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Der digitale Daemon

Der digitale Daemon

Titel: Der digitale Daemon
Autoren: Ralph Haupter
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Vergangenheit erfolgreiche Online-Transaktionen – sei es mit Banken, Buchhändlern oder Reiseveranstaltern – durchgeführt habe, erwarte ich, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Wenn ich nun von Online-Betrügereien aus den Medien erfahre, beginnt mein Vertrauen abzuschmelzen, und ich stehe vor der schwierigen Aufgabe, zwischen absoluter und relativer Gefahrengröße abzuwägen. Denn einigen Hundert kriminellen Manipulationen pro Tag stehen ja Millionen korrekt durchgeführter Online-Transaktionen gegenüber. Aber wem soll der User glauben: den dramatischen Medienberichten? Oder den Erklärungen der Anbieter, dass mit neuer Software und höheren Sicherheitsstandards das Problem gelöst werde?
    Nehmen wir die Siebzehnjährige, die schon seit Jahren mit jugendlicher Begeisterung Intimes im Freundeskreis ihres sozialen Netzwerkes postet. Langsam beginnt sie zu ahnen, dass sie später einmal beruflich Schwierigkeiten bekommen könnte, falls sich diese Fotos und Texte – sei es infolge mangelnder Datenschutzvorkehrungen oder durch Sicherheitslücken – im Netz verbreiten sollten. Oder nehmen wir den mittelständischen Unternehmer, der innovative Cloud Services nutzen will. Gleichzeitig fürchtet er um die Sicherheit und Verfügbarkeit sensibler Daten und fragt sich, ob er ohne Komplikationen einen Anbieterwechsel vornehmen kann. Und seit den Cyberattacken auf staatliche Einrichtungen wie beispielsweise in Estland diskutieren Politik und Öffentlichkeit zunehmend die Frage, ob die Kontrolleure kritischer Infrastrukturen gut genug auf den Angriff terroristischer Schadprogramme vorbereitet sind.
    Solche Unsicherheiten durchziehen die gesamte digitale Welt. Sie bereiten den Boden für Blockaden und Hemmnisse, die dann wiederum den Standort Deutschland gefährden. Die geschilderte Widersprüchlichkeit der Netzkommunikation kann sehr schnell in eine Vertrauenskrise umschlagen, welche die Innovationskraft von Industrie und Forschung und letztlich unseren wirtschaftlichen Wohlstand bedrohen würde. Gerade ein Land, das bei der ökologischen Modernisierung von Industrie und Infrastruktur zu den Vorreitern zählen will, darf nicht in der Informations- und Kommunikationstechnologie – der Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts – zu den Nachzüglern zählen.
    Auch wenn Deutschland nach wie vor Spitzenreiter in vielen Bereichen der Hochtechnologie ist und über viele Jahre »Exportweltmeister« war, nehmen wir im Bereich digitaler Schlüsseltechnologien weltweit doch bestenfalls eine Mittelfeldposition ein. Nur wenige deutsche IKT-Unternehmen, etwa Deutsche Telekom oder SAP, verdienen hier wirklich den Titel »Global Player«. Zwar mischt Deutschland in einigen Bereichen ganz vorne mit, etwa in der Mikroelektronik oder als Anbieter von Business Software. Auch zehren wir von unserer Wettbewerbsstärke bei der informationstechnologischen Ausrüstung von Automobilen, Maschinen, Produktionsanlagen oder Logistiksystemen wie Embedded Systems oder RFID. Doch auf vielen Feldern wie Hardware, Software und Netztechnologien laufen deutsche Firmen und Forschungsgruppen dem Wettbewerb hinterher – sofern sie überhaupt noch am Rennen teilnehmen.
Produktive Zerstörungsprozesse
    Dieses Rennen wird nicht zuletzt durch das Cloud Computing entschieden: Computer und Internet haben nur 20 Jahre gebraucht, um viele Alltagskonventionen, Produktions- und Entscheidungsstrukturen aufzulösen. Blicken wir 20 Jahre in die Zukunft, dann wird das Cloud Computing unseren Lebens- und Arbeitsalltag noch einmal ebenso stark revolutioniert haben. 1 Milliarden Minicomputer – eingebaut in Fahrzeugen oder Haushaltsgeräten – kommunizieren auf Zuruf und im Kontakt mit einer den gesamten Globus umfassenden »Datenwolke« miteinander. Sie unterstützen uns bei der Koordination familiärer und beruflicher Tagesabläufe und sorgen für Sicherheit im Straßenverkehr. Sowohl die großen Metropolen als auch die kleinen Kommunen in allen Teilen der Welt steuern ihre Verwaltungsprozesse, ihre Energie- und Verkehrssysteme mit Hilfe dieser Technologie. Global verteilte Sensoren, deren Miniaturisierung teilweise die Größe von »Smart Dust« annehmen wird, sammeln Daten über Meeresverschmutzung und Erdbebenrisiken, über Klimaprozesse und Wetterphänomene. Globale Diagnosenetze erheben Daten über Virenattacken und Krankheitsverläufe mit lokalem, regionalem oder globalem Gefahrenpotenzial. Und alle diese Big-Data-Prozesse werden mittels Cloud Computing
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