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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)
Autoren: Bastian Sick
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intransitive Verb »erschrecken« wird unregelmäßig gebeugt und im Perfekt mit »sein« konjugiert: Sei leise, sonst erschrickt das Reh; als der Tiger den Jäger bemerkte, erschra ken beide; beim Anblick des Tieres ist er heftig erschrocken.
    Das reflexive Verb »sich erschrecken« gehört der Umgangssprache an und wird sowohl regelmäßig als auch unregelmäßig gebeugt: Ich erschrecke mich bei jedem Donner; ich erschreckte/erschrak mich fast zu Tode; ich habe mich ganz schön erschreckt/erschrocken!

    [e] erst mal/erstmal
    Entgegen einem unausrottbaren Volksglauben wird »erst mal« in zwei Wörtern geschrieben, daran hat sich auch durch die Rechtschreibreform nichts geändert. Es handelt sich um die umgangssprachliche Verkürzung von »erst einmal«. Die Wörter erstmals und erstmalig werden hingegen zusammengeschrieben. [ → noch mal]

    [f] fliehen/flüchten
    Der Unterschied zwischen »fliehen« und »flüchten« liegt im Antrieb. »Fliehen« bedeutet »schnell davonlaufen«, daher hat auch der schnell davonhüpfende Floh seinen Namen. Wer flieht, der tut dies aufgrund eines selbst gefassten Entschlusses. »Flüchten« stammt aus dem alten Jäger- und Kriegsvokabular und bedeutet »in die Flucht geschlagen werden«. Wer flüchtet, der tut dies meist gegen seinen Willen, weil er verjagt oder vertrieben worden ist. Daher werden Heimatvertriebene meistens Flüchtlinge und selten Geflohene genannt. Ein Beispiel, um den Unterschied aufzuzeigen:
    Die ersten Dorfbewohner flohen vor dem Feind (= sie rannten aus freiem Entschluss davon), die letzten konnten nur noch flüchten (= sie wurden gegen ihren Willen vertrieben).

    [g] gewinkt/gewunken
    Das Verb »winken« wird regelmäßig konjugiert: ich winke, ich winkte, ich habe gewinkt. Die Form »gewunken« ist landschaftlich verbreitet, aber streng genommen ein Irrtum. Zwar heißt es »sinken, sank, gesunken« und »trinken, trank, getrunken«, doch nicht »winken, wank, gewunken«. Die Formen von »winken« werden wie die Formen von blinken, hinken und schminken gebildet.

    [g] gewohnt/gewöhnt
    Gewöhnt und gewohnt ist nicht das Gleiche. Gewöhnt kommt von Gewöhnung, gewohnt von Gewohnheit.
    Wer sich an etwas gewöhnt, der macht sich mit etwas vertraut, findet sich mit etwas ab, gewinnt es womöglich sogar lieb.
    Wer etwas gewohnt ist, der kennt etwas, hat Übung und Erfahrung darin, was aber noch lange nicht heißen muss, dass er es deswegen auch schätzt.
    »Gewöhnt« wird immer mit der Präposition »an« gebraucht, »gewohnt« hingegen nicht.
     
Liebling, ich hab mich so an dich gewöhnt!
Nur langsam hatte er sich an das harte Leben gewöhnt.
Es dauerte nicht lange, da hatten sich die Tiere an die neue Umgebung gewöhnt.
Sie sind es gewohnt, bei schönem Wetter im Freien zu frühstücken.
Ein solch hartes Leben war er vorher nicht gewohnt gewesen.
Elke war es gewohnt, von den Männern versetzt zu werden, aber daran gewöhnen konnte sie sich nie.

    [g] grammatisch/grammatikalisch
    In dem Film »Die zwölf Geschworenen« mit Henry Fonda ereiferte sich einer der Geschworenen über die vermeintlich »grammatisch falsche« Ausdrucksweise des Angeklagten und wurde dafür mit den Worten verbessert: »Es heißt grammatikalisch.« Das war 1957, und damals galt »grammatikalisch« noch als standardsprachlich. Inzwischen ist es veraltet, das kürzere Adjektiv »grammatisch« hat sich durchgesetzt.

    [h] hälst/hältst
    Einer der häufigsten Rechtschreibfehler überhaupt. Selbst Akademiker brechen sich hier regelmäßig den Hals: die zweite Person Singular von »halten« lautet: du hältst, nicht: du hälst. Das »t« gehört zum Verbstamm (»halt«) und ist in jeder Ableitung dabei; entsprechend heißt es im Imperfekt: du hieltst beziehungsweise du hieltest, nicht: du hielst.

    [h] Handy/Handys
    Das Wort »Handy« hat tatsächlich einen englischen Ursprung. Im Zweiten Weltkrieg entwickelte die amerikanische Firma Motorola tragbare Funkgeräte, die sie »handie talkies« nannte. Diese Bezeichnung setzte sich jedoch nicht durch, die Funkgeräte wurden stattdessen unter dem Namen Walkie-Talkie berühmt.
    Die ersten Netze für tragbare Funktelefone gab es in den USA. Die entsprechenden Geräte wurden »mobile phone« oder »cellular phone« genannt, und so heißen sie im englischsprachigen Raum noch heute. Die Bezeichnung »Handy« für Mobiltelefon hat es in den USA nicht gegeben. Sie tauchte Mitte der Achtzigerjahre erstmals in Deutschland auf. Der Plural lautet Handys. [
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