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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)
Autoren: Bastian Sick
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    [h] Hijacker/Entführer
    Neudeutsches Modewort, albernes Synonym für Entführer. Kein Drehbuch kann so schlecht sein, dass jemand in einer Entführungsszene über Handy seinen Angehörigen mitteilte, sein Flugzeug sei »in der Gewalt von Hijackern«. Von ähnlicher Hilflosigkeit zeugen die unübersetzten Begriffe Sniper (Heckenschütze), Warlord (Truppenführer), Airline (Fluggesellschaft) und Airport (Flughafen).

    [i] in 2010/im Jahre 2010
    Die Präposition »in« vor einer Jahreszahl ist ein lästiger Anglizismus, der vor allem im Wirtschaftsjargon allgegenwärtig ist. Die deutsche Sprache ist jahrhundertelang ohne diesen Zusatz ausgekommen und braucht ihn auch heute nicht.
    Die Formulierung »Der Film wird voraussichtlich erst in 2006 in die Kinos kommen« zeugt nicht nur von schlechtem Stil, sie ist außerdem länger als die korrekte deutsche Fassung, für die man das »in« ganz einfach streicht.
    In bestimmten Zusammenhängen, in denen Missverständnisse aufkommen können, empfiehlt es sich, »im Jahre …« beziehungsweise »des Jahres …« vor die Jahreszahl zu setzen:
    Missverständlich: »Die beiden Wissenschaftler haben auf ihrer Reise durch Russland 2003 besonders wertvolle Gemälde gesichtet.«
    Besser: »Die beiden Wissenschaftler haben auf ihrer Reise durch Russland im Jahre 2003 besonders wertvolle Gemälde gesichtet.«

    [i] irgendwie total/–
    Aussagen wie »Das war irgendwie total strange« oder »Ich hab den Max irgendwie total gern« klingen irgendwie total bescheuert. Wer eine Meinung zu etwas hat und meint, diese artikulieren zu müssen, möge nach treffenden Worten suchen. »Total« ist, wie »echt«, »voll«, »tierisch« und »unheimlich«, ein verstärkendes Füllwort, »irgendwie« hingegen entkräftet und relativiert den Sinn. Die beiden Wörter heben sich also gegenseitig irgendwie total auf.
    Man sage: »Das war seltsam« und »Ich hab den Max gern«, oder man schweige.

    [j] Jogurt/Joghurt
    Die Rechtschreibreform hat häufig gebrauchte Fremdwörter der deutschen Schreibweise angepasst. In einigen Fällen sind dabei Buchstaben weggefallen, die keine phonetische Relevanz besaßen, wie das »h« in Känguru(h). Die fremdsprachige Schreibweise »Joghurt« ist nach wie vor die Hauptvariante, doch die deutsche Form »Jogurt« eine zulässige Nebenvariante.
    Weitere Fälle sind: Katarrh/Katarr, Myrrhe/Myrre, Hämorrhoiden/Hämorriden
    Daneben ist Joghurt auch eines der wenigen Wörter der deutschen Sprache, die männlichen, weiblichen und sächlichen Geschlechts sind: Im Hochdeutschen heißt es der Joghurt, in Österreich das Joghurt und in der Umgangssprache mitunter auch die Joghurt.

    [k] in keiner Weise/in keinster Weise
    Wenn »kein« so viel bedeutet wie »nichts« oder »niemand«, lässt es sich dann noch steigern? Logisch gedacht natürlich nicht, stilistisch ist dies trotzdem möglich. Man nennt dies den »Elativ«, eine Steigerungsform, die sich herkömmlicher Logik entzieht, um außergewöhnliche Höflichkeit, Entrüstung, Qualität, Trauer oder Demut auszudrücken. Der Elativ, auch »absoluter Superlativ« genannt, wird außer Konkurrenz verwendet, also ohne einen wirklichen Vergleich anzustellen: mit freundlichsten Grüßen, herzlichst, in tiefster Trauer, beim besten Willen, beim leisesten Anzeichen, möglichst, gefälligst, baldigst, gütigst und eben auch: in keinster Weise.

    [k] kosten: das kostete ihm/ihn das Leben
    Regiert »kosten« den Dativ oder den Akkusativ der Person? Seit eh und je findet man beide Formen belegt. Es ist allerdings nicht so, wie viele glauben, dass der Dativ den Akkusativ verdrängen würde. Vielmehr befindet er sich seit Jahrhunderten auf dem Rückzug. Im 18. Jahrhundert überwog noch der Gebrauch des Dativs. Sprachgelehrte empfahlen dann den Akkusativ, der sich bis heute weitgehend durchgesetzt hat.
    Wenn »kosten« im Sinne von »etwas verlangt von jemandem einen bestimmten Preis« gebraucht wird, gilt allein der doppelte Akkusativ als standardsprachlich korrekt:
    Das kostet mich nichts; das kostet ihn viel; das kostet dich höchstens ein Lächeln.
    Wird »kosten« im Sinne von »etwas bringt jemanden um etwas« verwendet, gilt neben dem Akkusativ der Person auch der Dativ der Person als korrekt:
    Das kostete die Mannschaft den Sieg; das kostete der Mannschaft den Sieg; das kostet ihn das Leben; das kostet mir meine letzten Nerven; das kostet dich deine Ruhe; ich lasse mir das Geschenk etwas kosten.

    [l] lehren:
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