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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)
Autoren: Bastian Sick
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sich an der Rezeption zu melden« ist das Wort »beziehungsweise« fehl am Platz, an seine Stelle gehört ein schlichtes »und«. Und hier heißt es besser »oder«: »Das erle digt Herr Brüning bzw. Herr Wiesenhoff für Sie.«
    In vielen Fällen kann »beziehungsweise« auch einfach durch »genauer gesagt« ersetzt werden: »Ich stamme aus Lübeck, beziehungsweise aus einem Dorf in der Nähe.« Besser: »Ich stamme aus Lübeck, genauer gesagt aus einem Dorf in der Nähe.«
    »Beziehungsweise« ist nur dann angebracht, wenn ein Bezug auf zwei verschiedene Substantive vorliegt: »Zugelassen sind Kinder ebenso wie Erwachsene, der Eintritt beträgt 8 bzw. 12 Euro.«

    [b] brauchen/zu brauchen
    »Wer brauchen nicht mit zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen.« Diese Faustregel gilt in der Standardsprache noch immer. In der Umgangssprache wird »brauchen« in Analogie zu den Hilfsverben »müssen« und »dürfen« oft ohne »zu« verwendet:
    Nach dem Vorbild »Sie muss davon ja nichts erfahren« wird »Sie braucht davon ja nichts erfahren« gebildet. Dies gilt aber nicht als salonfähig. In gutem Deutsch heißt es nach wie vor: »Sie braucht davon ja nichts zu erfahren.«

    [c] China/Chile
    Die standardgemäße Aussprache des »Ch« am Wortanfang vor den hellen Vokalen »e« und »i« ist ein weiches »ch« wie in »Licht« und »Blech«. In Süddeutschland allerdings wird das Ch wie ein K ausgesprochen, dort sagt man Kina, Kinesen, Kemie und Kirurg. Die Norddeutschen amüsieren sich gern darüber, sind ihrerseits aber nicht konsequent, wenn es um die Aussprache des Chiemsees geht. Den spricht nämlich auch ein »Preiß« mit knackigem k, obwohl er das ch weich artikulieren müsste. Hier hat sich das Bayerische durchgesetzt. Inkonsequent sind die Bayern ihrerseits bei Chile: Hier sagen sie nicht Kile, wie man es erwarten könnte, sondern Tschile.

    [d] dasselbe/das Gleiche
    Dass dasselbe und das Gleiche nicht dasselbe ist, sieht man schon daran, dass dasselbe zusammen- und das Gleiche auseinander geschrieben wird.
    Zwei Frauen können nicht zur selben Zeit dasselbe Kleid tragen, wohl aber das gleiche. Der-, die-, dasselbe besagt, dass zwei Dinge identisch sind. Der, die, das Gleiche besagt, dass sich zwei unterschiedliche Dinge aufs Haar gleichen.
     
Sie fuhren beide das gleiche Auto, hatten aber nicht dasselbe Ziel.
Sie benutzen beide die gleiche mittelharte Zahnbürste, aber nicht dieselbe.

    [d] drängen/dringen
    Das Verb drängen wird regelmäßig gebeugt: drängen, drängte, gedrängt, ebenso: aufdrängen und auf etwas drängen.
     
Die Zeit drängt.
Er drängte sie, zum Ende zu kommen.
Der Vertreter hatte ihr das Abonnement regelrecht aufgedrängt.
Sie drängte auf die Entlassung des Chauffeurs.
    Das Verb dringen wird unregelmäßig gebeugt: dringen, drang, gedrungen.
     
Das Wasser dringt durch alle Ritzen.
Ihr Hilferuf drang bis ins Nachbarhaus.
Amors Pfeil war ihm tief ins Herz gedrungen.

    [e] effektiv/effizient
    Effektiv bedeutet wirkungsvoll im Verhältnis zu den aufgewendeten Mitteln, effizient bedeutet leistungsfähig, wirtschaftlich. Das eine bezieht sich also auf das Ergebnis (hat die Sache einen Effekt?), das andere charakterisiert die Art und Weise einer Umsetzung (hat sich die Sache gelohnt?).
    Eine Flasche Champagner auf eine umgestürzte Kerze zu gießen ist effektiv, denn das Feuer ist danach gelöscht. Effizient ist es hingegen nicht, denn ein Glas Wasser hätte es auch getan.
    Ein Sprint kann effektiv sein, wenn es gilt, ein nahes Ziel zu erreichen. Wer aber noch mehrere Kilometer zurückzulegen hat, wird feststellen, dass Sprinten nicht effizient ist, weil man zu schnell außer Atem gerät.

    [e] E-Mail/email
    E-Mail wird meistens als weiblich aufgefasst, also die E-Mail, weil das Wort übersetzt »elektronische Post« bedeutet. Einige sagen allerdings auch das E-Mail, wobei sie sich am Englischen orientieren, wo für Mail und E-Mail das sächliche Pronomen »it« verwendet wird. Die korrekte deutsche Schreibweise ist E-Mail, nicht e-mail, e-Mail oder E-mail und auch nicht Email, denn Letzteres ist ein gebrannter Schutzüberzug für Kochtöpfe und Badewannen und wird in der Regel nicht auf elektronischem Wege versandt.

    [e] erschreckt/erschrocken
    Das transitive Verb »jemanden erschrecken« wird regelmäßig gebeugt und im Perfekt mit »haben« konjugiert: ich erschrecke dich, du erschreckst mich, die Nachricht erschreckte die Zuhörer, du hast mich ganz schön erschreckt!
    Das
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