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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal
Autoren: John T. Lescroart
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weiter an seinem Ring.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Batiste, »aber ich hab’ noch eine Frage. Darf ich?«
    »Schießen Sie los.«
    »Nun, Sie wissen ja, sie haben sicher schon davon gehört …«
    Frazelli hörte zu. Er wußte, was jetzt kam.
    »Nun, die Sache ist die, daß ich keine Lust habe, eines Morgens hier anzukommen und einen Drei-A-Riesenaufkleber an meiner Tür vorzufinden, verstehen Sie?«
    Frazelli verstand. ›Drei-A‹ war Polizei-Jargon und bedeutete ›Absolutes Abgefahrenes Arschloch‹. Das Drehen am Ring wurde fast schon zur Besessenheit. Als der Lieutenant es bemerkte, stoppte er sich selbst und streckte seine Hände hinter den Kopf, lehnte sich im Sessel zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch.
    Frank hatte noch genügend Zeit, um herauszufinden, wie die Dinge liefen. Warum sollte er ihm diesen Augenblick vermasseln? »Sie wissen ja, Frank«, sagte Frazelli, »man hört die ganze Zeit von allem möglichen Scheiß. Sie haben aber den Job bekommen, weil Sie ihn sich verdient haben, so einfach ist das. Wenn jemand anderer Meinung ist, schicken Sie ihn zu mir, auch wenn ich schon pensioniert sein sollte und in der Bay angeln gehe.«
    Die Sprechanlage läutete, und Marylouise sagte: »Der Kuchen ist da.«
    Frazelli stand auf. »Sind Sie bereit?« fragte er. »Lassen wir uns den Kuchen schmecken.«

    Jane saß bei ihm hinten in der Bar in der Nähe der großen Fenster. Sie hatte ihre Hand zärtlich auf die Innenseite seines Oberschenkels gelegt und trank einen Negroni. Sie hatte ihren Kopf zurückgeworfen und gab ein lautes Lachen von sich. Sie blinzelte in die Dämmerung.
    Hardy war im Laufe des Abends immer gesprächiger geworden, während er eine kurze Schicht eingelegt hatte. McGuire zog es vor, Freitag abends zu arbeiten wegen der guten Wetten, Jane und er hatten das immer ihre Romantiknacht genannt. Vielleicht würde es wieder so sein.
    Er hatte am Mittwoch wieder angefangen zu arbeiten. Während er hinter dem Tresen stand, merkte er – so, wie es ihm immer gegangen war –, daß er damit dem Anspruch, ein soziales Wesen zu sein, gerecht wurde, ohne wirklich jemandem nahekommen zu müssen. Und solange er wußte, warum er es tat, gefiel ihm diese Art, sich zu entspannen. Er hatte sich irgendwie schlapp gefühlt, wollte allein sein.
    Gestern war er in die Stadt gefahren und hatte seine Aussage gemacht. Glitsky war nicht anwesend. Der neue Lieutenant sagte ihm, daß die beiden Priester die Aussage von Glitsky und Griffin bekräftigt hätten und so Eddies Tod zum Mordfall erklärt worden sei.
    Die Reaktion von Moses hierauf war gemischt gewesen. Zuerst hatte er überschwenglich reagiert und sich gefreut, daß Frannie nun versorgt war. Doch dann hatte er sich von der Sache distanziert, und eine melancholische Höflichkeit, die Hardy erst jetzt richtig begriff, hatte ihn erfaßt.
    Er verstand das, aber es schien ihm nicht richtig zu sein. Schließlich war es Moses gewesen, der ihn mit dem Job beauftragt und ihm Geld dafür angeboten hatte. Es war ein Vertrag gewesen, der genau so bindend war wie ein schriftlicher, unterschriebener und notariell beglaubigter Kontrakt.

    Hardy machte sich keine Gedanken darüber, daß Moses sein Wort brechen könnte – er würde es nicht tun. Was ihm zu schaffen machte, war Moses Reaktion. Wie konnten sie als Partner weiterarbeiten, nachdem sie schon so lange Freunde waren, mit dieser Spannung zwischen ihnen? Und es lag auf der Hand, daß Moses nicht mehr an die romantische Geste dachte, sondern an die Realität seines Versprechens und es ihm übelnahm – ein Viertel der Bar zu verlieren, die ihm über ein Jahrzehnt lang allein gehört hatte.
    Als er heute abend mit finsterem Blick und einem Schnellhefter in der Hand hereingekommen war, hatte Hardy schon gedacht, er bringe Papiere zum Unterschreiben. Selbst Jane, die den Mann die ganzen Jahre über kaum beachtet hatte, sagte: »Das ist nicht der McGuire, den ich kannte.«
    Die Gäste machten nicht den Eindruck, als wollten sie in der nächsten halben Stunde aufbrechen. Hardy kletterte von seinem Hocker. Er küßte Jane im Vorbeigehen und sagte ihr, daß er gleich wieder zurücksein werde, und ging dann die Bartheke entlang zu Moses, der am anderen Ende einem Würfelspiel zusah, als ob es das spannendste Spiel der Welt wäre. Mit anderen Worten, er ignorierte Hardy.
    »Hey, Mose.«
    Er blickte hoch.
    »Ich kündige«, sagte Hardy.
    Moses schielte ihn von der Seite an, bewegte sich einen Schritt nach vorn
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