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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt
Autoren: Theo Pointner
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durfte; aber keine der Institutionen, bei denen er sich beworben hatte, wollte ihn haben. Nicht die Polizei, nicht der BGS, auch nicht die Bundeswehr. Klar, seine Wehrpflicht hatte er abgeleistet, die schönste Zeit seines Lebens, aber als er anfragte, ob er sich verpflichten, Zeit- oder Berufssoldat werden könne, hatte man abgewinkt. Nicht einmal eine Begründung hatte er erhalten, warum er nicht geeignet sei, seine Bewerbungen waren kommentarlos zurückgekommen. Also hatte er lustlos eine Lehre als Schreiner absolviert und seine Gesellenprüfung mehr schlecht als recht bestanden.
    Der Job bei dieser Sicherheitsfirma war nicht mehr als ein Kompromiss, aber wenigstens ging es ein Stück weit in Richtung der Erfüllung seines Lebenstraums. Er war zumindest ansatzweise für Recht und Ordnung zuständig, kontrollierte Alarmanlagen, Firmengelände, Privathäuser und achtete, besonders im Weihnachtsgeschäft, auf Ladendiebe.
    Astrid kam wieder zurück, griff sich das Päckchen mit den Zigaretten und zündete sich eine an. Kaludzinsky verzog angewidert die Nase, ersparte sich aber einen Kommentar. Wenn selbst die neuerdings auf den Packungen aufgedruckten Gesundheitswarnungen keine Wirkung zeigten, würden seine Sprüche erst recht nichts bringen.
    »Das war Claudia«, erklärte Astrid. »Kevin und ich gehen nachher zu ihr rüber, sie hat Pascal ein neues Spiel für die Playstation gekauft, dann können die beiden noch ein wenig spielen.«
    »Und ihr beide gehörig lästern, was?«, grinste der Wachmann säuerlich. Claudia war Astrids beste Freundin und mochte ihn nicht. Irgendwann hatte sie mal gesagt, bei ihm stünde das Verhältnis zwischen Muskelmasse und Intelligenz in verkehrt proportionalem Verhältnis. Wenn er damals sofort verstanden hätte, was sie damit meinte, hätte er sie die bespöttelte Muskelmasse wohl spüren lassen.
    »Ach was, sie will mir die Bilder vom Urlaub zeigen. Und spätestens um zehn muss der Kleine sowieso ins Bett. Klingelst du nachher mal durch?«
    Kaludzinsky vernichtete den letzten Rest Eier und schob die zerlesene Ausgabe der WAZ beiseite. »Vielleicht, aber garantiert nicht vor elf. Die Pappköppe in der Zentrale haben die Tour geändert, ich muss erst mal gucken, wie ich damit klarkomme. Eventuell kann es eng werden.«
    »Ich bin ja lange auf«, tröstete Astrid und gab der Kaffeemaschine Futter. Während das schwarze Gebräu in die Kanne tröpfelte, löffelte sie vier Schübe Kaffeeweißer in die Thermoskanne, gab sechs Stücke Zucker dazu und zeigte auf den Stoffbeutel, in dem sie bereits den Proviant für die Nachtschicht verstaut hatte.
    »Sehen wir uns nächste Woche nach den neuen Wohnzimmermöbeln um?«
    »Ach, muss das wirklich sein? So vergammelt ist das alte Zeugs ja nun noch nicht.«
    »Jörn, ich bitte dich, die Couch ist fünfzehn Jahre alt und völlig verschlissen und die Schränke sind schon etliche Male genagelt. Und nachdem wir renoviert haben, mag ich diese alten Sachen da nicht mehr haben.«
    »Aber das kostet doch eine Schweinekohle. Wenn wir alles auf einmal kaufen.«
    Astrid zerquetschte ihre Zigarette im Aschenbecher und verschränkte die Arme vor der Brust. »Schatz, wir haben endlos darüber diskutiert. Das sieht doch völlig bescheuert aus, wenn wir frische Farbe an die Wand bringen, den Boden mit Laminat belegen und dann wieder die alten Schätzchen da rein stellen.«
    »Also gut, machen wir einen Großeinkauf. Ist der Kaffee fertig?«
    »Gleich. Musst du schon los?«
    »Noch kurz an der Tankstelle vorbei und dann hol ich Matthes ab. Seine Karre ist mal wieder verreckt.«
    »Kommst du morgen früh zur üblichen Zeit zurück?«
    Kaludzinsky nickte. »Ich weiß, ich bring frische Brötchen mit.«
    Während Astrid den Kaffee in die Thermoskanne umfüllte, ging der Wachmann in die Diele, stieg in die derben Stiefel und klaubte die schwarze Windjacke vom Haken. Prüfend griff er an die Innentasche. Die Schreckschusspistole war natürlich noch da. Eigentlich war es streng verboten, dass er die vom Original einer Walther P9 nicht zu unterscheidende Nachbildung mit sich führte, aber Taschenkontrollen hatte es in der Firma noch nie gegeben. Kaludzinsky fühlte sich einfach besser, wenn er das Gewicht der Waffe in seiner Jacke spürte.
    »Überarbeite dich nicht«, lächelte Astrid und drückte ihm den Beutel mit den Broten und der Thermoskanne in die Hand. Danach drückte sie ihr Gesicht an seine voluminöse Brust. »Ich hab dich lieb.«
    Kaludzinsky strich ihr mit
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