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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)
Autoren: Bastian Sick
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jemandem/jemanden das Fürchten lehren
    Heute gilt es als standardsprachlich korrekt, nach lehren den doppelten Akkusativ zu gebrauchen: Sie lehrt ihn das Klavierspiel; er lehrt sie das Tangotanzen.
    Im 17. und 18. Jahrhundert war es hingegen üblich, die Person in den Dativ zu setzen, da lehrte der Meister dem Gesellen das Handwerk, und der Erzieher lehrte dem Flegel Mores. Im 19. Jahrhundert lehrte dann der Akkusativ den Dativ das Fürchten, indem er ihn von seinem Platz verdrängte. Dennoch tritt der Dativ gelegentlich noch auf, vor allem im Passiv: Ihm wurde das Fürchten gelehrt.

    [l] lohnenswert/lohnend
    »Lohnenswert« ist eine überflüssige Zusammensetzung aus den Wörtern »lohnend« und »wert«. Eine Sache kann lohnend sein, und sie kann etwas wert sein, beides zusammengenommen macht sie aber nicht zwangsläufig lohnenswert. Ähnliche pleonastische Adjektive: stillschweigend, schlussendlich, vorprogrammiert.

    [m] meines Wissens/meines Wissens nach
    Die Wendung »meines Wissens« in der Bedeutung von »soviel ich weiß« steht ohne die Präposition »nach«. Es heißt: »Meines Wissens war Peter der Große Zar von Russland«, nicht »Meines Wissens nach war Peter der Große Zar von Russland«.
    Dasselbe gilt für den Genitiv von »Erachten«, auch hier heißt es nicht »meines Erachtens nach«, sondern nur »meines Erachtens«.
    Die Präposition »nach« steht bei ähnlichen Wendungen, die den Dativ haben:
    meinem Gefühl nach; meiner Meinung nach; dem Vernehmen nach; seinem Urteil nach.

    [m] Mexico City/Mexiko-Stadt
    Auch in Deutschland wird immer häufiger von »Mexico City« statt von »Mexiko-Stadt« gesprochen, vor allem natürlich in Reisebüros, aber auch in Reportagen und selbst im Erdkundeunterricht. City hat einen verheißungsvolleren Klang als das Wort Stadt, außerdem wird bei uns in Deutschland inzwischen selbst so vieles »City« genannt (allein Hamburg hat mittlerweile vier Citys: City Nord, City Süd, Hafencity und die Innenstadt), dass die englische Vokabel nicht mehr als fremd wahrgenommen wird. Von modernistischen und modischen Erwägungen abgesehen, gibt es allerdings keinen zwingenden Grund, weshalb man der Hauptstadt Mexikos im Deutschen einen englischen Namen geben sollte. Die spanisch sprechenden Bewohner selbst nennen ihre Stadt übrigens Ciudad de México.
    Dasselbe gilt übrigens auch für Kuweit City und Panama City, die nicht kleiner oder hässlicher werden, wenn man sie Kuweit-Stadt und Panama-Stadt nennt. Ho-Tschi-minh-Stadt und Vatikanstadt sind von der City-Mode bislang noch verschont geblieben.

    [m] Mund-zu-Mund-Beatmung/Mundpropaganda
    Es gibt Mund-zu-Mund-Beatmung und Mundpropaganda, aber keine Mund-zu-Mund-Propaganda. Das wäre auch keine sinnvolle Form der Kommunikation. Mehr Erfolg verspricht es, seinem Gegenüber ins Ohr statt in den Mund zu sprechen.

    [n] neu renovieren/renovieren
    Die Aussage »Ich habe die Wohnung neu renoviert« enthält einen Pleonasmus. Pleonasmus nennt man einen inhaltlichen Zusatz zu einem Wort oder einer Wendung, der überflüssig ist. Weitere Beispiele: alter Greis, kleiner Zwerg, kahle Glatze, Gesichtsmimik, weiter fortfahren, lautlose Stille, persönlich anwesend, vollendete Tatsachen.

    [n] nichtsdestotrotz/trotzdem
    »Nichtsdestotrotz« ist eine mit Luft gefüllte Dreikomponentenhülse, die es dank massenhafter Verbreitung zu einem Eintrag im Wörterbuch gebracht hat, wenn auch mit dem dahinter stehenden Vermerk »ugs.« (umgangssprachlich). Im gepflegten Deutsch sind nach wie vor die Begriffe »trotzdem«, »wenngleich« und »obwohl« zu bevorzugen. Die Wörterbücher kennen übrigens auch die nichtimgeringsten kürzeren Wörter »nichtsdestoweniger« und »nichtsdestominder«.

    [n] noch mal/nochmal
    Lange Zeit durfte man »noch mal« in zwei Wörtern schreiben, denn es handelt sich um die umgangssprachliche Verkürzung von »noch einmal«. Die neue Deutsche Rechtschreibung erlaubt nun auch Zusammenschreibung: »nochmal«. Die Getrenntschreibung ist aber weiterhin zulässig. Die Wörter »nochmals« und »nochmalig« werden hingegen zusammengeschrieben.

    [n] Nullachtfünfzehn/08/15
    Der Ausdruck 08/15 geht zurück auf die Typenbezeichnung eines deutschen Maschinengewehrs, das im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam. Durch den permanenten Drill an dieser aus 383 Einzelteilen bestehenden Waffe wurde 08/15 unter Soldaten zum Synonym für tägliche Routine, für etwas, das nichts Besonderes war. Im Zweiten Weltkrieg kamen die
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