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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)
Autoren: Bastian Sick
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kommen, weil »selbst« noch die zweite Bedeutung von »sogar« hat. Die Aussage »Selbst kochen ist billiger« kann als »Sogar kochen ist billiger« missverstanden werden. Um das zu vermeiden, ist es legitim, auch in gehobener Sprache »selber« zu sagen. Außerdem bevorzugt die Dichtung aus klanglichen oder rhythmischen Gründen bisweilen das »selber«. In Luthers Katechismus findet man »selber« und »selbst« scheinbar beliebig vermengt: »Du tust dir selbst mehr Schaden als einem andern«, heißt es dort an einer Stelle und »Davor hüte dich, sage ich noch einmal, wie vor dem Teufel selber« an einer anderen.

    [s] Silvester/Sylvester
    Der letzte Tag im Jahr heißt Silvester. Der Name geht zurück auf Papst Silvester I., der am 31. Dezember des Jahres 335 starb. Weil man ihm wundersame Heilkräfte nachsagte und lange Zeit glaubte, er habe den römischen Kaiser Konstantin getauft (was sich jedoch als falsch erwies), wurde er heilig gesprochen, seitdem ist der 31. Dezember sein Namenstag. Erst die Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 führte dazu, dass sich in der christlichen Welt der 1. Januar als Neujahrstag durchsetzte und Silvester somit zum letzten Tag des Jahres wurde. Bis dahin galt in weiten Teilen Deutschlands der 25. Dezember als Beginn des neuen Jahres.
    Dass viele den letzten Tag im Jahr mit »y« schreiben, mag – wie so oft – an den amerikanischen Vorbildern liegen. Dort heißt der 31. Dezember zwar ganz anders, nämlich »New Year’s Eve«, aber man kennt den Vornamen Sylvester. Und ein Hollywoodstar wie Sylvester Stallone ist heute wohl auch in Deutschland mehr Menschen ein Begriff als jener Papst, der vor 1669 Jahren starb. Ebenfalls bekannter dürfte Kater Sylvester sein, jene »böse Miezekatze«, der es trotz zahlloser Versuche leider bis heute nicht gelungen ist, dem nervtötenden Kanarienvogel Tweety den Kopf abzubeißen.

    [s] so viel/soviel
    So viel wird nur dann in einem Wort geschrieben, wenn es sich um eine Konjunktion handelt und dasselbe bedeutet wie »soweit«: soviel/soweit ich weiß, ist keiner zu Hause; sie hat anscheinend großes Glück gehabt, soviel/soweit man uns erzählt hat.
    In allen anderen Fällen wird »so viel« auseinander geschrieben:
     
Ich hatte keine Ahnung, dass er so viel von mir wusste.
Man sollte nur so viel mitnehmen, wie man selbst tragen kann.
Das eine bedeutet so viel wie das andere.
Mein Nachbar verdient doppelt so viel wie ich.
Wir haben so viel gesehen, dass wir die Hälfte schon wieder vergessen haben.

    [s] so was/sowas
    »So was« wird in zwei Wörtern geschrieben, daran hat sich auch durch die Rechtschreibreform nichts geändert. Es handelt sich um die umgangssprachliche Verkürzung von »so etwas«. Der oft zitierte Ausruf des Erstaunens wird weder in einem Wort (»Nasowas«) noch in zwei Wörtern (»Na sowas«) geschrieben, sondern in drei Wörtern: »Na so was!«

    [s] Stehende Ovation/Stehbeifall
    Der englische Ausdruck »standing ovation« bedeutet stürmischer Beifall, Stehbeifall. Die Wiedergabe mit einem Partizip (stehend) kollidiert mit der deutschen Grammatik, denn stehend ist nicht der Beifall, sondern das Publikum.

    [s] Stundenkilometer/Kilometer pro Stunde
    Der Begriff Stundenkilometer ist eine umgangssprachliche Maßeinheit, die auf einem physikalischen Irrtum beruht. Es gibt nämlich kein Produkt aus Stunden und Kilometern, welches anzeigt, wie viel Kilometer man in einer Stunde zurücklegt. Korrekt sind die Angaben Kilometer pro Stunde, Kilometer in der Stunde, km/h oder auch Tempo.

    [t] Teddys/Teddies
    Fremdwörter aus dem Englischen, die auf -y enden und im Englischen den Plural -ies haben, erhalten im Deutschen im Plural ein -s: Babys, Bobbys, Buggys, Gullys, Ladys, Ponys, Rowdys, Storys, Teddys.
    Aber: Caddies, Girlies, Hippies, Teenies, da hier bereits der Singular die Endung -ie hat.

    [t] Temperaturen/Geschwindigkeiten
    Temperaturen sind Wärmegrade, sie können hoch oder niedrig sein, aber nicht warm oder kalt. Wenn uns die Wettervorhersage für den Nachmittag »wärmere Temperaturen« verspricht, verstehen wir zwar, was gemeint ist, registrieren aber zu der gewohnten meteorologischen Ungenauigkeit noch eine semantische.
    Entsprechendes gilt für Preise, sie können hoch oder niedrig sein, aber nicht teuer oder billig. Und Geschwindigkeiten können hoch oder niedrig sein, aber nicht schnell oder langsam.

    [v] vergeblich/vergebens
    Die Bedeutung ist dieselbe, doch gehören die beiden Wörter
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