holte den letzten Zwieback aus dem Vorratsfass, als endlich Feuerschuppes
Flügel ganz nachgewachsen waren. Die Wunden des großen Drachen waren wenige Stunden zuvor endgültig verheilt. In der folgenden Nacht fiel der Schleier von seinen Augen, und er erwachte.
    Bevor sie irgendetwas tun konnten, schüttelte er seine mächtigen Flügel, die im Berg steckten, und Felsbrocken lösten sich aus der Decke und stürzten herab.
    »Raus!«, schrie Yanko, und Ben floh mit ihm, Nica und Feuerschuppe in den Gang. Sie hörten es hinter sich poltern. Plötzlich spürten sie einen Windzug, und frische Luft wehte heran. Das Poltern klang nicht mehr dumpf wie in einer Höhle, sondern wie eine kleine Gesteinslawine, die zu Tal rutschte. Dann kehrte wieder Ruhe ein.
    Eilig kletterte Ben über das lose Gestein, das bis in den Gang gerollt war, zurück in die Höhle. Der Drache mit den gesprenkelt grauen Schuppen war verschwunden, in der gegenüberliegenden Wand klaffte ein Loch, breiter als das Anwesen des Kaufmanns Dicime. Er konnte in den Sternenhimmel hinaussehen.
    Schnell eilte er an die neu entstandene Felskante hinüber und sah unter sich den Fonksee im Mondlicht liegen. Am Himmel schraubte sich ein riesiger Schatten in die Höhe, der Drache schien die Sterne weit im Norden von hier anzusteuern.
    »Ich hoffe, du weißt etwas mit deiner Freiheit anzufangen«, murmelte Ben ihm hinterher.
    Dann stopften er, Yanko und Nica sich die Taschen mit wertvollem Blausilber voll. Ben lief zu Aiphyron, der seit Tagen auf die Überreste der niedergerissenen Tür starrte und jeden anknurrte, der sich dort blicken ließ.
    »Der Drache ist weg. Es wird Zeit, dass wir auch verschwinden.«

    »Endlich!« Aiphyron seufzte auf und ließ ein fürchterliches Brüllen hören, um jeden vor der Mine in Panik zu versetzen. Tatsächlich rannte draußen irgendwer davon.
    Ben schwang sich auf Aiphyrons Rücken, und gemeinsam jagten sie hinaus, sprangen in die Luft und flogen lachend über die verbliebenen, verängstigten Trollfurter hinweg. Sie flogen um den Berg zu der aufgerissenen, einst wunderschönen Steilwand über dem Fonksee hinüber, wo Feuerschuppe mit schlagenden Flügeln auf sie wartete. Auf seinem Rücken klammerten sich Yanko und Nica fest, und Feuerschuppe brüllte: »Endlich wieder fliegen!«
    Und dann flogen sie gemeinsam Richtung Süden, wo Jurbenmakk auf sie wartete. Ben würde kein Drachenritter werden, doch er würde das tun, wovon er immer geträumt hatte: Er würde Drachen befreien.

ANHANG

VON DRACHEN UND MENSCHEN

    Vieles wird im Großtirdischen Reich und den angrenzenden Ländern über Drachen und Menschen erzählt. Sagen, Kurioses, Historisches, Erlogenes, Abergläubisches und gar Rezepte machen die Runde. Die folgenden Geschichten gehören zu den bekanntesten.
DER DRACHENZAHN VON VENZARA

    In der befestigten Einfahrt in den berühmten Hafen von Venzara thront eine 42 Schritt hohe Drachenstatue auf einem breiten Sockel aus blauem Marmor. Der majestätische Kopf blickt mit aufgerissenem Maul und sonnengolden schimmernden Augen auf Neuankömmlinge herab und zeugt von der Größe und Macht der reichen Handelsstadt. Jede der fünfzigtausend Schuppen der Statue ist eigens aus buntem, steinhartem Glas gefertigt, in höchster Sorgfalt geschliffen und mit den Tränen ruinierter fremder Händler poliert. Die unterschiedlichen, schillernden Farben reihen sich fugenlos aneinander und ergeben ein buntes Mosaik. Nachts brennen grüne Signalfeuer in den Nüstern und weisen ankommenden Schiffen den Weg.

    Der rechte obere Eckzahn besteht dagegen aus reinem Kristall und verleiht angeblich jedem Mann, der ihn berührt, Fruchtbarkeit. Und so klettern im Schutz der Dunkelheit - denn niemand will für unfruchtbar gehalten werden - immer wieder frisch Verheiratete und kinderlose Greise hinauf, auch Schwerenöter, Abenteurer, Neugierige, Betrunkene und Seeleute aus fernen Ländern. Außerdem werden zahlreiche Erstgeborene zum siebzehnten Geburtstag von ehrgeizigen Müttern hinaufgejagt, damit die Familienlinie erhalten bleibt.
    Nicht wenige machen den Kristallzahn für den fast schon legendären Kinderreichtum der berühmten Hängenden Stadt verantwortlich.
    Da jedoch bereits zahlreiche Männer auf der Kletterpartie zum heiligen Zahn an den polierten, gläsernen Schuppen abgeglitten
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