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Der digitale Daemon

Der digitale Daemon

Titel: Der digitale Daemon
Autoren: Ralph Haupter
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gewinnen Massenkraft durch Internetkampagnen und üben politischen Druck aus – wie etwa die jüngsten Proteste gegen das ACTA-Abkommen zeigen. Die repräsentative Demokratie wird zwar nicht durch E-Democracy ersetzt werden, aber wir werden eine neue Mischung von repräsentativen und plebiszitären Entscheidungsprozessen erleben.
    Nicht zuletzt verändert das Internet auch unser Denken und Handeln. Von der Psychologie über die Anthropologie bis hin zur modernen Gehirnforschung befassen sich die unterschiedlichsten Disziplinen mit der Frage, welche Auswirkungen das Internet auf unsere Psyche und und auf unsere Physis hat: 3 Sind wir mit der Komplexität und Dynamik, mit der Informationsflut und dem Multitasking der digitalen Welt überfordert? Können unser Gehirn und unser Körper mit den neuen Technologien Schritt halten? Nicht wenige Netzkritiker warnen vor einem Niedergang des autonomen Denkens und Handelns durch Suchmaschinen-Algorithmen, deren Treffer-Rangfolgen unsere Entscheidungen beeinflussen. In der IT-Industrie werden solche netzkritischen Fragen gern ausgeblendet. Wir sollten aber nicht vergessen, mit welch fundamental neuen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsstrukturen das Internet einhergeht: Auf Seiten der Nutzer– insbesondere bei denen, die nicht zu den Digital Natives zählen – erfordert dies eine enorme Umstellung. Für das Internet gilt wie für alle anderen Medien- und Kommunikationstechnologien: Was zunächst nur von einer kleinen Elite beherrscht wird, findet nach einer bestimmten Zeit massenhafte Verbreitung. Mediale Umbrüche in der modernen Gesellschaft erfolgen in immer kürzeren Abständen, und entsprechend müssen auch Lernprozesse schneller erfolgen. Was den Aufbau einer digitalen Allgemeinbildung angeht, stehen wir allerdings erst am Anfang.
Cloud Computing als Game Changer
    Und nun auch noch die Cloud: So wenig wie der Wandel des Wissenschaftswebs zum globalen Kommunikationskanal ist auch der Weg zu den zentral bereitgestellten IT-Ressourcen des Cloud Computing unumkehrbar. Egal wie vorsichtig und zögerlich viele Firmen gerade auch in Deutschland bei der Umstellung handeln, so kann sich doch kein ökonomisch auch nur halbwegs rational handelnder Akteur dieser Technologie auf Dauer verweigern. Vier wesentliche Aspekte belegen die revolutionäre Kraft dieser Technologie:
    Komplexitätsreduktion: Cloud Computing, obwohl selber hochkomplex, verbirgt die Komplexität der Informationsverarbeitung vor seinen Nutzern. Statt mit konkreten IT-Infrastrukturen, Plattformen und Anwendungen hat es der Nutzer mit »virtuellen Rechenmaschinen« zu tun. Oder genauer: mit Infrastrukturen, Plattformen und Anwendungen, die je nach Bedarf erzeugt und konfiguriert werden, deren Kapazitäten je nach Bedarf erweitert oder auch wieder zurückgefahren und dann von anderen Nutzern verwandt werden können.
    Die Zeiten sind vorbei, in denen man als Einzelner oder als Firmenteam verzweifelt den unübersichtlichen Angeboten und der zunehmenden Komplexität der Informations- und Kommunikationstechnologie gegenüberstand und darüber Geld, Zeit und Aufmerksamkeit für seine eigentlichen privaten oder geschäftlichen Vorhaben verlor. Für viele Nutzer scheint Cloud Computing deshalb fast schon als eine Art »Individualisierungstechnologie«. Auch künftig braucht die Wissensgesellschaft ein solides Fundament an Informatikkenntnissen – und möglichst ein solideres, als wir es heute haben. Aber diese Gesellschaft muss nicht aus lauter Informatikern und IT-Experten bestehen.
    Gradualistisches Design: Cloud Computing ist ein sehr differenziertes und dynamisches Serviceangebot und kein starres, geschlossenes System, das man ganz oder gar nicht nutzt. Diese Technologie ermöglicht eine Vielzahl an Kombinationen unterschiedlicher Services. Ein Unternehmen hat beispielsweise die Wahl, wie viel an lokaler IT es aufrechterhalten und wie viel es abrüsten will; es hat die Wahl, wo es standardisierte und wo individuell zugeschnittene IT einsetzt; ob es – etwa als Großunternehmen – nur eigene Cloud-Kapazitäten (Private Cloud) oder auch fremde nutzt (Public Cloud). Ohnehin haben wir es in der Regel mit Formen zu tun, in denen sich Eigen- und Fremdbetrieb mischen (Hybrid Cloud). Die einzige Voraussetzung für Unternehmen wie für Privatpersonen sind intelligente und kompatible IT-Strukturen und -Geräte.
    Effizienzrevolution: Die Betreiber der Datacenter stellen für Unternehmen und Organisationen Speicher- und
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