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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt
Autoren: Theo Pointner
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vermitteln. Und bis jetzt war er auch noch nie in Situationen gekommen, in denen er mehr an Ausrüstung gebraucht hätte.
    Zusätzlich zu dem Elektronikkram befand sich im Kofferraum ein kleiner Fundus an Kleidungsstücken, falls eines seiner Zielobjekte überraschend auf die Idee kommen sollte, in ein sündhaft teueres Restaurant zu gehen, in welchem er in seinen verwaschenen Jeans sofort aufgefallen wäre. Und für zwei, drei weitere unvermutete Gelegenheiten war er ebenfalls ausgestattet.
    Vollmert zog den Reißverschluss seines Rucksacks wieder zu und gönnte sich einen Schluck Apfelsaft. Das Zeug war zwar inzwischen lauwarm, aber trotzdem gut gegen den brennenden Durst.
    Als er die Flasche wieder absetzte, öffnete sich die Tür. Aus dem Schatten des Bungalows trat eine attraktive Mittvierzigerin, die kurzen roten Haare unter einem modischen Kopftuch verborgen. Der schlanke Körper steckte in einem eleganten Hosenanzug, der mehr gekostet haben dürfte als der Restwert von Vollmerts Autos betrug. Trotz der pompösen Sonnenbrille erkannte der Detektiv die Frau sofort.
    Er war überrascht. Sein Zielobjekt trug eine lederne Sporttasche in der Hand. Eigentlich hätte heute das Treffen der Frauengruppe auf dem Programm gestanden, in einem Restaurant in der Innenstadt, aber das Outfit deutete eine Änderung des Plans an.
    Die Frau lief leichtfüßig zu dem im Carport abgestellten Cabriolet, legte die Tasche auf die Rückbank und platzierte sich hinter das Steuer. Vollmert hörte, wie der kräftige Motor aufheulte, im gleichen Moment startete er seinen Golf.
    Schon auf der Kreuzung zur Hauptstraße wusste er, dass der Abend tatsächlich nicht so verlaufen würde, wie er erwartet hatte. Zur Innenstadt ging es nach rechts, stattdessen blinkte das Rücklicht des Cabriolets links. Der Detektiv schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Wenn er keine Lücke zum Abbiegen fand und nicht folgen konnte, war sein Job heute frühzeitig beendet.
    Doch Vollmert hatte Glück, unmittelbar nach dem Audi konnte er die Spur wechseln, das linke Blinklicht der Frau leuchtete schon wieder und der offene Wagen verringerte seine Geschwindigkeit. Die Hinweisschilder wiesen den Weg zum Golfplatz und zum Stausee.
    Auf der Hevener Straße ließ sich Vollmert ein wenig zurückfallen. Der löchrige Asphalt führte schnurgerade Richtung Witten, erst später, in den scharfen Kurven, musste er erneut aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren.
    Nur wenige Minuten darauf setzte die Verfolgte wieder den Blinker und lenkte ihren PS-starken Boliden auf den Parkplatz am Kemnader Stausee. Vollmert fluchte leise. Wenn die Kuh vorhatte, das nahe gelegene Freizeitbad zu besuchen, würde der Abend wirklich lang werden. Und so abwechslungsreich sein Fundus im Kofferraum auch war – eine Badehose oder Saunautensilien hatte er nicht dabei.
    Der Audi drängte sich in die erstbeste Parklücke, Vollmert fuhr langsam weiter, ständig wechselte sein Blick zwischen der Suche nach einer Parkgelegenheit und dem Rückspiegel. Das Glück war ihm weiter hold, kaum zwanzig Meter vor ihm kroch ein Benz aus einer Lücke. Mit seinem Rucksack in der Hand kletterte der Detektiv aus dem Auto und schloss es ab.
    Am Stausee war der Teufel los. Fast das halbe Ruhrgebiet war auf Fahrrädern, Inlinern oder zu Fuß unterwegs, der Detektiv benötigte einen Moment, bis er das modische Kopftuch in der Masse der Erholungssuchenden gefunden hatte. Die Frau schlenderte, die Tasche lässig über die Schulter geworfen, den asphaltierten Gehweg entlang. Anscheinend hatte sie es nicht eilig.
    Vollmert klemmte den Daumen unter den Tragegurt des Rucksacks, steckte das Fotohandy in die Brusttasche seines verschwitzten Hemdes und folgte seinem Zielobjekt in gut dreißig Meter Entfernung. Wie befürchtet, schlug sie, nachdem sie die kleine Brücke über das Wehr, welches den Stausee mit Frischwasser versorgte, überquert hatte, die Abzweigung zum Freizeitbad ein.
    Der Detektiv seufzte. Den Schwimmbadbereich konnte man von außen einsehen, sollte die Frau sich da mit einem möglichen Lover treffen, wüsste er zumindest, dass sich eine weitere Observierung lohnen würde. Sollte sie aber in die Sauna gehen… Tja, dann war es das für heute gewesen.
    Doch anstatt den Kassenbereich des Freizeitbades anzusteuern, bog die Frau in Richtung des Gastronomiebereichs ab, suchte einen Moment nach einem Tisch unter den Sonnenschirmen und ging dann, weil keiner frei war, in den Innenbereich der Kneipe.
    Vollmert
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