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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal
Autoren: John T. Lescroart
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und mehr Zeit konnte er ihr wirklich nicht geben – herauskommen würde, würde er nachschauen müssen.
    Er zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich damit die Stirn und den Nacken. Er fühlte die Feuchtigkeit. Als endlich eine leichte Brise durch den Wagen zog, schauderte er. Wurde er etwa krank? Selbst seine Hände fühlten sich verschwitzt und klebrig an.
    Nun komm schon, Erin, dachte er. Komm schon.
    Sie fuhr den Volvo rückwärts aus der Einfahrt und schaute nicht einmal hinter sich in seine Richtung. Seine Atmung beruhigte sich wieder ein wenig. Der Volvo hielt an der Ecke an, ließ einen Lastwagen vorbeifahren und verschwand dann hinter der nächsten Rechtskurve.
    Cavanaugh startete den Wagen, fuhr auf die Straße und parkte vor der Einfahrt der Cochrans. Dann ging er über den vertrauten Backsteinweg zur Vordertreppe, stieg die Stufen hoch und läutete an der Tür.
    »Steven«, rief er. »Erin!«
    Er klingelte noch einmal.
    »Wer ist da?« Stevens schwache und weit entfernte Stimme erklang von der anderen Seite des Hauses her.
    »Pater Jim, Steven.«
    Es folgte eine Pause, dann ein weiterer, entfernt klingender Ruf. »Ich kann nicht aufstehen, Pater. Kommen Sie herein.«

    »Was machen Sie hier?«
    Hardy hatte Erin beim Überqueren der kleinen Rasenfläche gesehen, daraufhin die Tür geöffnet und sich vor den Eingang des Pfarrhauses gestellt.
    Ihr Gesicht war wirklich unglaublich, dachte er.
    »Ich könnte Sie dasselbe fragen«, sagte sie. »Ist Jim drinnen?«
    »Jim ist nicht hier.«
    Leicht verwirrt blieb sie stehen. »Natürlich ist er da. Ich habe gerade mit ihm gesprochen.«
    »Sie haben gerade mit ihm gesprochen?«
    »Er sagte mir, daß er mich hier braucht.«
    »Wann war das?«
    »Ich weiß nicht genau. Vielleicht vor zehn, fünfzehn Minuten.«
    »Und er braucht Sie hier? Beim Pfarrhaus?«
    »Aber ja. Stimmt was nicht?«
    Hardy, der immer noch am Eingang stand, runzelte die Stirn. »Ich hoffe nicht.«
    Sie gingen gemeinsam ins Haus. »Sie wissen ja, Rose ist tot«, sagte Hardy.
    Erin legte ihre Hand auf Hardys Arm, wie es ihre Art war. Sie blickten sich im Eingangsflur an.
    »Jim hat gesagt, daß sie auch Selbstmord begangen hat.«
    »Was meinen Sie damit – auch ?«
    Erin sah zu Boden.
    Hardy hob ihr Kinn in die Höhe. »Eddie hat es nicht getan.«
    Er wußte, daß es schwer für sie war, doch sie mußte es erfahren.
    »Steven hat dasselbe gesagt. Er sagte mir, daß er herausgefunden hat, wie es passiert ist. Er hat schon mit Jim darüber gesprochen.«
    Hardy fühlte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich.
    »Was ist denn los?«
    »Wann war das?«
    »Wann war was ?«
    »Wann hat er mit Jim darüber gesprochen?«
    Erin nahm seine Hand, als wolle sie ihn beruhigen. »Kurz bevor ich aus dem Haus gegangen bin, kurz bevor er mich bat herüberzukommen.«
    Mehrere Augenblicke stand Hardy wie versteinert da, dann fiel es ihm wie Schuppen vor den Augen. »Gütiger Himmel!« Er blickte über ihre Schulter. Die Eingangstür war immer noch geschlossen. »Geben Sie mir die Schlüssel.«
    »Welche Schlüssel?«
    »Ihre Schlüssel. Geben Sie mir Ihre Schlüssel!«
    Gehorsam öffnete sie ihre Handtasche. Kaum hatte er die Schlüssel, rannte er schon zur Tür. »Kommen Sie schon, los!« sagte er. »Ihr Auto. Fahren wir!«

Kapitel 35

    Die Vordertür war abgeschlossen.
    Er wollte schon ein weiteres Mal nach Steven rufen, als er sich überlegte, daß es besser wäre, nicht länger die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er schaute links und rechts die Straße hinunter. Es war ein ruhiger Dienstag, kurz vor Mittag. In der Nähe war niemand zu sehen. Und Cavanaugh wußte, daß Steven nicht aufstehen konnte – welchen Sinn hatte es also, ihn zu rufen?
    Er versuchte noch einmal, die Tür zu öffnen. Zwecklos, sie war abgesperrt. Wahrscheinlich sogar verriegelt, wie er Erin kannte.
    Er ging nochmal am Honda vorbei, die Auffahrt hoch und die Hauswand entlang. Die Fenster waren alle geschlossen. Im Hinterhof stieg er auf die Veranda und versuchte, die Glastüren zu öffnen. Auch sie waren mit einem abgesägten Besenstiel gesichert worden, den man in die Rille am Boden verkeilt hatte, damit die Tür nicht geöffnet werden konnte.
    Cavanaugh schaute wieder auf die Uhr. Er kam ins Schwitzen. Es war schon zu viel Zeit vergangen. Er mußte hineinkommen, und es durfte nicht wie ein Einbruch aussehen.
    Er ging die Veranda entlang, um die Ecke und wollte wieder zur Vorderseite des Hauses, dabei kam er an einem
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