Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
nur noch versuchen, ins Bad zu gelangen und sich dort einzuschließen. Er stand auf, schwankend, da er nicht auf dem verletzten Fuß auftreten wollte.
    »Hey, Steven, komm schon« – er lächelte immer noch –, »warum stehst du auf?« Er hatte seinen Oberkörper bereits durch das Fenster gezwängt.
    Er mußte sich schneller bewegen. Er trat mit dem Gipsfuß auf.
    »Steven, was ist los?«
    Der Fuß würde sein Gewicht nicht tragen können. Das Bein knickte ihm ein, und er fiel zu Boden. Unwillkürlich stieß er einen Schmerzensschrei aus.
    Pater Jim, der nun im Zimmer stand, beugte sich über ihn. Er ging in die Knie, immer noch mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Er stand auf und streckte seine Arme aus, als wolle er nach ihm greifen.
    »Gehen Sie weg …«
    »Steven …«
    »Sie haben Eddie umgebracht, Sie waren das …«
    Pater Jim zog seine Arme zurück und kniete sich wieder hin.
    »Wovon redest du denn da? Das glaubst du doch nicht etwa?« Er war allem Anschein nach überrascht.
    »Und jetzt wollen Sie mich umbringen, nicht wahr? Deshalb sind Sie hergekommen.« Pater Jim verstärkte sein wohlwollendes Lächeln. Wie konnte er nur so entspannt sein, wenn er ihn doch umbringen wollte …?
    »Steven, Steven, Steven«, sagte Pater Jim. »Ich bin gekommen, um mit deiner Mutter zu sprechen.«
    »Sie ist aber gerade zu Ihnen rübergefahren.«
    »Ach, deshalb ist sie nicht zu Hause.« Er lächelte unbekümmert weiter. »Ich dachte, wir treffen uns hier.«
    Er näherte sich Steven erneut. »Ich glaube, die Tabletten verursachen dir Halluzinationen. Sei vernünftig, Steven.« Er legte ihm eine Hand unter den Kopf. »Halt dich einfach an mir fest. Ich helfe dir ins Bett zurück.«

    Es war nicht einfach, dieses Spiel zu spielen.
    Er half ihm erst einmal hoch, dann führte er ihn bis zur Bettkante. Er mußte im Bett liegen – das war das Wichtigste. Doch das schien bei all den Verbänden und Korsettstangen alles andere als einfach zu sein. Die Gelenke wollten nicht, wie er wollte.
    »Ich habe das vorhin mit Eddie nicht so gemeint«, sagte Steven. »Ich weiß nicht warum, ich dachte nur …«
    »Ist schon gut, Steven.«
    »Aber die andere Sache, der Unfall …«
    »Ich wollte mit dir darüber sprechen.« Er machte es ihm bequem. Die Sache schien gut zu laufen. »Ich hol’ dir ein Bier«, sagte er. »Das wird dir guttun.«
    Er ging in die Küche, sah nichts, fühlte nichts, als ob er durch einen Tunnel ging. Er öffnete den Kühlschrank, nahm eine Flasche heraus, und während er die Flasche öffnete, ging er ins Schlafzimmer zurück.
    Gut, der Junge hatte sich hingelegt. Okay, stell nun das Bier auf den Nachttisch ab. (Und denk daran, es wieder zu entfernen, wenn du gehst.)
    »Hier«, sagte er, »laß mich das Kissen zurechtrücken.«

    »Wem gehört das Auto?«
    Erin wußte es nicht. Es war nicht Jims Wagen. Aber es war jemand da! In ihrem Haus, bei Steven. »O mein Gott!«
    Dismas fuhr den Volvo über den Bordstein und hielt auf dem Rasen. Sie hatte ihre Tür bereits geöffnet und rannte los.

    Wo ist das Messer?
    Steven bewahrte das Messer immer in der obersten Schublade auf – er hatte ihn oft genug dabei beobachtet, wie er es dort herausnahm.
    Er begann, sich wieder zu regen. Er hätte nicht gedacht, daß Steven noch so viel Kraft haben würde.
    Vielleicht in der zweiten Schublade. Und wenn es nicht dort war, mußte er ihn wieder bewußtlos machen, aber es war schwierig, den richtigen Augenblick abzuwarten. Er hatte schon befürchtet, er habe das Kissen zu lange auf das Gesicht des Jungen gepreßt, als er dessen blauen Lippen sah.
    Er öffnete die zweite Schublade.

    Mein Gott! Dismas hatte die Schlüssel.
    »Die Schlüssel! Die Schlüssel!« Sie drückte auf die Türklingel. »Steven! Steven!«
    Schon stand Dismas neben ihr und gab ihr die Schlüssel. Endlose Sekunden vergingen, während sie hastig nach dem richtigen Schlüssel suchte.
    »Welcher ist es?«
    Dismas nahm den Schlüssel, steckte ihn ins Schloß und drehte ihn um. Sie drückte die Tür auf, stieß ihn zur Seite, rannte schreiend durch die Eingangshalle. »Steven, Steven!«

    Cavanaugh stand an Stevens Bett, als Steven die Augen öffnete. Er hielt ein Kissen in seinen Händen und blickte ihn an. Und da war Mom an der Tür zu seinem Zimmer.
    »Er ist nicht tot? Mein Gott, er ist nicht tot!«
    Im nächsten Augenblick stand sie schon bei ihm und schlang ihre Arme um seinen Hals. Er konnte sich überhaupt nicht bewegen, auch nicht sprechen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher